Lebensdaten
1528 – 1601
Geburtsort
Prag
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Geschäftsmann ; Hoffaktor ; Philanthrop ; habsburgischer Hofbankier ; Vorsteher der Prager Juden
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 136773370 | OGND | VIAF: 54036427
Namensvarianten
  • Meysl, Mordechai
  • Mayzl, Mordechai
  • Meisel, Marcus
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Zitierweise

Meisel, Mordechai, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136773370.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Samuel;
    M N. N.;
    1) Eva, T d. Kaufm. Isaac Rofe in P., 2) 1572 Johanka, T d. brandenburg. Hoffaktors u. Münzmeisters Lippold ( 1573, s. NDB 14); kinderlos.

  • Biographie

    M., der erstmals 1569 erwähnt wird, wirkte in Prag als Geschäftsmann, Finanzier, Philanthrop und Haupt der jüdischen Gemeinde. Die Herkunft seines legendären Reichtums ist nicht bekannt. Kaiser Rudolf II., für den er große finanzielle Transaktionen durchführte, machte ihn während der Türkenkriege zu seinem Ratgeber, stellte seine Person und sein Vermögen unter seinen besonderen Schutz und erteilte ihm spezielle Privilegien. So durfte M. nicht nur Pfand-, sondern auch Schuldschein- und Hypothekendarlehen geben, die das böhm. Recht eigentlich nicht gestattete. Zu seinen Geschäften gehörte auch die Beschaffung von Luxusartikeln und Kunstwerken für den kaiserlichen Hof. 1590-97 ließ M. die Meisel-Synagoge errichten, der Rudolf II. Steuerfreiheit gewährte und die erst nach M.s Tod aus seinem Privatbesitz an die jüd. Gemeinde überging. M. war am Bau des jüd. Rathauses beteiligt, finanzierte die Erweiterung des jüd. Friedhofes und den Bau eines Hospitals sowie eines öffentlichen Bades am Moldauufer, ließ die Straßen im Judenviertel pflastern und spendete große Summen für karitative Zwecke. Nach M.s Tod wurde sein Barvermögen von mehr als 1/2 Mill. fl. (Edelmetall, Münzen, Wechsel), das er zwei Neffen vermacht hatte, auf kaiserlichen Befehl mit der Begründung beschlagnahmt, es sei durch illegale Geschäfte zustandegekommen. Dabei soll die Herausgabe durch Folterung eines Neffen erzwungen worden sein. Ein langwieriger Rechtsstreit zwischen M.s verarmten Erben und der jüd. Gemeinde in Prag, die ebenfalls Anspruch auf einen Teil des Nachlasses erhob, führte erst 1699 zu einer Einigung. In der Meisel-Synagoge sind seit 1963 Sammlungen des Staatlichen Jüdischen Museums untergebracht, in dem noch zahlreiche wertvolle Geschenke M.s an die jüd. Gemeinde aufbewahrt werden.

  • Literatur

    B. Kisch, in: Historia ludaica III, 1941, S. 86-88;
    H. Schnee, Die Hoffinanz u. d. moderne Staat I, 1953, S. 45, V, 1965, S. 219-22;
    L. Perutz, Nachts unter d. steinernen Brücke (Roman), 1953;
    J. R. Marcus,|The Jews in the Medieval World, 1965, S. 323-26;
    J. Janaček, The Prague Jewish Community before the Thirty Years' War, in: O. Muneles (Hrsg.), Prague Ghetto in the Renaissance Period, 1965, S. 48-56, 60;
    H. Volaková, Schicksal d. Jüd. Mus. in Prag, 1965, S. 259-70;
    Enc. Jud. 1971.

  • Autor/in

    Hans Jaeger
  • Zitierweise

    Jaeger, Hans, "Meisel, Mordechai" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 683-684 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136773370.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA