Lebensdaten
um 1475 – 1525
Geburtsort
Schloß Menzingen(?) (Baden)
Sterbeort
Rothenburg/Tauber
Beruf/Funktion
württembergischer Dienstmann
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137070969 | OGND | VIAF: 81312214
Namensvarianten
  • Mentzingen, Stefan von
  • Menzingen, Stefan von
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Zitierweise

Menzingen, Stefan von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137070969.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ulrich (erw. 1478);
    M N. N.;
    Rothenburg (?) 1505 (⚮) Margaretha ( 1550, 2] 1532 Hans Hess, um 1536), T d. Rothenburger Patriziers Hermann Prell ( 1507) u. d. Patriziers-T Clara Berler aus Schwäbisch Hall ( 1507);
    3 S.

  • Biographie

    M., der zuvor vielleicht schon im Dienste der württ. Herzöge gestanden hatte, wechselte um 1504 zu Mgf. Friedrich (seit 1515 Mgf. Casimir) v. Brandenburg-Ansbach, zuerst als oberster Stallmeister, 1506 als Amtmann zu Creglingen/Tauber. 1507 erbte er das große Vermögen seiner Schwiegereltern, u. a. umfangreichen Grundbesitz, und wurde daraufhin von der Stadt Rothenburg genötigt, ihr Bürgerrecht anzunehmen. M., selbst wenig konziliant, empfand den Gegensatz zwischen adligem Dienst und bürgerlichen Verpflichtungen (Steuern, Abgaben, Gerichtszwang) besonders stark; bald entstand eine bis zu seinem Ende fortdauernde und sich steigernde Gegnerschaft mit der Reichsstadt und ihrer Führungsschicht. Berechnende finanzielle Großzügigkeit (umfangreiche Darlehen an das Hzgt. Württemberg, die Mgfsch. Brandenburg-Ansbach und das Stift Comburg b. Schwäbisch Hall), persönliche Verschwendungssucht, Ehebruch und cholerische Ausbrüche führten zu einer Entfremdung von seiner Frau, die 1514 von Creglingen nach Rothenburg zog und die Scheidung plante. Gleichzeitig entwickelte sich der Konflikt mit Rothenburg um Bürgerrecht, Steuern und Rechtsverpflichtungen zu einem ersten Höhepunkt. Beide Streitfälle wurden 1514 notdürftig von Mgf. Friedrich von Brandenburg vertraglich geregelt, blieben im Grunde aber ungelöst. Um die gleiche Zeit verlor M. auch seinen Dienst in Creglingen; Streitigkeiten mit Mgf. Casimir wurden 1517 und 1519 beigelegt. 1512 hatte er einen (neuerlichen?) Dienstvertrag (Kriegsdienst mit 4 Pferden) mit Hzg. Ulrich von Württemberg abgeschlossen; von da an war er häufiger in Stuttgart tätig. 1519 zog er für den Herzog in dessen Krieg gegen den Schwäbischen Bund (Verteidigung von Schloß Tübingen), versöhnte sich aber nach Kriegsende 1520 mit dem neuen Herrn des Herzogtums, Karl V. 1522 erreichte er auch einen Ausgleich mit dem Schwäbischen Bund. Im selben Jahr erwarb er von dem Reichserbküchenmeister Philipp v. Seldeneck für 1900 Gulden das kleine Schloß Reinsbürg (im Rothenburger Territorium gelegen, aber markgräfliches Lehen), wo er, neben seinem gehäuften Grundbesitz in derselben Gegend (um Weikersholz), ein Rittergut auszubauen gedachte. Während der Gegensatz zur Reichsstadt dadurch an Schärfe weiter zunahm, verdarb er es sich durch sein hochfahrendes, adelsstolzes Benehmen und seine permanente Verschuldung immer wieder auch mit einzelnen Standesgenossen, Bürgern, Nachbarn, Hintersassen und Gemeinden. Eine kaum noch überschaubare Flut von Prozessen, bis hin zum Reichskammergericht und beim Reichsregiment, am hartnäckigsten verfochten gegenüber Rothenburg, war die Folge. Schließlich verfiel M. im März 1525 auf eine gewaltsame Lösung. Wenige Tage nach dem Ausbruch des Bauernaufstands im Rothenburger Land organisierte er die ebenfalls rebellierende Stadtgemeinde zu einem Ausschuß, der bald das regierende Patriziat mattsetzte. Ganz offensichtlich wollte sich M. dadurch an der städtischen Ehrbarkeit rächen, wobei die religiösen Motive (Unterstützung der prot. Partei) nur eine sekundäre, die sozialpolitische Komponente (Sympathie mit den aufständischen Bauern und Handwerkern) gar keine Rolle spielten. Schon bald verlor er jedoch die Kontrolle über seine innerstädtische Verschwörung – am 15.5. stimmte die Stadt fast geschlossen einem Vertrag mit den Bauern zu. Zwar stand M. auch dann noch in Verbindung mit seinem Lehensherrn, Mgf. Casimir. Dieser ließ ihn jedoch fallen, nachdem – auch mit seiner Hilfe – die bäuerliche und innerstädtische Revolte niedergeschlagen war und die Schuldigen bestraft werden sollten: am 1.7.1525 wurde M., zusammen mit anderen Rädelsführern, in Rothenburg enthauptet.

  • Quellen

    Qu. F. L. Baumann, Quellen z. Gesch. d. Bauernkriegs aus Rotenburg an d. Tauber, 1878.

  • Literatur

    E. Quester, Rothenburg 1525, Die Erhebung d. Bauernschaft in d. Landwehr u. d. städt. „gemaind“, in: „Die Linde“ (Zeitungsbeil. Rothenburg) 57, 1975, S. 42-55;
    ders., Das Rad d. Fortuna u. d. Kreuz, Stud. z. Aufstandsperiode v. 1525 in u. um Rothenburg o. T. u. ihrer Vorgesch., Diss. München 1990 (ungedr);
    R. L. Vice, The German Peasants' War of 1525 and its Aftermath in Rothenburg ob der Tauber and Würzburg, Diss. Chicago 1984 (ungedr.);
    L. Schnurrer, St. v. M. – e. Lb. aus d. Bauernkriegszeit in u. um Rothenburg ob d. Tauber, in: Jb. d. hist. Ver. f. Mittelfranken 96, 1993. – Eigene Archivstud.

  • Porträts

    Stifterbild (zus. mit Frau u. 3 Söhnen), um 1515, auf großem St. Christophorus-Fresko in d. Herrgottskirche zu Creglingen (stark übermalt, Wappen verfälscht).

  • Autor/in

    Ludwig Schnurrer
  • Zitierweise

    Schnurrer, Ludwig, "Menzingen, Stefan von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 111 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137070969.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA