Lebensdaten
1882 – 1979
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Soziologe ; Historiker
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119157136 | OGND | VIAF: 64147358
Namensvarianten
  • Martin, Alfred (bis 1907)
  • Martin, Alfred von
  • Martin, Alfred (bis 1907)
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Zitierweise

Martin, Alfred von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119157136.html [17.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich v. M. (preuß. Adel 1907, 1847-1915), Fideikommißbes. in Rothenburg (Oberlausitz), Mitinh. d. Fa. Fölsch u. Martin (Salpeterwerke in Valdivia u. Hamburg, Landesältester d. Oberlausitz), S d. Wilhelm M. (1811-87), aus Göttingen, Teilh. d. Salpeterwerke in Valdivia, u. d. Friederike Hillemann;
    M Martha (1861–89), T d. Otto Roestel, Guts- u. Mühlenbes. in Hütten, dann Salpeterunternehmer in Valdivia, u. d. Emma Gerhard;
    1) Gotha 1910 ( 1933) Hilda (* 1885), T d. Bankdir. Prosper Landschütz u. d. Johanna Aulicke, 2) Zeitz 1937 Susanne (* 1913), T d. Kaufm. Richard Schröder u. d. Selma Wahren;
    1 S, 2 T aus 1), u. a. Priska (* 1912, Toni Stadler, 1888–1982. Bildhauer, s. ThB, Vollmer), Bildhauerin (s. Vollmer), 3 S aus 2).

  • Biographie

    M. verbrachte Kindheit und Jugend auf Gut Rothenburg bei Görlitz (Oberlausitz); nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Görlitz studierte er Jurisprudenz in Breslau, Lausanne, Tübingen und München und promovierte 1906 an der Univ. Breslau zum Dr. iur. Daran schloß sich ein Studium der Geschichtswissenschaft in Freiburg, Heidelberg, Leipzig, Berlin, Florenz und Rom an, das 1913 mit der Promotion zum Dr. phil. an der Univ. Freiburg bei Heinrich Finke abgeschlossen wurde. Während der aktiven Kriegsteilnahme wurde M. 1915 an der Univ. Frankfurt für mittlere und neuere Geschichte habilitiert. 1919-23 lehrte er dort als ao. Professor, 1924-31 ebenfalls als ao. Professor für Geschichtswissenschaft an der Univ. München, 1931-33 als Honorarprofessor und Direktor des Instituts für Soziologie der Univ. Göttingen. Gemeinsam mit Siegmund Neumann und Albert Salomon gab M. die Reihe „Soziologische Gegenwartsfragen“ heraus, als deren erstes Heft 1932 Theodor Geigers Schrift „Die soziale Schichtung des deutschen Volkes“ erschien. 1933 stellte M. aus Gegnerschaft zum Nationalsozialismus freiwillig einen Antrag auf unbefristete Beurlaubung und lebte seither als Privatgelehrter in München. 1946 erhielt er einen Lehrauftrag für Soziologie an der TH München, 1948-58 lehrte er als apl. Professor für Soziologie an der Univ. München, an der er 1956-58 mit der kommissarischen Vertretung des neugeschaffenen Lehrstuhls für Soziologie betraut war.

    M.s Lebenswerk galt der Verknüpfung der Geistes- und Kulturgeschichte mit der Soziologie. Nach historischen Studien über Coluccio Salutati beschäftigte er sich insbesondere mit der ital. Renaissance, die er von einem historisch-soziologischen Ansatz aus untersuchte. Mit seiner mehrfach aufgelegten „Soziologie der Renaissance“ (1932; engl., holländ., span., japan. Überss.) leistete er einen bedeutenden Beitrag zur Weiterentwicklung einer Kultursoziologie, die mit den Namen|Max Weber, Werner Sombart, Georg Simmel und Karl Mannheim verbunden ist. In der Form des Essays unternahm M. mit Hilfe der idealtypischen Vorgehensweise einer kulturhistorisch ausgerichteten Soziologie den Versuch, die gesellschaftliche, schichtmäßige Bedingtheit geistiger und kultureller Entwicklungen und insbesondere die Geschichte des Bürgertums in einer dynamischen Phase des Überganges von mittelalterlichen Ordnungen zu den neuen Lebensformen der frühkapitalistischen Zeit exemplarisch nachzuzeichnen. M. kann keiner soziologischen Schule zugerechnet werden. Seiner skeptischen Grundhaltung entsprechend blieb er auch nach 1945 an der Universität eher ein Einzelgänger. Eine durchgängige Themenstellung seines Spätwerks war das Spannungsverhältnis von Gesellschaft und individueller Freiheit.

  • Werke

    u. a. Über d. Frage d. Beginnes d. Legislaturperiode d. dt. Reichstags u. d. preuß. Landtags, jur. Diss. Breslau 1906;
    Coluccio Salutati's Traktat „Vom Tyrannen“. Eine kulturgesch. Unters., phil. Diss. Freiburg 1913;
    Mittelalterl. Welt- u. Lebensanschauung im Spiegel d. Schrr. Coluccio Salutatis, 1913;
    Coluccio Salutati u. d. humanist. Lebensideal, 1916;
    Kultursoziol. d. MA/Kultursoziol. d. Renaissance, in: Hdwb. d. Soziol., 1931;
    Soziol. d. Renaissance, Zur Physiognomik u. Rhythmik bürgert. Kultur, 1932, ³1974;
    Die Rel. Jacob Burckhardts, Eine Studie z. Thema Humanismus u. Christentum, 1940, ²1947;
    Nietzsche u. Burckhardt, 1941, ⁴1947;
    Die Rel. in Jacob Burckhardts Leben u. Denken, 1942;
    Gesch. v. Standpunkt d Humanität, 1946;
    Burckhardt u. Nietzsche philosophieren üb. Gesch., 1948;
    Der heroische Nihilismus u. s. Überwindung, Ernst Jüngers Weg durch d Krise, 1948;
    Geistige Wegbereiter d. dt. Zusammenbruchs, Hegel, Nietzsche, Spengler, 1948;
    Geist u. Ges., Skizzen z. europ. Kulturgesch., 1948;
    Die bürgerl.-kapitalist. Dynamik d. Neuzeit seit Renaissance u. Ref., in: HZ 172, 1951;
    Ordnung u. Freiheit, Materialien u. Reflexionen zu Grundfragen d. Soziallebens, 1956;
    Soziol., Die Hauptgebiete im Überblick, 1956;
    Mensch u. Ges. heute, 1965;
    Im Zeichen d. Humanität, Soziolog. Streifzüge, 1974;
    Macht als Problem, Hegel u. s. pol. Wirkung, 1976. – Hrsg.: Una Sancta, Zs. d. Hochkirchl.-Oekumen. Bundes, 1925-27.

  • Literatur

    D. Käsler, Kultursoziol. d. Bürgertums, Zum Tod v. A. v. M., in: Süddt. Ztg. v. 15.6.1979 (P);
    M. R. Lepsius, in: Kölner Zs. f. Soziol. u. Soz.psychol. 31, 1979, S. 826-28;
    Wb. d. Soziol., bearb. v. K.-H. Hillmann, ³1982;
    Internat. Soziologenlex., ²1984.

  • Autor/in

    Dirk Käsler
  • Zitierweise

    Käsler, Dirk; Kaesler, Dirk/später, "Martin, Alfred von" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 282-283 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119157136.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA