Lebensdaten
1871 – 1955
Geburtsort
Barmen
Sterbeort
Wipperfürth
Beruf/Funktion
Teppichfabrikant ; Geheimer Kommerzienrat
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 138391653 | OGND | VIAF: 89939232
Namensvarianten
  • Mittelsten Scheid, Carl August
  • Mittelsten Scheid, August
  • Mittelsten Scheid, Carl August
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Zitierweise

Mittelsten Scheid, August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138391653.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emil (1837–1911), Bandfabr. in B., S d. Carl August (1808–79), Bandfabr. in B., u. d. Johanna Sophia Brechtefeld (1808–52);
    M Emilie (1840–1926), T d. Heinrich Ernst Schniewind (1813–95), GKR, Seidenfabr. in Elberfeld, u. d. Mathilde Fuhrmann (1818–92);
    Barmen 1899 Mathilde (1876–1949), T d. Carl Vorwerk (1847–1907), Teppichfabr. in B., u. d. Cecilie Blank (1855–1928);
    4 S, 2 T, u. a. Werner (1904–53), Fabr., Erich (1907–93, Charlotte, * 1917, T d. Rudolf Ibach, 1873–1940, Klavierfabr., s. NDB X*), Dr.-Ing., Präsidialmitgl. d. Gesamtverbands d. Textilindustrie (s. Wi. 1989);
    E Jörg (* 1936), Dr. iur., Rechtsanwalt (s. Wi. 1989).

  • Biographie

    Seit 1771 war die Familie unternehmerisch in der Bandwirkerei tätig. So war es für M. selbstverständlich, 1893 in die angeschlagene und durch Auffassungsunterschiede über Prioritäten im Unternehmen zwischen den Familienmitgliedern schlecht geführte Firma August Mittelsten Scheid & Söhne einzutreten. Nach Sammlung praktischer Erfahrungen und Abschluß einer Webschule in Mülheim wurde er 1896 persönlich haftender Gesellschafter. Neben Fabrikationsneuerungen führte er als erster Barmer Unternehmer die Akkordarbeit ein. Nach wiederholter Ablehnung seiner Sanierungspläne nahm er 33jährig das Angebot seines erkrankten Schwiegervaters Carl Vorwerk an, in dessen 1883 gegründete Teppichfirma Vorwerk & Co. einzutreten. Die Firma entwickelte sich unter seiner Leitung sehr positiv. Aus der Maschinenfabrik, die eigene Webstühle herstellte, wurde eine selbständige Abteilung. Die regelmäßig steigenden Umsätze ließen Rückschläge leicht vergessen. M. verfügte über das Gespür, Krisen zu meistern und mit den richtigen Mitarbeitern zusammenzuarbeiten. Er betrieb eine aufgeklärt-patriarchalische Personalpolitik, berücksichtigte aber Eigenheiten der Mitarbeiter und ermutigte sie zu Selbständigkeit und Initiative. Er selbst war fachkundig und verkörperte den Unternehmertypus des Generalisten.

    Vom 1. Weltkrieg überrascht, produzierte das Unternehmen nach anfänglichem Zögern M.s zeitweilig Granaten und Maschinengewehre. Nach Kriegsende wurden zunächst Grammophon-Laufwerke hergestellt, dann Kleinst-Universalmotoren, aus denen der Ingenieur Engelbert Gorissen den Handstaubsauger „Kobold“ entwickelte. Die Weltwirtschaftskrise 1929 traf auch Vorwerk & Co. Der Verkauf des neuen Handstaubsaugers gelang erst durch die von M.s Sohn Werner 1929 aus den USA mitgebrachte Idee des Direktvertriebs, der 1930 eingeführt wurde. Werner baute den Vertrieb auf, sein jüngerer Bruder Erich trat 1934 endgültig in das Unternehmen ein und straffte und modernisierte die Fabrikation. Während des 2. Weltkriegs wurden u. a. Granaten und Hüllen für Bomben hergestellt; die bisherige Fertigung war weitgehend verboten. Ein Bombenangriff am 30.5.1943 zerstörte zwei Drittel der Fabrik. Der damals 72jährige M. übergab erschüttert den Söhnen Werner und Erich die Führung der Firma. 1954 konnte er noch die 50jährige Zugehörigkeit zum Unternehmen feiern. Erfolgreich hatte er soziale Neuerungen auch gegen den Widerstand anderer Unternehmer eingeführt (1906 als erster in Barmen den freien Samstagnachmittag, 1907 ein Weihnachtsgeld und 1908 einen Pensions- und Invaliditätsfonds). Sein Lebenstil war sowohl protestantisch-christlich geprägt als auch aufwendig repräsentativ. Für ihn standen Arbeit und Pflicht vor dem Lebensgenuß.

    M. trat nicht in die NSDAP ein und legte aus politischen Gründen 1935 seine Verbandsämter nieder. Lediglich im Aufsichtsrat der Gothaer Feuerversicherungsbank blieb er. Während der Krise im 1. Weltkrieg gründete er den Verband der Möbelstoffabrikanten und wurde dessen Vorsitzender. 1907-34 war er Mitglied der Handelskammer. Außerdem war er im Vorstand des Bergischen Arbeitgeberverbandes und des „Langnam-Vereins“ sowie Vorstands- und Präsidiumsmitglied im Reichsverband der Deutschen Industrie. Sein Motto war: „Schaffen und Streben ist Gottes Gebot, Arbeit ist Leben, Stillstand ist Tod.“|

  • Auszeichnungen

    GKR;
    Gr. Bundesverdienstkreuz (1954).

  • Literatur

    E. Mittelsten Scheid (Hrsg.), Mittelsten Schee, Mittelsten Scheid u. Mittelstenscheid, Ahnen u. Nachkommen, in: Dt. Fam.archiv 91, 1986, S. 197-205;
    H. Pross, Der Geist d. Unternehmer, 100 J. Vorwerk & Co. 1883-1983, 1983;
    Nachrr. aus d. Mühlenweg, Sonderausg. z. 1.7.1954 u. 21.4.1958 (P);
    Rhdb. (P).

  • Autor/in

    Beate Brüninghaus
  • Zitierweise

    Brüninghaus, Beate, "Mittelsten Scheid, August" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 580-581 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138391653.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA