Lebensdaten
1798 – 1854
Geburtsort
Burgdorf bei Hannover
Sterbeort
Jena
Beruf/Funktion
Apotheker ; Pharmazeut ; Chemiker ; Professor der Pharmazie und Chemie in Jena
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117086169 | OGND | VIAF: 71382135
Namensvarianten
  • Wackenroder, Ferdinand
  • Wackenroder, Heinrich Wilhelm Ferdinand
  • Wackenroder, Heinrich
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Wackenroder, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117086169.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich Burchard Friedrich (1759–1842), aus Alfeld/Leine, Arzt u. Apotheker in B.;
    M Johanne Luise Charlotte Rougemont (1773–1846), aus Harburg b. Hamburg;
    2 Geschw;
    1834 Louise (1815–1902), T d. Heinrich Luden (1778–1847), Hist., Prof. in J., HR (s. NDB 15), u. d. Johanna Catharina Sophia Köhler (1780–1847);
    T Henriette ( 1854).

  • Biographie

    W. erhielt seinen ersten Unterricht bei Privatlehrern und begann 1814 seine Apothekenlehrzeit in der Hof-Apotheke Celle, die er 1819 in der väterlichen Löwen-Apotheke in Burgdorf fortsetzte. Seit 1821 studierte er Pharmazie und Chemie an der Univ. Göttingen, u. a. bei dem Mediziner und Chemiker Friedrich Strohmeyer (1776–1835). Da die väterliche Apotheke einem Brand zum Opfer gefallen war und sein Vater ihn finanziell nicht mehr unterstützen konnte, mußte W. Privatunterricht erteilen. Gesundheitliche Gründe zwangen ihn 1824, sein Studium zu beenden, er legte das Apothekerexamen vor dem Medizinalkollegium in Hannover ab und war bis 1825 in der wieder neu errichteten väterlichen Apotheke tätig. Noch im selben Jahr kehrte er als Assistent Strohmeyers an die Univ. Göttingen zurück. Mit der Arbeit „Commentatio de anthelminticis“, für die W. 1826 eine goldene Medaille der Göttinger Akademie erhielt, wurde er ein Jahr später von der Univ. Erlangen zum Dr. phil. promoviert. Nach der Habilitation 1828 in Göttingen nahm W. einen Ruf als Nachfolger Carl Christoph Traugott Goebels (1794–1851) in Jena an, wo er neben Analytischer Chemie und Zoochemie v. a. Pharmazie las. 1829 eröffnete er das von Goebel eingerichtete pharmazeutische Privatinstitut neu. 1838 erhielt er eine o. Professur, daneben war W. seit 1836 als Apothekeninspektor des Ghzgt. Sachsen-Weimar, seit 1849 auch des Hzgt. Altenburg tätig. Als solcher erstellte er „Protokoll-Netze“, die eine schnelle Aufzeichnung der Ergebnisse ermöglichten.

    W. verfaßte über 300 Publikationen, die zu großen Teilen in der von ihm 1838–54 mitherausgegebenen Zeitschrift „Archiv der Pharmazie“ erschienen. Über ein Drittel seiner Schriften beschäftigte sich mit anorganischen Verbindungen, über 20 % mit pflanzlichen und tierischen Stoffen, insbesondere mit Alkaloiden. 1827 entdeckte er Corydalin in der Wurzel von Corydalis tuberosa, 1830 Carotin in der Mohrrübe, 1840–46 Catechin sowie Solanin und 1845 die Polithionsäuren („Wackenrodersche Flüssigkeit“). W. war ein Wegbereiter der Analytischen Chemie. Er stand u. a. in Kontakt mit Johann Wolfgang v. Goethe.

    In W.s pharmazeutischem Privatinstitut erhielten fast 300 Studierende ihre Ausbildung, überwiegend Apotheker, darunter auch der spätere Direktor der Pharmazeutischen Gesellschaft zu Riga, Carl Heinrich Wilhelm Frederking (1809–92), der spätere Innsbrucker Professor Heinrich Hermann Christian Hlasiwetz (1825–75), der in Braunschweig lehrende Professor der Pharmazie Friedrich Julius Otto (1809–70) sowie die beiden späteren Jenaer Professoren Eduard Reichardt (1827–91) und Hermann Ludwig (1819–73), so daß von einer W.-Schule gesprochen werden kann.

  • Auszeichnungen

    |(Ehren-)Mitgl. in 20 wiss. Ges. u. Ver., u. a. d. Mineral. Soc. zu Jena, d. Ak. gemeinnütziger Wiss. zu Erfurt (1836), d. Leopoldina (1843), d. Cercle medico-chimique et pharmaceutique zu Lüttich, d. Soc. d’Emulation pour les sciences pharmaceutiques z. Paris, d. Societate pharmaceutica zu Lissabon, d. pharm. Ges. zu St. Petersburg u. d. Svenska Läkaresällskapet;
    ghzgl. sachsen-weimar. HR (1836), GHR (1853);
    Dr. med. h. c. (Jena 1853);
    Rr.kreuz d. weißen Falkenordens I. Kl. (1853) u. d. hzgl. sachsenernestin. Hausordens.

  • Werke

    Weitere W Chem. Tabellen z. Analyse d. unorgan. Verbindungen, oder Ausführl. Charakteristik d. anorgan. Salzbasen u. Säuren, 1829, ⁴1837, 6. Aufl. u. d. T. Kl. analyt.-chem. Tabellen z. Analyse d. unorgan. Verbindungen, 1847;
    Anltg. z. qualitativen chem. Analyse d. unorgan. u. organ. Verbindungen nebst Btrr. z. genaueren Kenntnis d. Verhaltens u. d. Anwendung d. Reagentien b. analyt.chem. Unterss., e. Commentar z. dritten Aufl. seiner chem. Tabellen, 1835;
    Anltg. z. qualitativen chem. Analyse, 1836;
    Unmaßgebl. techn. Gutachten über d. Freiheits-, Eigenthums- u. Erbrechte d. Apotheker, 1846;
    Statuten d. pharm.-naturwiss. Ver. z. Jena, 1849;
    Chem. Classifikation d. einfachen u. zus. gesetzten Körper, nebst Tafeln über d. Atomgewichte d. einfachen Körper, 1851;
    Über d. Ausbildung d. Pharmazeuten, 1853 (mit L. F. Bley).

  • Literatur

    |H. Ludwig, in: Archiv d. Pharm. 131, 1855, S. 87;
    ders. u. E. Reichardt, ebd. 135, 1856, S. 101–11;
    K. Bauer, Goethes Briefwechsel mit W., 1927;
    H. Hanke, in: Pharm. Zentralhalle 93, 1954, S. 403–09 (W-Verz.);
    H. Hellmuth, in: Die Pharm. 35, 1980, S. 321–23;
    ders., in: Pharm. Praxis 40, 1985, S. 110– 12;
    Ch. Friedrich u. A.-S. Honig, ebd. 48, 1993, S. 457–63 (P);
    D. Herting u. T. Herting, 350 J. Löwen-Apotheke Burgdorf 1647–1997, 1997, S. 17–19;
    R. Stolz, Naturforscher in Mitteldtld., Bd. I, 2003, S. 319–22 (P);
    Lex. Naturwiss.;
    Lex. bed. Chemiker;
    Complete DSB;
    Dt. Apotheker-Biogr. II.

  • Porträts

    |Lith., 1844 (?) (Österr. Nat.bibl., Porträtslg).

  • Autor/in

    Christoph Friedrich
  • Zitierweise

    Friedrich, Christoph, "Wackenroder, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 164-165 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117086169.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Wackenroder: Heinrich Wilhelm Ferdinand W., Dr. Phil., bedeutender Pharmaceut um die Mitte dieses Jahrhunderts, geboren am 8. März 1798 zu Burgdorf im Königr. Hannover. Er studirte 1825—26 in Göttingen; später, nach seiner in Erlangen erfolgten Promotion, war er als Pharmaceut in Celle beschäftigt. Im J. 1828 finden wir ihn als Privatdocent in Göttingen, von wo er noch in demselben Jahre als außerordentlicher Professor nach Jena berufen wurde, das von da bis zu seinem Tode die Stätte seiner Thätigkeit blieb. Er gründete in Jena ein pharmaceutisches Institut, dessen Director er wurde. Daneben bekleidete er seit 1836 eine ordentliche Professur. Außerdem war er Inspector der Apotheken des Großherzogthums Sachsen. Er starb zu Jena am 4. September 1854. Von seinen Schriften sind zu nennen: „Commentatio de anthelminticis regni vegetabilis praemio regio ornata“ (Götting. 1826); „Chemische Tabellen zur Analyse der anorganischen Verbindungen und ausführliche Charakteristik der anorg. Salze, Basen und Säuren" (1829, 5. Aufl. 1843); „Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse" (1836); „Ausführliche Charakteristik der stickstofffreien organischen Säuren nebst Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse“ (1841); „Kleine analytisch-chemische Tabellen etc.“ (1847); „Commentatio de cerevisiae vera mixtione et indole chemica etc.“ (1850); „Chemische Classification der einfachen und zusammengesetzten Körper“ (1851). Ferner gab er das „Archiv der Pharmacie“ heraus und zwar zuerst mit R. Brandes (Bd. XV—XXIV), dann mit Brandes und Bley (Bd. XXV bis XXXII), dann mit Bley allein bis zu seinem Tode. Außerdem schrieb er zahlreiche Aufsätze chemischen und pharmaceutischen Inhalts in einer Reihe vor Zeitschriften, z. B. in Kastner's Archiv, Erdmann's Journ. f. pr. Ch., Liebig's|Annalen, Trommsdorff's Neues Journal, Göttinger gel. Anzeigen, Froriep's Notizen etc. Sein Nachfolger im Amte war sein Schüler Hermann.

    • Literatur

      Vgl. Poggendorff, Biogr.-litter. Handwörterbuch. — J. Günther, Lebensskizzen der Professoren d. Univ. Jena von 1558—1858.

  • Autor/in

    Carl Oppenheimer.
  • Zitierweise

    Oppenheimer, Carl, "Wackenroder, Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 443-444 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117086169.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA