Lebensdaten
1873 – 1933
Geburtsort
Griesheim/Main
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Zoologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116863722 | OGND | VIAF: 72156298
Namensvarianten
  • Meisenheimer, Johannes
  • Meisenheimer
  • Meisenheimer, Joh.
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Meisenheimer, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116863722.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Jakob (s. 1).

  • Biographie

    M. begann 1893 in Marburg ein Studium mit dem Schwerpunkt Zoologie, ging aber auf Anraten E. Korschelts für ein Jahr nach Heidelberg, um bei O. Bütschli und C. Gegenbaur noch andere Arbeitsrichtungen kennenzulernen. Zurückgekehrt, promovierte er 1896 bei Korschelt mit einer Entwicklungsgeschichte von Limax maximus. Die Fortsetzung dieser Arbeit behandelte die Larvenentwicklung dieser Schnecke und wurde 1898 in Marburg preisgekrönt. Auch weitere Arbeiten betrafen Mollusken; er habilitierte sich 1899 ebenfalls bei Korschelt mit einer Studie über die Wandermuschel Dreissenia, die zu Beginn des 19. Jh. vom Meer ins Süßwasser vorgedrungen war. An ihren freischwimmenden Trochophora-Larven konnte M. enge Beziehungen zu marinen Larven der Ringelwürmer aufzeigen. Solchermaßen als Kenner der Weichtierwelt ausgewiesen, wurde ihm das Sammelgut an Pteropoda der Deutschen Tiefsee-Expedition 1898/99 des Forschungsschiffes Valdivia überlassen. M. fand darin eine neue Familie und interessante Organisationsformen dieser pelagialen Flügelschnecken, konnte aber auch die Zoogeographie der Arten in ihrer Abhängigkeit von den Meeresströmungen aufklären. Um die heute noch strittige systematische Stellung der Pantopoda zu untersuchen, ging M. im Herbst 1900 an die Zoologische Station Neapel, doch verlor seine Ansicht, daß Zusammenhänge der Pantopodenlarven mit denen niederer Krebse bestünden, inzwischen völlig an Boden. Noch in Marburg begann M. experimentell zu arbeiten, indem er Schmetterlingsraupen während früher Entwicklungsstadien die Gonaden exstirpierte bzw. durch die des anderen Geschlechts ersetzte und so die andersartige Geschlechtsfestlegung der Insekten im Vergleich mit den Wirbeltieren aufzeigte. 1910 folgte M. einem|Ruf auf den Lehrstuhl für Phylogenie nach Jena, mit der eine Kustodenstelle am gerade erbauten Phyletischen Museum verbunden war. L. Plate übertrug M. den Aufbau der Abteilung für Entwicklungslehre, eine Aufgabe, die M.s künstlerischer und didaktischer Neigung sehr entsprach und die in der Folge auch dem Zoologischen Museum in Leipzig bei der Reorganisation und Erweiterung zugutekommen sollte. Der dortige Lehrstuhlinhaber C. Chun war 1914 gestorben und Korschelt, den man berufen wollte, lenkte die Wahl auf seinen Schüler. In die 19 Jahre von M.s Leipziger Zeit fallen weitere experimentelle Studien über die Vererbung von Art- und Geschlechtsmerkmalen bei Biston-Artkreuzungen. Bei dieser Spannergattung ist die eine Art in beiden Geschlechtern voll beflügelt, während bei der anderen das Weibchen nur Stummelflügel besitzt. M. erzielte bei Rückkreuzungen Zwitterformen, die er als Beweis für eine konstant intermediäre Vererbung ansah. Später schloß er sich der Ansicht von R. Goldschmidt an, der etwa gleichzeitig den Schwammspinner Lymantria genetisch untersucht hatte, wonach es sich hier um triploide Intersexe handeln müsse. Die Erforschung des Sachgebiets war damit an die zytologisch arbeitenden Genetiker gegangen. Der größte Teil von M.s Arbeitskraft kam indessen seinem zweibändigem Werk „Geschlecht und Geschlechter im Tierreich“ (1921-30) zugute. Er verarbeitete darin eine immense Literatur und behandelte nicht nur die Mannigfaltigkeit in der Morphologie und Biologie der Begattung und des Zwittertums, sondern bezog auch die Brutpflege und manches kulturhistorisch Relevante mit ein. Noch heute ist es als Nachschlagewerk unentbehrlich.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Sächs. Ak. d. Wiss.

  • Werke

    Weitere W u. a. Organogenese e. Lungenschnecke, in: Zs. f. wiss. Zool. 63, 1898, S. 573-664;
    Entwicklungsgesch. v. Dreissenia polymorpha, ebd. 69, 1900, S. 1-137 (Habil.schr.);
    Btrr. z. Entwicklungsgesch. d. Panlopoden, ebd. 72, 1902, S 191-248;
    Pteropoda, Wiss. Ergebnisse d. dt. Tiefsee-Expedition IX, 1905;
    Experimentelle Stud. z. Soma- u. Geschl.differenzierung, 1. Btr.: Üb. d. Zusammenhang primärer u. sekundärer Geschl.merkmale b. d. Schmetterlingen, 1909;
    2. Btr.: Üb. d. Zusammenhang zwischen Geschl.drüsen u. sekundären Geschl.merkmalen b. Fröschen …, in: Zool. Jb. 3, Suppl. 15 (Spengel-Festschr.), 1912, S. 191-218;
    3. Btr.: Die Vererbung v. Art- u. Geschl.merkmalen b. Biston-Artkreuzungen, 1924;
    Die Exkretionsorgane d. Wirbellosen Tiere, in: Ergebnisse u. Fortschritte d. Zool. 2, 1910, S. 275-366;
    Die Weinbergschnecke, 1912;
    Entwicklungsgesch. d. Tiere, 1907, ²1917 (Neudr. 1928);
    Die Vererbungslehre in gemeinverständl. Darst. ihres Inhalts, 1923.

  • Literatur

    R. Goldschmidt, Bemerkungen üb. triploide Intersexe, in: Biolog. Zbl. 45, 1925;
    L. Grimpe, in: FF 9, 1933, S. 151 f.;
    H. Federly, Gibt es e. intermediäre Vererbung? Erwägungen veranlaßt durch d. Vortrag v. Prof. M., Leipzig 1922, in: Zs. f. indukt. Abstammungslehre 37, 1935;
    P. Buchner, in: Berr. u. Verhh. d. Sächs. Ges. d. Wiss., Math.-phys. Kl. 89, 1936, S. 109-18 (W-Verz.);
    E. Korschelt, Das Haus an d. Minne, 1939;
    G. Uschmann, Gesch. d. Zool. u. d. Zoolog. Anstalten in Jena 1779-1919, 1959.

  • Autor/in

    Martin Müllerott
  • Zitierweise

    Müllerott, Martin, "Meisenheimer, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 686-687 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116863722.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA