Lebensdaten
1875 – 1948
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Potsdam
Beruf/Funktion
astronomischer Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118517082 | OGND | VIAF: 111697889
Namensvarianten
  • Bürgel, Bruno Hans
  • Bürgel, Bruno
  • Bürgel, Bruno Hans
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Bürgel, Bruno, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118517082.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V (unehelich) Adolf (1844–1941), Professor der Archäologie, S des Gastwirts Wilhelm Trendelenburg und der Anna Strans;
    M Emilie (1851–84), Modistin, T des Tapezierers Julius Sommer und der Magd. Staadt;
    Adoptiv-V (1877) Gustav Bürgel, Schuhmachermeister;
    Berlin 1901 Franziska Sophie, T des Franz Sobek und der Ida Bergmann; 1 S.

  • Biographie

    B. wuchs im Zilleschen Armeleute-Milieu des Berliner „Scheunenviertels“ auf. Proletarische Armut im Hause der Adoptiveltern trieb ihn bis zu Selbstmordgedanken, da ihm trotz seines sehnsüchtigen Wissensdranges Ausbildung und Studium versagt blieben. Erst 1895 führte eine Anstellung als Hilfskraft an der Berliner Sternwarte „Urania“ durch Wilhelm Meyer zu einer Tätigkeit, die B.s astronomischen, autodidaktischen Liebhabereien trotz mangelnder Ausbildung wissenschaftliche Grundlagen gab. Universitätsstudium als Gasthörer, vermittelt durch den Astronomen F. W. Förster, und umfangreiche Lektüre festigten die Faszination durch das kosmische Weltbild, das B. seit 1898 populärwissenschaftlich darzustellen begann. An den interessierten Laien sich wendend, zog er aus der Stellung des Menschen innerhalb der Schöpfung und der dargestellten Entsprechung von Mikro- und Makrokosmos die Konsequenzen einer optimistisch-aufklärerischen, von der Ehrfurcht vor dem Unbegreiflichen getragenen Lebensphilosophie, deren „Kulturwille“ ein glückhaftes Zeitalter herbeiführen will. Nützlichkeit und gesetzliche Ordnung, die im Weltall ihr Vorbild haben, forderten dabei die soziale Verbesserung der Lebensverhältnisse des Menschen, der die Krönung allen Erdenlebens darstellt. Sein Bedürfnis nach Erklärung und Popularisation der Naturwissenschaft, insbesondere der Astronomie, hat demzufolge nicht nur eine naturwissenschaftlich-ästhetische Wurzel in der Betrachtung und Erklärung der Vorgänge im Weltall, sondern auch eine ethische. Die zivilisatorische Technik und ihre Errungenschaften auf allen Wissensgebieten sollten in eine soziale Lebenskultur verwandelt werden.

    B. ist mit seinen 21, in neun Sprachen übersetzten Büchern, mit vielen, in mehr als 350 Orten gehaltenen Vorträgen und seinen über 1000 Artikeln und Betrachtungen bezeichnend für die im 20. Jahrhundert wirksame Popularisierung der Wissenschaft. Kosmische Weltanschauung, in einen sozialen Kulturwillen umgewandelt, forderte Aufklärung und Bildung breitester Volksschichten. Beidem wurde B.s Erzählkunst dienstbar. Als Schriftsteller, Redakteur, Herausgeber von naturwissenschaftlichen Feuilletons und Zeitschriften und als Privatgelehrter eignet ihm eine klare Sprache, deren metaphorische Anschaulichkeit und Treffsicherheit oftmals dichterische Qualitäten erzielt. Die allgemein verständliche Zusammenschau wissenschaftlicher Forschungen im Sinne einer großen Volksuniversität schuf ihm einen riesigen Leserkreis. Ernst Haeckel bezeichnete sein 1910 erschienenes Hauptwerk „Aus fernen Welten“ als die beste volkstümliche Himmelskunde. B., der mit Bescheidenheit seine Mittlerrolle zwischen wissenschaftlicher Forschung und breiter Öffentlichkeit erkannte, wandte sich grundsätzlich gegen Sterndeuterei und Aberglauben. Er stand auf dem Standpunkt, daß Halbbildung besser sei als Unbildung. Neben Bruno Wille, Wilhelm Bölsche und seinem Gönner Wilhelm Meyer gehört er zu den großen Popularisatoren und Verfechtern des Volksbildungsgedankens, der für die breite Tätigkeit der heutigen Volkshochschulen Grundlagen schuf. Seine politische Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie verwandte er in ständiger Bemühung um den Ausgleich der Klassen mit dem Hinweis auf das Menschlich-Verbindende zwischen ihnen. Auch heute noch werden B.s Schriften in hohen Auflagen von einer großen Leserzahl begehrt.

  • Werke

    Aus fernen Welten (Himmelskde.), 1910;
    Vom Arbeiter z. Astronomen (Autobiogr.), 1919;
    Die seltsamen Geschichten d. Dr. Ulebuhle (naturwiss. Märchen), 1920;
    Weltall u. Naturgefühl, 1926;
    Das Weltbild d. modernen Menschen, 1932;
    Saat u. Ernte (Betrachtungen üb. Leben u. Tod), 1942;
    zahlr. Neuaufl. u. Überss.

  • Literatur

    L E. Krug, in: Die Sterne, Bd. 24, Nr. 60, 1948 (P);
    ders., in: FF 24, 1948, H. 21/22;
    V. Swoboda-Kiesow, in: Aufbau 4, 1948, H. 7;
    H. Werner, in: Sternenwelt 1, 1949, H. 2 (P);
    H. Hahne, in: Die Himmelswelt, Bd. 56, Nr. 49, 1949 (P);
    S. Günther, Das lit. Werk B. H. B.s, in: Die Sterne 29, 1953, S. 222 ff. (W);
    Kosch, Lit.-Lex. I.

  • Autor/in

    Karl Richter
  • Zitierweise

    Richter, Karl, "Bürgel, Bruno" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 743-744 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118517082.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA