Lebensdaten
um 1630 – 1695
Geburtsort
Dijon (?)
Sterbeort
Paris
Beruf/Funktion
Architekt ; Maler
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 11878255X | OGND | VIAF: 95806581
Namensvarianten
  • Matthaeus Burgundus
  • Matthäus Burgundus
  • Mathey, Jean Baptiste
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Orte

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Zitierweise

Mathey, Jean Baptiste, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11878255X.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    M. ist seit etwa 1655 in Rom nachzuweisen. Im Umkreis Claude Lorrains zunächst zum Maler ausgebildet, muß er hier schon bald auch architektonische Studien betrieben haben. 1668 trat er, zunächst noch als Maler, in den Dienst von Joh. Friedrich Gf. v. Waldstein und folgte ihm nach dessen Ernennung zum Prager Erzbischof 1675 als „Hausarchitekt“ nach Prag. Hier hat er in den folgenden 20 Jahren sein gesamtes künstlerisches OEuvre als Architekt geschaffen. 1695 unternahm M. eine Reise nach Frankreich und starb noch im selben Jahr in Paris.

    Bereits mit seinen ersten Werken setzte sich M. deutlich von dem vorwiegend von oberitalital. Baukünstlern geprägten Stil der Prager Architektur ab. Das für Gf. Waldstein seit 1675 auf dem Hradschiner Platz errichtete Erzbischöfliche Palais (im 18. Jh. nachhaltig verändert) zeigt in der zentrierten Gliederung in flachem Wandrelief bereits deutlich M.s Formensprache. Stilistisch verwandt ist das seit 1685 ebenfalls am Hradschiner Platz für Oswald Gf. v. Thun errichtete Palais Toskana. Nördlich von Prag schuf M. seit 1685 mit Schloß Troja in der Umgestaltung eines Vorgängerentwurfes von Domenico Orsi de Orsini für Wenzel Adalbert Gf. v. Sternberg ein suburbanes Schlößchen, das in seiner dreidimensionalen Durchgliederung zu den frühesten Lösungen solcher vorstädtischer Paläste im barocken Mitteleuropa zählt. Auch die beiden Prager Kirchenbauten M.s sind Inkunabeln hochbarocker Raumschöpfung nördlich der Alpen: die Kreuzherrenkirche (1679) nimmt sowohl im längsovalen Zentralraum als auch in der reichgegliederten Tambourkuppel Tendenzen vorweg, wie sie in Mitteleuropa auf breiterer Ebene erst mit dem Werk J. B. Fischers v. Erlach gegen 1700 auftreten. Der ebenfalls ovale Innenraum der Karmeliterinnenkirche St. Josef (seit etwa 1682) verrät besonders deutlich die römische Schulung M.s. Bei beiden Werken hatte er sich mit Vorgängerplanungen anderer Künstler auseinanderzusetzen, doch geht die ausgeführte Form vorwiegend auf seine Ideen zurück. Die Klosterbauten M.s (Prag, Kloster Strahov, südl. Trakt, seit 1682; Plass, Prälatur, seit 1683) sind stilistisch seinen Palästen eng verbunden und damit wichtige Vorläufer für die Hochblüte der mitteleurop. Barockklöster im frühen 18. Jh.

    Obwohl M. 1684 das Bürgerrecht in Prag (Kleinseite) erworben hatte, war er als Franzose und nicht zünftisch ausgebildeter Architekt von der Leitung und Durchführung der von ihm geplanten Bauten weitgehend ausgeschlossen; M. hatte deshalb auch keine Schüler oder direkten Nachfolger. Obwohl seine Rolle somit auf die eines „architektonischen Ideenlieferanten“ beschränkt blieb, ist sein Einfluß auf die weitere Entwicklung der Barockarchitektur in Böhmen und Österreich bedeutend. Als einer der ersten Künstler vermittelte er Ideen der franz. und ital. Barockarchitektur und erarbeitete für alle wichtigen Bauaufgaben der Zeit – Stadtpalast, Gartenpalast, Kirche und Kloster – exemplarische Lösungen.

  • Werke

    Weitere W Prag, Kaiserl. Reitschule, 1694;
    Dux, Schloß u. Spital, 1675;
    Oberleutensdorf, Pfarrkirche, 1685.

  • Literatur

    O. Stefan, Přispěvky k dějinám české architektury I: Skupina řimského směru – G. B. M., in: Památky archeologické 35, 1926/27, S. 79 ff;
    J. J. Morper, Der Prager Architekt J. B. M., in: Münchner Jb. d. bild. Kunst NF 4, 1927, S. 99-228;
    H. G. Franz, Bauten u. Baumeister d. Barockzeit in Böhmen, 1962;
    L. Lancinger u. M. Pavlík, Nové prameny k stavebnímu vývoji kostela Sv. Josefa Pražských karmelitánek a k účasti J. B. M. na projektu, in: Umění XVII, 1969, S. 357-67;
    A. Jirka, J. B. M. u. einige Fragen d. böhm. Architektur um 1700, in: Sborník prací filosofické fakulty Brněnské Univerzity F 16, 1972, S. 131-53;
    ThB.

  • Autor/in

    Hellmut Lorenz
  • Zitierweise

    Lorenz, Hellmut, "Mathey, Jean Baptiste" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 370-371 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11878255X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA