Lebensdaten
1850 – 1924
Geburtsort
Bern
Sterbeort
Bern
Beruf/Funktion
Frauenrechtlerin
Konfession
reformiert?
Normdaten
GND: 117165999 | OGND | VIAF: 47532887
Namensvarianten
  • Mülinen, Helene von
  • Mülinen, Helene von

Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Mülinen, Helene von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117165999.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Egbert Friedrich (1817–87), Historiker (s. Einl.), S d. Gottfried (1790–1840), Oberamtmann zu Nidau;
    M Charlotte v. Mutach (1828–1901);
    Ur-Gvv Nikolaus Friedrich (s. 1);
    Ov Rudolf (1805–79), preuß. Kammerherr u. Gutsbes.;
    B Hans (1858–1936, Alice de Bary, * 1868, Dichterin), bern. Forstmeister, Eberhard (1861–1927), preuß. Diplomat, Wolfgang (1863–1917), Historiker (beide s. Einl.); – ledig.

  • Biographie

    Das konservative Elternhaus ließ der hochbegabten Tochter eine sorgfältige Ausbildung angedeihen, verwehrte ihr jedoch ein Theologiestudium. M. konnte daher nur als Hörerin in den 1880er Jahren theologische und philosophische Vorlesungen an der Univ. Bern besuchen. Zeitlebens pflegte sie einen regen Austausch mit dem 1888 nach Greifswald berufenen Berner Theologen Adolf Schlatter (1852–1938). 1890 lernte M. anläßlich eines Klinikaufenthalts – sie litt an Tuberkulose und mußte sich einer schweren Tumoroperation unterziehen – ihre spätere Lebensgefährtin und Mitarbeiterin, die Medizinstudentin Emma Pieczynska-Reichenbach, kennen. Nun setzte ein fruchtbares Engagement auf verschiedenen Ebenen der Frauenbewegung ein. Gemeinsam mit der Engländerin Josephine Butler, der Begründerin der „Fédération abolitioniste“, rief sie die Berner Frauenkonferenzen sowie das Frauenheim und -restaurant „Daheim“ ins Leben. Mit Emma Pieczynska-Reichenbach gründete sie die „Soziale Käuferliga“, deren wichtigstes Anliegen die Schaffung gesunder Arbeitsbedingungen war. 1896 organisierte M. – ebenfalls mit Pieczynska-Reichenbach sowie mit Julie Ryff – in Genf den 1. Schweizerischen Kongreß für die Interessen der Frau. M.s Wirksamkeit verlagerte sich zusehends von der sozialen auf die politische Ebene. Sie wollte durch den Zusammenschluß aller lokalen Frauenvereine zu einer schweizer. Dachorganisation den Anliegen der Frauen Gehör verschaffen und ihre Umsetzung auf politischer Ebene vorantreiben. 1900 erfolgte die Gründung des „Bundes Schweizer. Frauenvereine“ (BSF), welchem M. bis 1904 präsidierte und dessen Vorstand sie bis 1920 angehörte. Anläßlich der Ausarbeitung des Schweizer. Zivilgesetzbuches nahm M. zu Fragen des ehelichen Güterrechts Stellung. Obwohl ihren Postulaten betreffend einzelner diskriminierender Paragraphen kein Erfolg beschieden war, erreichte sie immerhin – in der Person des Privatrechtlers Max Gmür – die Delegation einer Frauenvertretung in die vorberatende Kommission. Seit 1908 wurde M. zur vehementen Verfechterin des Frauenstimmrechts in der Schweiz.

    M.s Frauenideal war eng verknüpft mit ihrer religiös-sozialen Grundhaltung; es leitete sich von der in kritischer Auseinandersetzung mit der Bibel gewonnenen Vorstellung her, wonach Frauen eine in Gesellschaft und|Kirche aktive Rolle zukommt. An die Stelle des Geschlechterdualismus setzte sie die auf gemeinsame Entwicklung angelegte Geschlechterdifferenz. Obwohl sich M. intensiv um die Integration aller Frauenorganisationen, auch jener der Sozialdemokratie, bemühte, fußten ihre politischen Überzeugungen letztlich auf den bürgerlich-konservativen Idealen ihres Elternhauses.

  • Werke

    Die Stellung d. Frau z. soz. Aufgabe (Vortrag), 1897;
    Die Bedeutung d. internat. Frauenkongresses, in: Mschr. f. christl. Sozialreform, H. 8 f., 1903;
    Frauenbewegung, in: Hdwb. d. Schweizer. Volkswirtsch., Sozialpol. u. Verw. II, hrsg. v. N. Reichesberg, 1903;
    L' Alliance Nationale des Sociétés Féminines Suisses, Travail présenté à l' Assemblée du Relèvement moral à Lausanne, le 1er juin 1904, 1904;
    La Femme et l' Evangile, 1904;
    Die Erziehung d. Frau z. Bürgerin, 1907;
    Frauenstimmrecht, 1908;
    Die Ziele d. Frauenbewegung (Vortrag), 1909;
    Was d. Frauenbewegung v. Christentum erwartet (Vortrag), 1910.

  • Literatur

    E. Zellweger, Dem Bund Schweizer. Frauenvereine z. 25j. Jubiläum seines Bestehens, in: Jb. d. Schweizer Frauen 1924, S. 62-82;
    dies., in: Schweizer Frauen d. Tat, II, 1929, S. 274-92;
    dies., Die Mutter d. Schweizer. Frauenbewegung, H. v. M., in: Frauen d. Tat 1850-1950, Sonderausg. d. Jb. d. Schweizer Frauen, 1951, S. 7-16;
    S. Woodtli, in: Reformatio 23, 1974, S. 208-23;
    Th. Egger. „Reicht d. Verlorenen d. rettende Hand“, H. v. M., d. schweizer. Frauenbewegung u. ihre Haltung in d. Prostitutionsfrage im ausgehenden 19. Jh., Proseminar-Arbeit an d. Univ. Bern, 1992;
    D. Brodbeck, in: Neue Wege 88, 1994, S. 356-61;
    Schweizer Zeitgenossenlex.;
    HBLS;
    Schweizer Lex. (L, P).

  • Autor/in

    Annelies Hüssy
  • Zitierweise

    Hüssy, Annelies, "Mülinen, Helene von" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 306-307 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117165999.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA