Lebensdaten
1749 – 1816
Geburtsort
Lübeck
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Bibliothekar ; Publizist ; Literaturhistoriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116167580 | OGND | VIAF: 49969700
Namensvarianten
  • Biester, Johann Erich
  • Biester
  • Biester, Erich
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Zitierweise

Biester, Johann Erich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116167580.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst August ( 1779), Seidenkaufmann, S des Kaufmanns Hans Hinrich in Hannover und der Magdalena Elisabeth Böckler aus Kassel;
    M Marg. Elisabeth (1721–50), T des Joachim Hake, Seidenhändler in Lübeck, und der Anna Dorothea, T des Lübecker Historikers Jakob von Melle (1659–1743);
    Lübeck 1781 Anna Dorothea (Cousine), T des Johann Hake, Pastor in Lübeck;
    S Karl (1788–1853), klassischer Philologe, Professor am Lyceum Hosianum in Braunsberg (Ostpreußen).

  • Biographie

    1767-71 studierte B. in Göttingen Jura, Literaturgeschichte, Geschichte und Sprachen und war mit Ludwig von Schlözer, dem er bei den Vorbereitungen zu seinen Zeitschriften half, mit Gottfried August Bürger u. a. befreundet. 1771 nach Lübeck zurückgekehrt, arbeitete er an den von seinem Freunde M. Ch. Sprengel in Rostock herausgegebenen „Erneuten Berichten von gelehrten Sachen“ und an der Friedrich Nicolaischen „Allgemeinen Deutschen Bibliothek“ mit. Von seinem juristischen Beruf unbefriedigt, ging er 1773 an das Pädagogium und die Universität in Bützow (Preußen), wo er Geschichte, schöne Wissenschaften und Sprachen lehrte. 1773 promovierte er dort zum Dr. jur., verließ im Juli 1775 Bützow, reiste nach Berlin und war, bevor er wieder nach Lübeck ging, Erzieher bei dem Landmarschall von Lützow auf Eickhof (Mecklenburg). 1777 wurde er Sekretär des Staatsministers Karl Abraham Freiherr von Zedlitz-Leipe in Berlin, der an der Spitze der Unterrichtsverwaltung in Preußen stand und dessen literarische und pädagogische Geschäfte für die Gestaltung des Unterrichtswesens er besorgte. 1783 gründete er mit dem Schulmann Friedrich Gedike die „Berlinische Monatsschrift“, die 1796 einging und seit 1797 als „Berlinische Blätter“ und 1799 bis 1811 als „Neue Berlinische Monatsschrift“ fortgesetzt wurde. Kant, Fichte, Möser, die Gebrüder Humboldt und Moses Mendelssohn gehörten zu den Mitarbeitern. Seit 1791 war B. nach dem Rücktritt Gedikes alleiniger Herausgeber dieses angesehenen Hauptorgans der Berliner Aufklärung. 1784 wurde er vom König zum 2. Bibliothekar an der königlichen Bibliothek in Berlin ernannt und rückte später zum 1. Bibliothekar auf. Nach dem Tode Friedrichs II. und des Ministers von Zedlitz kam er unter dem Minister J. Ch. von Wöllner in eine schwierige Lage. Obwohl B. duldsam war, so daß nicht nur Aufklärer zu Worte kamen, wurde die Zeitschrift wegen Differenzen mit der Zensur seit 1791 in Jena, seit 1793 in Dessau und später wieder in Berlin gedruckt. Auch unter Wöllner konnte er jedoch seine bibliothekarischen Pläne weiter realisieren. Die königliche Bibliothek wurde unter B. und Philipp Karl Buttmann neu aufgestellt, und ihre fünf Abteilungen wurden nach dem Muster der Bibliothek in Dresden vereinigt und für die Allgemeinheit erschlossen. B., ein geschickter Herausgeber und Übersetzer, der auch an der deutschen Übersetzung der „Nachgelassenen Werks Friedrichs II.“ und an F. Nicolais „Beschreibung von Berlin und Potsdam“ Anteil hatte, war Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften (1798), der Berliner Montagsgesellschaft und mit J. F. Zöllner, Kant, F. A. Wolff und F. Nicolai befreundet.

  • Werke

    Platonis Dialogi IV, Berlin 1780;
    Abriß d. Lebens u. d. Regierungsgesch. d. Kaiserin Kath. II. v. Rußland, Berlin-Leipzig 1797;
    Die Gesch. v. Polen, in: Hist.-geneal. Kal., Berlin 1796 u. 1797;
    Übers.: Abbé Barthélemy, Reise d. jüngeren Anacharsis durch Griechenland, Berlin-Leipzig 1789 ff.

  • Literatur

    ADB II;
    A. Hortzschansky, Die kgl. Bibl. zu Berlin, 1908;
    J. Hay, Staat, Volk u. Weltbürgertum in d. Berlin. Mschr. v. F. Gedike u. J. E. B. (1783-96), Diss. Breslau 1913: A. Hass, J. E. B., sein Leben u. sein Wirken, Diss. Frankfurt a. M. 1925 (W, L);
    C. Balcke, Bibliogr. z. Gesch. d. Preuß. Staatsbibl., 1925;
    K. Bader, Lex. d. dt. Bibliothekare, 1925;
    Lex. d. gesamten Buchwesens, hrsg. v. K. Löffler u. J. Kirchner, Bd. 1, 1935;
    Enc. Catt. II;
    Kosch, Lit.-Lex. I.

  • Porträts

    Gem. v. Colman, 1795 (Gleimhaus Halberstadt);
    M. S. Lowe, Slg. v. Bildnissen jetzt lebender Berliner Gelehrten mit ihren Selbstbiogrr., Slg. 3, 1806.

  • Autor/in

    Karl H. Salzmann
  • Zitierweise

    Salzmann, Karl H., "Biester, Johann Erich" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 234 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116167580.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Biester: Johann Erich B., geb. den 17. November 1749 zu Lübeck, 20. Febr. 1816, war der Sohn des Kaufmanns Ernst August B., verlor seine Mutter sehr früh, und da sein Vater nicht mehr heirathete, blieb er das jüngste Kind seines Vaters. Er erhielt anfangs Privatunterricht und Vorbereitung, um dann in seinem elften Jahre in die zweite Klasse der öffentlichen lateinischen Schule seiner Vaterstadt eintreten zu können, rückte später zur ersten Classe vor, welcher damals Overbeck, der gründliche Kenner des Lateinischen und Griechischen, vorstand. Allein da neuere Sprachen nach damaliger Sitte wenig oder gar nicht an den Gymnasien gelehrt wurden, so ließ sein Vater ihn durch Privatunterricht in diesen unterweisen, und so lernte er ziemlich schnell Französisch, Italienisch und Englisch und war so in der glücklichen Lage, sich schon frühe an den Meisterwerken der berühmtesten Dichter ergötzen zu können. Er war ein großer Bücherliebhaber und da sein Vater ihm die Mittel schon früh an die Hand gab, dieser Liebhaberei nachzugehen, so hatte er schon als junger Mann eine ziemliche Bibliothek gesammelt, um welche er von manchem Gelehrten beneidet wurde.

    Im Jahre 1767 ging er auf die Universität Göttingen, wo er bis Michaelis 1771 blieb. Hier studirte er die Rechte bei Becmann, Selchow, Pütter etc., bei Michaelis das mosaische Recht, bei Dieze die englische Literatur, hörte außerdem noch bei Feder, Gotterer, Schlözer etc. Collegien: doch blieben seine Lieblingsfächer Litteraturgeschichte, Sprachen, Kritik und Geschichte. Trotzdem daß er mit minutiösem, angestrengtem Fleiße arbeitete, faßte er dennoch keinen bestimmten Plan einer künftigen Lebensbeschäftigung, weder zum Brot- noch Ruhmerwerb. Was er wußte, theilte er gern mit und erhielt dadurch die Zuneigung vieler Freunde, und selbst bedeutende Gelehrte damaliger Zeiten fühlten sich zu ihm hingezogen, so unter Anderm der Professor v. Schlözer, dessen auf seltene Weise mit Geist gepaarte Gründlichkeit B. besonders anzog, und den, vermittelst seiner scharfsinnigen gelehrten Kritik, Deutschland als den Wiederhersteller der bessern Geschichtslehrmethode verehrte. In diese Jahre fällt auch die Freundschaft mit dem Dichter Bürger und mit dem Historiker Sprengel, mit dem Baron Kielmannsegge etc. Während er mit Bürger Shakespeare las, trieb er mit Sprengel das Studium der südlicheren Genien und machte mit ihm Uebersetzungen aus den spanischen Dichtern. Von der Universität zurück in seiner Vaterstadt angekommen, mußte er sich nicht ohne Widerstreben zu einem praktischen Berufe bequemen, indem er bei dem Marstallsgericht zu Lübeck Processe führte, allein unterdessen doch an den Rostockischen Gelehrten Zeitungen (welche Sprengel dirigirte, der unterdessen nach seiner Vaterstadt Rostock zurückgekehrt war) und nachher an der Nicolai’schen Allgemeinen Deutschen Bibliothek arbeitete. In Lübeck lernte er bald den bekannten Gelehrten und Dichter Johann Andreas Cramer kennen, und mit dessen ältestem Sohne Karl Friedrich und mit dem Hofmeister der jüngeren Söhne, Karl Christian Noodt, bildete sich ein Freundschaftsbund. Sie studirten nicht allein Klopstock ganz genau, sondern trieben fleißig mehrere Sprachen, auch dänisch. Da jedoch seine Laufbahn als Jurist nur sehr langsam von Statten ging, so regte sich bald die Neigung aufs neue, mehr seinen litterarischen Strebungen nachleben zu können, er suchte sich daher eine mehr diesen Neigungen entsprechende Stellung, und fand solche am Pädagogium in Bützow, wohin er Ostern 1773 ging. Diese Schule war in dem kleinen Orte nicht ohne Bedeutung und an derselben lehrten ganz vorzügliche Männer als Professoren, unter Andern: Tetens, Toze, Karsten, Witte, Trendelenburg, Quistorp etc. B. lehrte auf dem Pädagogium Sprachen, Geschichte|und schöne Wissenschaften und ward 1774 Doctor der Rechte, um auch den Studenten Collegien lesen zu können. Jedoch im J. 1775 verließ er wieder Bützow, nachdem er sein Amt niedergelegt hatte, machte eine Reise nach Berlin und hielt sich dann eine Zeitlang in Mecklenburg auf, auch zu Eikhof bei dem Landmarschall v. Lützow, wo er dessen Enkel unterrichtete, ging dann wieder nach Lübeck.

    Im J. 1777 ging er nach Berlin um auf Nicolai's Vorschlag bei dem damaligen Staatsminister Freiherrn v. Zedlitz als Privatsecretär einzutreten. Hier eröffnete sich für B. ein neues interessantes Leben. Was er hier fand, Geist- und Herz-Erhebendes, Belebendes, Bildendes, ergibt sich für Jeden, der den Ort und die Zeit und die Namen bedenkt, denn Friedrich der Große regierte und Zedlitz war sein Justizminister und Chef des geistlichen Departements, ein heiterer liebenswürdiger Staatsmann, ein Freund der Musen und Kenner der Wissenschaften, dessen Privatgeschäfte im litterarischen und pädagogischen Fache B. zu besorgen hatte; dabei war er dessen Haus- und Tischgenosse.

    1781 heirathete er die Tochter eines Mutterbruders, des Prediger Hake in Lübeck, welche ihm mehrere Kinder geboren hat, und als im J. 1783 der französische Mönch Pernety, welcher an der öffentlichen Bibliothek in Berlin angestellt war, aus Aberglauben plötzlich seine Stelle aufgab, ernannte der König am 10. Januar 1784 ihn zum Bibliothekar, und zwar wurde diese Ernennung von dem Könige selbst ihm mündlich mitgetheilt. Das Vergnügen dieser Stelle ward durch die Freude erhöht, den erhabenen Mann des Jahrhunderts in der Nähe zu sehen, und Worte theilnehmender Erkundigungen und ausführlicher Belehrungen aus seinem Munde zu hören. Unterdessen hatte B. den um vier Jahre jüngeren Gedike kennen gelernt, und nachdem sie zusammen mehrere Schriften veröffentlicht hatten, die Berlinische Monatsschrift begonnen, welche in verschiedener Beziehung die Aufmerksamkeit der gebildeten und gelehrten Welt auf sich lenkte. Nach dem Tode Friedrich des Großen und des Staatsministers v. Zedlitz bekam unter der neuen Regierung der Minister v. Wöllner, als Minister des geistlichen Departements, auch die Direction der Bibliothek und B. dadurch keine besonders günstige Stellung, denn der Ton, welchen die Monatsschrift angeschlagen, paßte nicht zu den Ansichten des Wöllner’schen Kreises; sie ward daher seit dem J. 1792 außerhalb gedruckt, auch war 1791 Gedike von der Redaction zurückgetreten und B. alleiniger Redacteur. Die Haltung seiner Zeitschrift war auch die Ursache, warum er nicht Mitglied der Akademie wurde, wozu ihn Graf Herzberg vorgeschlagen hatte; Wöllner sagte ihm diesen Grund ganz offen. Trotzdem übertrug sich diese ungünstige Stimmung nicht auf die Geschäftsverhältnisse der Bibliothek, sondern Wöllner genehmigte alle Vorschläge, welche B. machte, um der in der Ordnung etc. stark herabgekommenen Bibliothek aufzuhelfen. Es wurden Doublettenverkäufe angeordnet, neue Beamten angestellt, die Sammlung geordnet und durch werthvolle Ankäufe bereichert, und B. hatte die Genugthuung, daß Friedrich Wilhelm III. ihn bei seinem Regierungsantritt zum Danke dafür zum Mitgliede der Akademie ernannte. Seine Amtsthätigkeit wurde nur durch kleine Reisen unterbrochen, theils in Dienstsachen, theils zur Erholung unternommen, so zum Beispiel eine Reise 1782 nach Schlesien, 1787 eine Reise mit dem Bankier Lewy durch Deutschland etc. Seine Schriften sind: „Berlinische Monatsschrift“. Herausgegeben von B. und F. Gedike. 1783—1796. „Berlinische Blätter“. Herausgegeben von B. 1797—1798. „Neue Berlinische Monatsschrift“. Herausgegeben von B. 1799—1811. „Platonis Dialogi IV.“ 1780. 2. Aufl. 1790 etc. (Vgl. Meusel, G. T. und die das. angef. Litteratur.)

  • Autor/in

    Kelchner.
  • Zitierweise

    Kelchner, Ernst, "Biester, Johann Erich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 632-633 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116167580.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA