Lebensdaten
1876 – 1947
Geburtsort
Köln
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Reichsfinanzminister ; Versicherungswissenschaftler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11774428X | OGND | VIAF: 114753310
Namensvarianten
  • Moldenhauer, Paul

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Zitierweise

Moldenhauer, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11774428X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz (1849–1917) aus Stettin, Gymnasialprof. u. liberaler Politiker in K., Vf. e. Gesch. d. Höheren Schulwesens d. Rheinprov. (s. L), S d. August Friedrich Wilhelm (1820–92) aus Stettin, Eisenbahnsekr. in K., u. d. Ida Steindorff;
    M Elise Morsbach;
    Köln 1903 Maria (* 1878), T d. Kaufm. Konrad Richartz u. d. Luise v. Warendorff;
    1 S, 1 T, u. a. Hilde (1904–41, Christian Eckert, 1874–1952, Nationalökonom, s. NDB IV).

  • Biographie

    M. studierte 1896-99 Rechts-, Staats- und Versicherungswissenschaft in Bonn und Göttingen, promovierte 1899 zum Dr. iur. mit einer Arbeit über die laufende Versicherung und legte die Diplom-Prüfung als Versicherungsverständiger ab. Neben einer praktischen Tätigkeit bei Versicherungsunternehmen in Aachen und Köln habilitierte er sich 1901 an der neu errichteten Städtischen Handelshochschule in Köln für Versicherungswissenschaft. Ein eigener Lehrstuhl für dieses Fachgebiet wurde ihm 1903 als beamtetem Dozenten, 1907 als o. Professor übertragen. Mit dem Übergang der Handelshochschule auf die Univ. Köln setzte er 1919 sein Ordinariat, dem 1920 ein Seminar für Versicherungslehre angegliedert wurde, an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät fort. Auf diesem ältesten deutschen versicherungswissenschaftlichen Lehrstuhl entfaltete M. eine umfassende Tätigkeit, die auch Vorlesungen für Teilnehmer aus der Praxis und den Bereich der Sozialversicherung einbezog. Mit Unterstützung der Versicherungswirtschaft wurde eine Bibliothek angelegt, aus der sich seither eine der größten europ. Spezialbibliotheken entwickelt hat. M. gehörte in den 20er Jahren zu den führenden deutschen Versicherungswissenschaftlern; auf sein Wirken geht die versicherungswissenschaftliche Tradition der Kölner Universität zurück. Sein in der Sammlung Göschen erschienenes zweibändiges Lehrbuch „Das Versicherungswesen“ (1905/12, I, ⁴1925, II, ²1923) fand weite Verbreitung.

    Bereits 1918 hatte sich M. der Politik zugewandt. Er trat der Deutschen Volkspartei bei und war 1919-21 Abgeordneter der preuß. Landesversammlung, 1920-30 Mitglied des Reichstages. Regelmäßig kommentierte er politische Tagesfragen in der Kölnischen Zeitung und sprach sich für eine enge Verbindung von Rheinland und Westfalen aus. Hinsichtlich der besetzten Rheinlande vertrat M. zwar die Ansicht, eine Loslösung von Preußen und dem Reich sei unannehmbar, hielt aber die deutsche Souveränität für so weit ausgehöhlt, daß besondere Vollmachten für die besetzten Gebiete erforderlich seien. Am 11.11.1929 wurde er als Reichswirtschaftsminister in das Kabinett H. Müller berufen und übernahm am 23.12.1929 als Nachfolger R. Hilferdings das Amt des Reichsfinanzministers, das er auch unter H. Brüning behielt. Streitigkeiten – gerade auch mit der eigenen Partei – über die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung und die Sanierung des Reichshaushalts führten zu seinem Rücktritt am 20.6.1930. Wenn die Ministertätigkeit M.s auch nur von kurzer Dauer war, hat sie doch ihren Niederschlag in den Memoirenwerken zahlreicher Politiker (H. Brüning, H. Luther, A. Möller) gefunden.

    Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung kehrte M. nicht auf seinen Kölner Lehrstuhl zurück, sondern lehrte 1931-43 als Honorarprofessor für Versicherungswissenschaft an der TH und der Univ. Berlin. Daneben war er als Berater für die Versicherungswirtschaft, u. a. den Gerling-Konzern, tätig und nahm 1933 als Mitglied der deutschen Delegation an der Genfer Abrüstungskonferenz teil. Schließlich wurde er nach dem 2. Weltkrieg mit der Regelung der Pensionskassen im Zuge der Liqudierung der I. G. Farben betraut. M. war Mitglied im Beirat beim Reichsaufsichtsamt für Privatversicherung (1920–36) und im Sachverständigenausschuß für Fragen der Sozialversicherung beim Internationalen Arbeitsamt in Genf (1926–33).

  • Werke

    Weitere W u. a. Die Aufsicht üb. d. privaten Versicherungsunternehmungen, 1903;
    Die industriellen u. landwirtsch. Haftpflichtversicherungsverbände, 1907;
    Internat. Fortschritte d. Soz.versicherung, 1912;
    Von d. Rev. z. Nationalversammlung, Die Frage d. rhein.-westfäl. Republik, 1919;
    Die rhein. Republik, 1920;
    Grenzgebiete zw. Feuer- u. Transportversicherung, 1921;
    Das Londoner Abkommen u. d. dt. Volkswirtsch., 1924;
    Der künftige Kurs d. dt. Soz.pol., 1926;
    Internat. Soz.pol., 1927. |

  • Quellen

    Qu. Erinnerungen (Ms., Bundesarchiv Koblenz).

  • Literatur

    H. Thimm, Die dt. Soz.pol. u. d. Bruch d. Großen Koalition im März 1930, 1951;
    H. Luther, Politiker ohne Partei, ²1960, S. 341;
    A. Seffen u. J. Wälder, Die Versicherungswiss. als Lehrfach an d. Univ. zu Köln, in: Dt. Versicherungs-Zs. 20, 1966, S. 314 f.;
    H. Brüning, Memoiren 1918-1934, 1970, S. 162-67, 172-76;
    H. Romeyk, in: Rhein. Lb. VII, 1977, S. 253-69 (W, L, P);
    A. Möller, Tatort Politik, 1982, S. 129-34, 147-49;
    U. Hübner, Die Gesch. d. Inst. f. Versicherungswiss. an d. Univ. zu Köln, in: D. Farny (Hrsg.), Fünfzig J. Inst. f. Versicherungswiss. an d. Univ. zu Köln, 1991, S. 27 f.;
    W. Benz u. H. Graml (Hrsg.), Biograph. Lex. z. Weimarer Republik, 1988;
    Wenzel;
    Wi. 1929;
    Rhdb. (P).Zu Franz: R. Steimel, Kölner Köpfe, o. J. (1958).

  • Autor/in

    Peter Koch
  • Zitierweise

    Koch, Peter, "Moldenhauer, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 722-723 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11774428X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA