Lebensdaten
1802 – 1869
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Cannstatt
Beruf/Funktion
Violinist ; Komponist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117120251 | OGND | VIAF: 69119325
Namensvarianten
  • Molique, Wilhelm Bernhard
  • Molique, Bernhard
  • Molique, Wilhelm Bernhard
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Zitierweise

Molique, Bernhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117120251.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian (1762–1837), Fagottist u. Violinist, Stadtmusikant in N., S d. Franz, Musiker zu Lauterburg (Elsaß);
    M Catharina (1777–1845, ev.), T d. Simon Kayßer, Torwärter in Wilhermsdorf (Mittelfranken);
    München 1825 Anna Marie (1805–82), Hofschausp. in München, T d. Johann Christoph Wanney, Bäcker in Mannheim, u. d. Karoline Grosser;
    4 T.

  • Biographie

    Vom Vater wurde M. in der Tradition der Stadtmusikanten an verschiedene Instrumente herangeführt, sehr früh zeigte sich seine Begabung für die Geige. Mit sechs Jahren spielt er erstmals öffentlich in einem Konzert. Louis Spohr, dem in Nürnberg der 14jährige vorgestellt wurde, gab ihm einige Stunden Unterricht. 1816 ging M. nach München und wurde Schüler des dortigen Hofkonzertmeisters Pietro Rovelli. Nach erfolgreichem Konzertdebüt in Wien 1817 wurde er Mitglied des Orchesters am Theater an der Wien. Nach Rovellis Rückkehr nach Italien erhielt M. 1820 dessen Stelle. 1826 ging er als Musikdirektor nach Stuttgart. 23 Jahre lang versah er sein Amt als stellvertretender Orchesterleiter (bei Entreakten und Ballettaufführungen), Lehrer und Komponist. Die von Mendelssohn und Berlioz gelobte Disziplin (Gleichheit der Bogenführung) und Präzision des Stuttgarter Streicherchors ist eine wesentliche Frucht der Schule M.s. Während dieser Zeit unternahm er ausgedehnte Konzertreisen durch Europa. Vor allem in England feierte er als Virtuose und Komponist große Erfolge. M. übersiedelte 1849 mit seiner Familie nach London. 1861 wurde er, der nie systematischen Unterricht in der Komposition erhalten hatte, zum Professor für Komposition an der Royal Academy of Music berufen. Ein schmerzhaftes Kopfleiden erlaubte es ihm immer seltener, in der Öffentlichkeit aufzutreten. Nach einem von Freunden und Schülern veranstalteten Abschiedskonzert in London am 3.5.1866 zog er sich nach Cannstatt zurück. M. war ein geschätzter Virtuose vom Range Spohrs; die Tradition der franz. Geigenschule hatte ihm Rovelli vermittelt. Berlioz charakterisierte in seinen Memoiren sein Spiel als „kraftvoll“, seine Vortragsart als „getragen, ernst, wiewohl ein wenig farblos“. Schumann und Mendelssohn rühmten seine brillante Technik. Weniger wohlwollende Zeitgenossen nannten die „scheinbare Leidenschaftslosigkeit“ seines Vortrags „gediegen, aber uninteressant“. Handwerkliche Solidität ohne originelle Impulse zeichnet auch seine Kompositionen aus. Klassizistisch orientiert, stand er der neudeutschen Schule ablehnend gegenüber. Die ersten Instrumentalwerke sind deutlich von Spohr abhängig, die späteren dann eher von Mendelssohn, besonders das Streichquartett op. 42 und die 6 „Melodies“ bzw. „Morceaux charactéristiques“ für Violine und Klavier op. 36, 41 und 47, die Mendelssohns „Lieder ohne Worte“ zum Vorbild haben. Für M.s Kammermusik setzten sich vor allem J. Joachim und H. v. Bülow ein. Sein Bestes gab er in seinen Violinkonzerten, von denen das fünfte zahlreiche Auflagen erreichte.

  • Werke

    6 Violinkonzerte op. 4, 9, 10, 14, 21, 30;
    Konzert f. Concertina mit Orchester op. 46, 1853;
    8 Streichquartette op. 16, 17, 18 (3), 28, 42, 44;
    Sinfonie D, 1837-1842;
    Abraham (Oratorium) op. 65, 1861;
    zahlr. Lieder. – Schrr.: Studies in Harmony, 1862.

  • Literatur

    ADB 22;
    Nekr., in: Schwäb. Chronik v. 21.5.1869, S. 1457;
    A. Eisenmann, W. B. M., in: Neue Musikztg., 1919, S. 177-80 (P);
    F. Schröder, B. M. u. seine Intrumentalkompositionen, 1923 (W-Verz., L, P);
    R. Nägele, P. J. v. Lindpaintner, Diss. Tübingen 1992;
    MGG: The New Grove;
    Riemann.

  • Autor/in

    Reiner Nägele
  • Zitierweise

    Nägele, Reiner, "Molique, Bernhard" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 726 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117120251.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Molique: Wilhelm Bernhard M., einer der größten Geigenvirtuosen aller Zeiten und zugleich vorzüglicher Componist, wurde am 7. October 1802 zu Nürnberg geboren. Von seinem Vater, welcher dortfelbst Stadtmusikus war, erhielt er den ersten Unterricht nicht nur auf der Violine, sondern überhaupt beinahe in allen musikalischen Instrumenten; doch das merkwürdige Violinspiel des sechsjährigen Knaben setzte schon damals Kunstkenner in Erstaunen, und er wandte bald seine ganze Zeit und Aufmerksamkeit dem Studium der Violine zu. Im J. 1816 ließ ihn König Maximilian I. von Baiern, welcher auf das wunderbare Talent des Knaben aufmerksam gemacht worden war, nach München kommen, damit er beim ersten Soloviolinisten der Hofcapelle, dem berühmten Pietro Rovelli sich weiter ausbilde. Nachdem M. zwei Jahre ernstem Studium obgelegen, ging er nach Wien, woselbst er eine Stelle in dem Orchester des Theaters an der Wien erhielt. Ein Jahr darauf (1820) kehrte er nach München zurück, um die Stelle seines inzwischen in seine Vaterstadt Bergamo zurückgekehrten Lehrers Rovelli einzunehmen. Es möge hier gleich bemerkt werden, daß M. außer von seinem Vater und Rovelli von keinem andern Meister jemals Unterricht im Violinspiel erhalten hat und niemals ein Schüler Spohr's gewesen ist, wie so oft irrthümlich behauptet worden. In, J. 1822 machte M., welcher auch ein fertiger Clavierspieler war, seine erste Kunstreise, welche ihn nach Leipzig, Dresden, Berlin, Hannover, Cassel u. s. w. führte und vom glänzendsten Erfolge gekrönt war. 1825 vermählte er sich mit der Nichte des Capellmeisters von Winter in München, Marie Wanney, um ein Jahr darauf einem Rufe als Musikdirector und erster Violinist nach Stuttgart zu folgen. Hier sollte sich auch sein erstaunliches Directionstalent immer mehr bewähren. Die jährlichen Kunstreisen, welche er von Stuttgart aus unternahm, verschafften ihm bald einen europäischen Ruf und die glänzendsten Anerbieten wurden von auswärts ihm gemacht; er lehnte dieselben jedoch alle ab, da es ihn immer wieder zu seinem Stuttgart zog. Ja, als im J. 1844, während seiner Anwesenheit in Petersburg, woselbst die Aufnahme seitens des Publicums eine glänzende war und die kaiserliche Familie ihn mit Ehren überhäufte, Kaiser Nicolaus ihm durch Baron Zoller sagen ließ, er möge sich einen Beweis seiner Huld ausbitten, da bat M. einfach um die schnelle Ausfertigung seines Passes. 1848 brachte er|die Saison in London zu; auch im Jahre 1849 ging er wieder nach England, um sich dann für immer dort niederzulassen, da die politischen Unruhen in Deutschland ihn bewogen hatten, den König von Württemberg um seine Entlassung zu bitten. Er blieb in London hochgefeiert und geschätzt, sowol als ausübender Künstler wie als Lehrer, namentlich in der Composition, bis zum J. 1866, in welchem Zeitraume er nur einmal, 1859, Deutschland besuchte. Eine schwere Erkrankung führte ihn 1866 nach seinem Vaterlands zurück; er ließ sich in dem Stuttgart benachbarten Cannstatt nieder, dort vergebliche Heilung seines Leidens suchend, welchem er am 10. Mai 1869 erlag. Die Section constatirte ein Geschwür im Gehirn. — M. war nicht nur einer der bedeutendsten Geiger aller Zeiten, sondern auch ein tüchtiger, mit reicher und gesunder Erfindung begabter Componist. Namentlich sind es seine 6 Concerte für Violine und Orchester (op. 4, 9, 10, 14, 21, 30), sowie seine Duos für Clavier und Violine (op. 33, 20, 24), welche zum Bedeutendsten der musikalischen Litteratur dieser Gattung gehören. Was Kraft und Originalität der Erfindung, thematische Arbeit und Noblesse der Factur betrifft, verdienen diese Werke das Prädicat klassisch in der vollsten Bedeutung des Wortes, und überragen die Spohr’schen Compositionen ganz entschieden. Das gleiche gilt von seinen acht Streichquartetten (op. 16. 17. 18, 28. 42 und 47) und seinen beiden Trios für Clavier, Violine und Violoncell op. 27 und 52. — Im Druck sind 68 Opera erschienen, unter denen wir außer seinen oben angeführten Compositionen noch sein Oratorium „Abraham“ op. 67 und seine Messe op. 72 hervorheben möchten. Auch eine Harmonielehre in englischer Sprache liegt im Druck vor, und in seinem handschriftlichen Nachlaß befindet sich u. A. eine Symphonie, ein Clavierconcert, eine Ouvertüre, Motetten u. s. w.

    • Literatur

      Wiener Zeitschrift vom 12. Januar 1839; Schwäbidcher Mercur vom 21. Mai 1869. Familiennachrichten.

  • Autor/in

    Sittard.
  • Zitierweise

    Sittard, Josef, "Molique, Bernhard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 106-107 unter Molique, Wilhelm Bernhard [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117120251.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA