Lebensdaten
1900 – 1994
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Saintt Paul (Minnesota, USA)
Beruf/Funktion
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 106739018 | OGND | VIAF: 71892529
Namensvarianten
  • Müller, Franz
  • Müller, Franz Hermann
  • Müller, Franz
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Müller, Franz Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd106739018.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (1857–1940) aus Mährisch Rothwasser, Mechaniker in B.;
    M Anna Kant (1863–1918, ev., seit 1890 kath.) aus Potsdam;
    1930 Theresia Geuer (* 1900) aus Köln, Dr. rer. pol., Soz.arbeiterin, Lecturer f. Soziol. am College of St. Thomas (Minnesota, USA);
    1 S, 3 T, u. a. Reinhold Christopher (* 1940), Prof. f. ma. Gesch. in USA.

  • Biographie

    M. bereitete sich während seiner Ausbildung als Handlungsgehilfe als Externer auf das Abitur (1919) vor. Das Studium an der Handelshochschule in Berlin schloß er 1922 als Diplom-Kaufmann bei Werner Sombart mit einer Arbeit über die wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Anschauungen in den Schriften von Thomas von Aquin ab. In Berlin lernte er den Kölner Jesuitenpater Heinrich Pesch kennen, den ersten Systematiker der kath. Soziallehre, der seine spätere akademische Arbeit maßgeblich beeinflußte. In Köln promovierte er 1925 bei Leopold v. Wiese („Zur Theorie der Funktionen des modernen Unternehmers“). Während seiner Kölner Studienjahre wohnte er im Hause des Professors für Sozialpolitik Benedikt Schmittmann, dessen Leben im Konzentrationslager endete. In dieser Zeit wurde M. im „Grosche-Wust-Kreis“ mit führenden Persönlichkeiten der kath. Sozial- und der christlichen Gewerkschaftsbewegung, u. a. mit Nikolaus Ehlen und Paul Jostock, bekannt. Er gehörte dem Windthorstbund und dem Friedensbund Deutscher Katholiken an und betätigte sich in der Erwachsenenbildung der Christlichen Gewerkschaften. In Berlin wurde M. Assistent von Götz Briefs am Institut für Betriebssoziologie an der TH in Charlottenburg, 1928 dann Assistent von Theodor Brauer an der TH Karlsruhe. Mit Brauer kehrte er nach Köln zurück, wo dieser als Nachfolger von Max Scheler Direktor des Forschungsinstituts für Sozialwissenschaften wurde. Zu dieser Zeit gehörte M. als jüngstes Mitglied dem „Königswinterer Kreis“ an, der unter entscheidender Mitwirkung der Jesuiten Oswald v. Nell-Breuning und Gustav Gundlach die Grundlagen der Enzyklika „Quadragesimo anno“ (1931) erarbeitete.

    Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor M. 1934 seine Assistentenstelle und zog seine Habilitationsschrift („Soziale Theorie des Betriebes“) zurück. 1936 folgt er einem Ruf an die St. Louis University (Missouri, USA). Hier begann seine unermüdliche Arbeit zur Verbreitung des Gedankengutes von Heinrich Pesch in den USA. 1940 holte ihn der inzwischen ebenfalls ausgewanderte Theodor Brauer an das College of St. Thomas in St. Paul (Minnesota), wo M. bis zu seiner Emeritierung 1968 lehrte. Nach Brauers Tod (1942) übernahm er die Leitung der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung. Gastprofessuren führten ihn nach Köln (1950) und Wien (1957/58). M. war für je ein Jahr Präsident der American Catholic Sociological Society und Vorstandsmitglied der Catholic Economic Association.

    M. leistete mit seinem Lebenswerk wichtige Beiträge zur wissenschaftlichen Weiterentwicklung der kath. Soziallehre, ihrer Verbreitung besonders in den USA, sowie zur interdisziplinären Forschung zwischen Wirtschaftswissenschaften und Sozialethik. In seinem Buch „Heinrich Pesch, Sein Leben und seine Lehre“ (engl. 1941, dt. 1980) stellt er dessen Sozialphilosophie (Christlicher Solidarismus) als Fundament seiner Lehre von der Wirtschaft dar, wobei er deutlich das eigene Formalobjekt der Ökonomie herausstellt. Der Einfluß dieses Buches auf die Sozialenzyklika „Laborem exercens“ ist unverkennbar|.

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (College of St. Thomas, 1981);
    Heinrich-Pesch-Preis d. Unitas-Verbandes (1988).

  • Werke

    Weitere W Franz Hitze u. sein Werk, 1928;
    Soz. Theorie d. Betriebes, 1952;
    Kirche u. Industrialisierung, 1971;
    The Church and the Social Question, 1984.

  • Literatur

    M. Lohmann. Ein Original mit Farbe, in: Rhein. Merkur v. 27.4.1990 (P);
    H. Hagemann u. C.-D. Krohn, Die Emigration dt.sprachiger Wirtsch.wissenschaftler nach 1933, 1992;
    BHdE II.

  • Autor/in

    Johannes Stemmler
  • Zitierweise

    Stemmler, Johannes, "Müller, Franz Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 371-372 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd106739018.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA