Dates of Life
1603 – 1685
Place of birth
Prag
Place of death
Prag
Occupation
böhmischer Staatsmann
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 124346383 | OGND | VIAF: 42768736
Alternate Names
  • Martinic, Bernhard Ignaz Graf von
  • Martinitz, Bernhard Ignaz Graf von
  • Martinic, Bernhard Ignaz Graf von
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

Outbound Links from this Person

Inbound Links to this Person

The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Martinitz, Bernhard Ignaz Graf von, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124346383.html [30.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Jaroslav Bořita (s. 1);
    M Maria Eusebia v. Sternberg ( 1634);
    1) Veronika Polyxena Holická v.|Sternberg ( 1659), 2) 1660 Susanna Polyxena, T d. Sigismund Ludwig Gf. v. Dietrichstein ( 1678), Hofkammerpräs., u. d. Anna Gfn. v. Meggau;
    3 T.

  • Biographical Presentation

    M. studierte in Prag und Graz (1632), danach bis 1635 in Siena Philosophie und in Rom Theologie. 1635/36 erwarb er ein Kanonikat in Passau, dann studierte er Jura in Ingolstadt. Seine politische Tätigkeit begann er als kgl. Rat und Kämmerer, 1638 wurde er zum Appellationsrat und 1642 zum Mitglied der Universitätskommission ernannt. Weitere hohe und höchste Ämter folgten: 1643 wurde er Appellationspräsident, 1644 Oberstlandrichter, 1648 Oberstlandkämmerer, schließlich Oberstlandhofmeister: von 1651 bis zum Ende seines Lebens fungierte er als Oberstburggraf in Prag und Statthalter. M. war Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies und seit 1651 im Besitz der M.schen Fideikommisse. Als Politiker vertrat er eine streng zentralistische Haltung gegen das ständische Autonomiestreben. Beim Landtag 1657 befürwortete er die kaiserliche Vorlage und verlangte in den folgenden 10 Jahren 150 000 rhein. Gulden als „außerordentliche Hilfe“ samt Besteuerung der adligen Bierbrauerei. In dieser Zeit formte sich das Bild vom ehrgeizigen Karrieristen und Landesverräter, den sogar der offizielle Historiograph Leopolds I., Eucharius Gottlieb Rinck, als einen Mann „von sehr großem Verstand, aber nicht gleicher Sincerität“ charakterisierte. Besonders negativ äußerte sich der tschech. Geschichtsschreiber Bohuslav Baibín in seinem „Trophaeum sepulchrale“ – einer fiktiven satirischen Grabinschrift für M. von 1672 – und in der „Dissertatio apologetica pro lingua Slavonica“ (1673). Baibín wurde hier zum Sprachrohr des ständischen Patriotismus, seine Attacke führte jedoch auch dazu, daß sein historisches Hauptwerk „Epitome rerum Bohemicarum“ (1669-77) lange Zeit von der Zensur zurückgehalten wurde: bezeichnenderweise stimmte M.s austrophile Auffassung über die Erblichkeit des böhm. Throns mit Balbíns patriotischer Interpretation nicht überein. M.s eigene Veröffentlichungen – in Anbetracht seiner Gelehrsamkeit hieß ihn Balbín „doctus doctorum oppressor“ – betrafen meistens politische Themen: die frühen „Fragmenta composita“ die Geschichte des Röm. Kaiserstaats, die „Res gestae Ferdinandi III.“ (verschollen) und ein „Judicium theologicum“, in dem er die strenge Bestrafung ungar. Rebellen vom Jahre 1670 befürwortete, schon die Geschichte Österreichs.

    Die Frömmigkeit M.s wurde schon zu seiner Zeit als übertrieben empfunden. Er war Protektor mehrerer Sodalitäten, ließ für die Franziskaner in Schlan (Slaný) 1655 eine ältere protestantische Kirche umbauen und stiftete die dortige Lorettokapelle (1657) sowie das Piaristen-Kollegium (1658). 1666 führte er die Theatiner in Prag ein. Seine besondere Vorliebe für marianische Kultstätten fand ihren Ausdruck auch in mehreren anderen Fundationen für diesen Orden, so in einer Kapelle in Břevnov in Form des Altöttinger Heiligtums und der Kapelle Unserer Lieben Frau von Einsiedeln bei dem Prager Haus der Theatiner, das er 1672 für diese kaufte, sowie in einer Kopie der Kapelle Unserer Lieben Frau von Mariazell, die er in der Karlshofer Kirche 1676 errichten ließ. M. besaß eine allseitige Ausbildung und eine nicht geringe politische Begabung. Daß er dem Absolutismus in Böhmen den Weg bereitete, wirkte auf die meisten seiner Standesgenossen provozierend; er förderte aber auch in seinen Stiftungen stärker die neuen als die alten traditionellen Kräfte.

  • Literature

    Qu.: F. Mareš. Das M.sche Gesch.werk, in: MIÖG 6, 1885, S. 310 f.;
    J. Hejnic (Hrsg.), Pamětní, nápis, Satira na Bernarda Ignáce z Martinic, kterou jménem čtyř stavů Království českého roku 1672 napsal Bohuslav Balbín, 1988;
    Darst.:
    F. Krásl, Arnošt hrabě Harrach, Historicko-kritické vypsání náboženských poměrů v Cechách od roku 1623-67, 1886;
    A. Rezek, Děje Čech a Moravy za Ferdinanda III, 1891;
    ders., Vladaření císaře a krále Leopolda I., Bd. 1, 1893;
    O. Květoňová-Klímová, Styky Bohuslava Balbína s českou šlechtou pobělohorskou, in: Český časopis historický 32, 1926, S. 497-541, bes. 504-11.

  • Portraits

    Ölgem. v. K. Škréta, ca. 1670-74 (Friedland, Staatsschloß), Abb. in: Karel Škréta, 1610-74. Ausst.kat. Prag 1974;
    Zeichnung v. dems. (ebenda);
    Kupf. v. J. C. Dooms, J. Bercking u. D. Dankerts (Prag, Nat.gal.).

  • Author

    Zdeněk Hojda
  • Citation

    Hojda, Zdenek, "Martinitz, Bernhard Ignaz Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 303-304 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124346383.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA