Lebensdaten
1874 – 1954
Geburtsort
Unterreichenau Bezirk Falkenau/Eger
Sterbeort
Teplitz-Schönau
Beruf/Funktion
Glasindustrieller
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 137682468 | OGND | VIAF: 85975359
Namensvarianten
  • Mühlig, Josef
  • Mühlig, Josef
  • Mühlig, Joseph
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Zitierweise

Mühlig, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137682468.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Max (s. 1);
    B Anton (1876–1951), Glasindustrieller, seit 1899 kaufmänn. Leiter d. väterl. Unternehmens, seit 1906 Leiter d. Handelsges. d. Vereinigten Österr. Tafelglasfabriken in Prag, gründete 1908 d. europ. Flaschenglasverband u. 1920 d. Tafelglassyndikat in Prag, seit 1918 Vizepräs. d. Österr. Glashütten-Ges. in Aussig;
    - Holoubkau Bez. Rokytzan 1907 Maria Margarethe Babette (1885–1971), T d. Maximilian Hopfengärtner (1842–1918) aus Nürnberg, Gründer d. Zbirower Eisenwerke AG in Holoubkau, u. d. Wilhelmine Hüttemann (1847–1929) aus Hinsel b. Essen;
    Adoptiv-S (seit 1941) Friedrich Rudolf Richard Mühlig-Versen (1905–82), Dipl.-Ing., Dir. u. Vorstandsmitgl. d. Mühlig-Union Glasindustrie AG, stellv. Vors. d. Prager Glasindustrie AG in Prag;
    N Peter Paul Maximilian Josef (1915–41, ⚔), Glastechniker, Marianne (1909–57, 2] Friedrich Max Karl Scholz Edler v. Rarancze, 1896–1944, ⚔, Generallt. d. Waffen-SS, Kommandeur d. 11. Panzergrenadierdivision „Nordland“), Magdalena Maria Christine Wilhelmine (* 1912, Friedrich Rudolf Richard Versen, seit 1941 Mühlig-Versen, s. o.).

  • Biographie

    M. besuchte bis 1889 die Realschule und dann bis Herbst 1892 die Höhere Gewerbeschule in Chemnitz. Nach dem Abschluß als Ingenieur der chemischen Technik trat er Ende 1892 in das väterliche Unternehmen ein. 1915, nach dem Tode des Vaters, wurde er dessen technischer Leiter, während sein Bruder Anton die kaufmännische Leitung übernahm. Insbesondere beschäftigte M. das Problem der Mechanisierung der Fensterglaserzeugung, durch die das gesundheitsschädliche Mundblasverfahren ersetzt werden sollte. Die Glasmacher erzeugten dabei mit Hilfe langer, schwerer Rohre aus zähflüssigen Glaskugeln Zylinder mit Durchmessern von bis zu mehr als 40 cm und Längen bis zu 3 Metern. Die Zylinder wurden in kaltem Zustand aufgeschlitzt, in einem Streckofen wieder vorgewärmt, im erweichten Zustand ausgebügelt und dann in einem Kühlkanal abgekühlt. 1910 unternahm M. eine Studienreise nach USA und knüpfte Verbindungen zur American Window Glass Company in Pittsburgh.

    Während des 1. Weltkriegs begann sich M. für das seit 1902 patentierte, aber noch nicht ausgereifte Verfahren des belg. Glastechnikers Emile Fourcault zur maschinellen Erzeugung von Fensterglas zu interessieren. Hierbei wird aus zähflüssiger Glasmasse mittels Düsen ein Glasband erzeugt, vorgeformt und in unterschiedlicher Breite ausgewalzt. Die seit 1912 arbeitende Fourcaultsche Fabrik bei Dampremy in der Nähe von Charleroi hatte 1914 nach der deutschen Besetzung die Produktion eingestellt. M. erwirkte vom deutschen Generalgouverneur v. Bissing 1916 die Genehmigung, das Tafelglaswerk wieder in Betrieb zu setzen. Bis 1918 wurde die gesamte Produktion von der Österr. Handelsgesellschaft Vereinigter Tafelglasfabriken übernommen. 1919 nahm M. in seinem Werk Hostomitz sieben Fourcault-Maschinen in Betrieb und verwendete damit als erster nach dem Erfinder dieses Verfahren, an dessen Verbesserung er bis ins hohe Alter arbeitete. Als erster in Österreich-Ungarn führte M. auch die amerikan. vollautomatischen Owens-Maschinen zur Flaschenerzeugung ein. 1926 liefen in Aussig und Hostomitz sechs solcher Maschinen.

    Zusammen mit seinem Bruder Anton gründete M. 1908 in Salgótarján, Komitat Nográd (Ungarn), eine Tafelglasfabrik, 1924 schloß er seine Glashüttenwerke mit der Union-Glashütten AG in Aussig zur Mühlig-Union Glasindustrie AG zusammen, die seit 1926 ihren Sitz in Settenz Bez. Teplitz-Schönau hatte und in kurzer Zeit Weltruf erlangte. 1931 erwarb die Gesellschaft sämtliche Aktien der Helmstedter Glasindustrie AG in Helmstedt b. Braunschweig, 1940 übernahm sie die Fischmann Söhne AG in Teplitz-Schönau, die Stangenglas für die Gablonzer Schmuckindustrie und Glasbausteine herstellte. Die Mühlig-Union AG erzeugte Flachglas, Matt- und Eisglas, Flaschen und Ballons, nichtsplitterndes Sicherheits-Hart- und Verbundglas (seit 1934), wärmedämmende Doppelfenster, Transparentglas, Weiß-, Hohl-, Verpackungs- und Wandbekleidungsglas. M.s Unternehmen galten in österr. wie der tschechoslowak. Zeit als soziale Musterbetriebe. Von 1945 bis zu seinem Tode war M. in den nun tschechoslowak. Verwaltung unterstellten Glaswerken als Berater tätig.

    M. war seit 1929 Leiter, seit 1932 Präsident des Hauptverbandes der deutschen Industrie in der Tschechoslowakei, Vizepräsident des Zentralverbandes der tschechoslowak. Industriellen, Vorsitzender des Nationalkomitees der tschechoslowak. Glasindustrie in Prag, Vorsitzender des Vereins der Freunde der Deutschen TH in Prag und Aufsichtsrat zahlreicher Unternehmen.|

  • Auszeichnungen

    Orden d. Eisernen Krone III. Kl. (1917);
    Dr. techn. h. c. (Dt. TH Prag 1926);
    Ehrenpräs. d. 2. Internat. Kongresses f. Glas in London (1936);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Glastechn. Ges. (1944).

  • Werke

    Aufsätze u. Vorträge, 1942 (P);
    Lebenserinnerungen 1874-1932 (Ms., Kopie im Bes. v. Frau R. Ungermann).

  • Literatur

    Dt. Ztg. Bohemia v. 24.9.1917 u. 5.1.1934 (P);
    Köpfe d. Pol., Wirtsch., Kunst u. Wiss. (Tschechoslowak. Republik), 1936, S. 174 (P);
    O. Frankl, Der dt. Rundfunk in d. Tschechoslowak. Republik,|1937, S. 130 (P);
    Die Zeit (Reichenberg) v. 22.3.1942 (P);
    Teplitz-Schönauer Anz. v. 20.1.1954 (P) u. 5.3.1954 (P);
    Sudetendt. Ztg. v. 30.1.1954 (P);
    Glastechn. Berr. 27, 1954, H. 2, S. 65 (P);
    Glas-Forum 1954, H. 2, S. 36;
    F. X. Böhm, Persönlichkeiten aus Stadt u. Kreis Falkenau an d. Eger, 1984, S. 64;
    J. Weinmann, Egerländer Biogr. Lex. I, 1985;
    Biographisches Lexikon Böhmen. – Mitt. v. Frau R. Ungermann

  • Porträts

    Büste v. R. Schmidt, 1943 (Dt. Glastechn. Ges., Frankfurt/M.);
    Aquarell v. F. Plischke, 1937 (Fam.bes.);
    Phot. (Sudetendt. Bildarchiv, München).

  • Autor/in

    Erhard Marschner
  • Zitierweise

    Marschner, Erhard, "Mühlig, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 290-292 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137682468.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA