Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
westfälische Familie
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 129643912 | OGND | VIAF: 40461218
Namensvarianten
  • Merfeld, von
  • Mervelde, de
  • Merveldt, von
  • mehr

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Merveldt, von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129643912.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die nach der Tradition fränk. Familie wird mit dem Ministerialen Henricus de Mervelde 1169 erstmals urkundlich erwähnt. Die gesicherte Stammreihe beginnt mit dem bischöflich münster. Ministerialen Hermannus de Mervelde (erw. 1227). Über dessen Enkel – Söhne seines gleichnamigen Stammfolgers Hermann (erw. 1235-68), Ritter in Osnabrück. Diensten – entstanden drei Linien: Johannes (erw. 1253-92), Ritter und Schenk des Bischofs von Münster, begründete die nach dem Amtsnamen nur noch Schenk genannte Linie, welche bis gegen 1400 in der Gegend um Dülmen ansässig war, Hermann (erw. 1254-92), Knappe, Burgmann zu Stromberg, setzte die – 1691 erloschene –|Linie auf Haus Merfeld bei Dülmen fort. Heinrich (erw. 1264-92), Ritter und wie sein Bruder Burgmann zu Stromberg, sollte Vorfahre einer kurländ. und der noch bestehenden Linie werden.

    Von der als Stammhaus geltenden Burg Merfeld gelang es der Familie zeitweise, zwischen den Territorien der Erzbischöfe von Köln (Vest Recklinghausen) und der Bischöfe von Münster eine Herrschaft mit weitgehenden Freiheiten und eigener Gerichtsbarkeit zu behaupten. Eingriffe des münster. Landesherrn, aber auch Erbteilungen und Familienstreitigkeiten verhinderten die Durchsetzung der Reichsstandschaft. Immerhin waren die M. zeitweise Inhaber von bis zu vier Freistühlen im Hochstift Münster.

    1389 wurde der Marschall Hermann (erw. 1376-1434) von Bischof Heinrich I. von Münster mit dem „borchleen tor Woltbecke“ erblich belehnt: Von 1528 bis zur Säkularisation amteten die M. hier als Drosten in ununterbrochener Folge. Zwischen 1430 und 1498 und seit 1555 waren sie Besitzer des festen Hauses Westerwinkel bei Herbern, seit 1702 durch die Heirat Ferdinand Dietrichs (1681–1765) mit der Erbtochter Maria Josepha Anna v. Westerholt (1693–1761) auch des Schlosses und der „Herrlichkeit“ Lembeck bei Dorsten. In der Stadt Münster besaß die Familie den um 1701 von Gottfried Laurenz Pictorius erbauten, im 2. Weltkrieg zerstörten Merveldter Hof. Von 1708 bis 1923 bestand ein Familienfideikommiß.

    Die M. stellten zahlreiche Domherren, vor allem in Münster (13), aber auch in Hildesheim (4), Paderborn (3) und Osnabrück (2) (im 17. und 18. Jh.), Stiftsherren u. a. an St. Mauritz bei Münster und in Xanten. Weibliche Mitglieder der Familie wurden Stiftsdamen in mehreren westfäl. Stiften, vor allem in Liebfrauen/Überwasser in Münster, Borghorst und Freckenhorst, wo drei Damen des Namens M. nachgewiesen sind.

    Während der münster. Stiftsfehde (1450–57) nahm Hermann eine vermittelnde Stellung ein und trug zum Zustandekommen des Friedensvertrages von Kranenburg (1457) bei. Zur Zeit der Täuferunruhen stand die Familie eindeutig im kath. Lager und auf Seiten des Bischofs von Münster, Franz v. Waldeck (1532–53). Der Wolbecker Amtsdroste Dietrich ( 1564) unternahm 1534 mit einem Bauernaufgebot den – vergeblichen – Versuch, die Autorität des münster. Rates wiederherzustellen. Für seine Verdienste bei der Eroberung der Stadt und der Ergreifung der Anführer erhielt er die goldene Kette des „Königs von Zion“, Jan van Leiden, zum Geschenk. In Wolbeck errichtete er den Drostenhof und das Torhaus im Stil der niederländ. Renaissance; in der dortigen Pfarrkirche befindet sich sein bemerkenswertes Epitaph von einem unbekannten Meister.

    Dietrichs Verwandte Ida ( 1535), Äbtissin von Überwasser, hatte 1532 die Aufforderung zur Anstellung eines luth. Prädikanten zurückgewiesen. Im Zuge der auf das Hochstift Münster ausgreifenden span.-niederländ. Auseinandersetzungen trat Adolf (erw. 1566-1604) zum ref. Bekenntnis über, stellte einen ref. Prediger auf Haus Merfeld an und suchte den ref. Glauben auch in Dülmen zu fördern. Drei Generationen später erlosch die ref. Linie der M. auf Haus Merfeld; nur die kath. Wolbecker Linie setzte die Familie fort. 1668 wurde der Drost zu Wolbeck, Dietrich Hermann (1624–88), von Kaiser Leopold I. in den erblichen Freiherrnstand erhoben. In der folgenden Generation erreichte Goswin Hermann Otto (1661–1727) als Malteserritter und Großprior von Heitersheim (1721–27) den Reichsfürstenstand. Bei den Ryswijker und Utrechter Friedensverhandlungen versuchte er im Auftrag seines Ordens vergeblich, die von den Niederländern sequestrierten Ordenskommenden zurückzugewinnen. (Grabaltar von Johann Conrad Schlaun in der Pfarrkirche zu Wolbeck). 1726 vorlieh Kaiser Karl VI. dem kurfürstl. köln. Geh. Rat und Oberhofmarschall des Fürstbistums Münster Dietrich Burchard (1652–1728) und allen seinen Nachkommen den Reichsgrafentitel. Unter den Verdiensten der Familie erwähnt die Urkunde u. a. die „fangung des sich aufgeworffenen Widerteuffer Königs“. Dietrich Burchards Sohn Ferdinand Dietrich (1681–1765) ließ Schloß Lembeck (Saal und Brücke) durch Johann Conrad Schlaun barock ausgestalten.

    Das bekannteste Mitglied der Familie wurde Gf. Maximilian (1764–1815), General und später Botschafter in London (s. u.). Sein einziger Sohn starb 1830 ohne Nachkommen. Sein Neffe Maximilian (1797–1849) war Generalmajor und Obersthofmeister des Erzhzg. Franz Karl, dessen Sohn Franz (1844–1916, s. ÖBL) genoß hohes Ansehen als Verwaltungsbeamter. In der westfäl. Geschichte übernahm August Ferdinand (1759–1834, s. L) eine noch ungenügend untersuchte Rolle in der Umbruchzeit von der fürstbischöfl. zur preuß. Regierung. Zwar schlug dieser letzte Droste des Amtes Wolbeck zum Bedauern des Frhr. vom Stein ein ihm zugedachtes Landratsamt aus familiären Gründen und zur Wahrung seiner Unabhängigkeit aus, nicht|aber die ihm von den Franzosen 1807 angebotene Stellung eines Präsidenten des Administrationskollegiums in Münster, dessen Arbeitsweise er freilich bald eine „unerträgliche Art“ attestierte. M. blieb enger Vertrauter Steins, insbesondere nachdem sich dieser 1816 endgültig im den merveldtschen Gütern benachbarten Cappenberg niedergelassen hatte. Im ersten preuß. Verfassungskampf zählte seine Stimme zu den wichtigsten innerhalb der rhein.-westfäl. Adelsbewegung. M. stellte Stein seine Kenntnisse und Erfahrungen unter den alten Verhältnissen der Lokal- und insbesondere der Agrarverfassung zur Verfügung und wurde auf den westfäl. Provinziallandtagen von 1826 bis 1831 dessen Stellvertreter.

  • Literatur

    Zedler 20, Sp. 1076 f.;
    [Gf. August Ferdinand v. M.], Abdr. einiger Urkunden z. Beleuchtung d. Verhältnisse zw. Gutsherren u. Bauern im Fürstbistum Münster, 1817;
    Frhr. vom Stein, Briefe u. amtl. Schrr., Bd. 7, 1969, S. 15 ff., Bd. 8, 1970, S. 98 f. (dazu August Schröder, Frhr. vom Stein u. d. westfäl. Adel, in: Westfäl. Adelsbl., Jg. 10, 1938/39, S. 91-200);
    H. Glasmeier, Das Geschl. v. M. zu Merfeld, in: Stadt u. Land in Westfalen, H. 6, 1931;
    R. K. Weitz, Der niederrhein. u. westfäl. Adel im ersten preuß. Verfassungskampf 1815-1823/24, Diss. Bonn 1970;
    H. Reif, Westfäl. Adel 1770-1860, 1979;
    H. Richtering, Der Frhr. vom Stein u. d. westfäl. Adel, 1982;
    Dietrich Gf. v. Merveldt, Geschl. M. u. Wigbold Wolbeck, 1989 (Geneal., Bildnachweise);
    Wurzbach 17.

  • Autor/in

    Rudolfine Freiin von Oer
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Oer, Rudolfine Freiin von, "Merveldt, von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 191-193 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129643912.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA