Lebensdaten
1874 – 1949
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Wembley bei London
Beruf/Funktion
Betriebswissenschaftler ; Maschinenbauer
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118608118 | OGND | VIAF: 54941099
Namensvarianten
  • Schlesinger, Georg
  • Schlesinger
  • Schlesinger, G.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schlesinger, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118608118.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emanuel (1834–89), aus Kempen (Prov. Posen), Lehrer ebd., Kaufm. in B., seit 1873 neben Isaac u. Nathan Schlesinger Mitinh. u. Prokurist d. Fa. „I. Schlesinger, Weißwaren“ in B.-Mitte;
    M Laura Ernestine Wolff (1847–1930, 2] N. N.), aus Gleiwitz (Oberschlesien);
    Schw Ottilie (Lilli) (1872–1952, Emanuel Hildebrand(t), emigrierte nach England, Gertrude (* 1876, Leonhard Neumann), emigrierte 1936 nach New York;
    Berlin Elise Schlinger ( n. 1956);
    3 S u. a. Ernst (um 1916–34), Betriebswiss., zuletzt in Lugano (Kt. Tessin), Klaus, in Detroit (?), Fritz, 2 T u. a. Lilli Gertrude ( 1934 Franz Koenigsberger, 1907–79, aus Posen, Dr.-Ing., 1961 o. Prof. f. Werkzeugmaschinen u. Bearb.technik an d. Univ. Manchester, 1965/66 Präs. d. „Internat. Institution of Production Engineering Research“, 1967 Gastprof. an d. TU Berlin, 1969 Dr.-Ing. E. h., TU Berlin, Dr. h. c., Gent, s. L), emigrierte 1935 nach Belgien, 1936 nach Italien, 1938 nach England;
    N Walter Marcus (* 1893, ev.), Betriebswiss., Dipl.-Ing., Dr.-Ing., studierte 1919-22 b. S. in B., gründete 1926 mit Werner v. Schütz d. Untern.beratungsfa. RENTA GmbH in B., einer d. Pioniere d. modernen Untern.beratung in Dtld., emigrierte 1933 in d. Schweiz, als Manager tätig in Zürich u. in Schaffhausen (s. L); Vt d. Stief-B Richard Frankfurter, Dr. iur., RA (s. L).

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1891 an einem Berliner Realgymnasium absolvierte S. ein einjähriges Praktikum in einer Mechanikerwerkstatt und studierte anschließend bis 1897 Maschinenbau an der TH Berlin-Charlottenburg (Staatsexamen als Reg.bauführer). Danach trat er in die „Maschinenfabrik Ludwig Loewe u. Co.“ in Berlin ein, wo gerade eine moderne Werkzeugmaschinen- und Werkzeugfabrik nach amerik. Muster errichtet wurde. S. wurde 1899 Leiter des Büros für Vorrichtungen, Werkzeuge und Serienproduktionsmittel, 1902 Chefkonstrukteur der Maschinenfabrik. Er führte ein von ihm erfundenes Passungs- und Toleranz-System für Fertigung und Montage ein, das auch das Thema seiner Dissertation „Arbeiten über das Messen in der Werkstatt und der Herstellung austauschbarer Teile“ an der TH Berlin bildete, mit der er 1903 bei Otto Kammerer (1865–1951) promoviert wurde.

    1904 erhielt S. den neuen Lehrstuhl für Betriebswissenschaft an der TH Berlin (umbenannt in: Lehrstuhl f. Werkzeugmaschinen, Fabrikanlagen u. Fabrikbetrieb), den ersten seiner Art in Deutschland. 1907 gründete er die Fachzeitschrift „Werkstattstechnik“, die die Brücke zwischen technischen Wissenschaften und Betriebspraxis schlagen sollte. Neben der Optimierung der technischen Arbeitsabläufe führte er die Leistungsermittlung und die Eignungsprüfung von Arbeitern sowie ein System von Arbeitsvorschriften zur Verhütung von Unfällen und zur Wiedereingliederung von Invaliden ein. 1913 schlug er die erste Gewindenormung vor und leitete 1913-24 den Gewindeausschuß im Dt. Normenausschuß. Während des 1. Weltkriegs leitete S. die Spandauer Gewehrfabrik und entwickelte zusammen mit dem Chirurgen Ferdinand Sauerbruch (1875–1951) Arm- und Beinprothesen.

    Die Lehren von Frank B. Gilbreth (1868–1924) und Frederick W. Taylor (1856–1915) aufgreifend, baute S. mehrere Fabrikbetriebe organisch nach ihrem Arbeitsfluß um. Als Berater und Gutachter von Industrie und Verbänden bereiste er 1924 die USA, 1925 und 1929 die Sowjetunion. Die dabei vereinbarten Aufträge beschäftigten den dt. Werkzeugmaschinenbau bis Ende der 30er Jahre. Die Bedeutung des Austauschbaus, d. h. der Fähigkeit, genormte Teile präzise und austauschbar zu fertigen, zeigte S. 1927 in seinem „Prüfbuch für Werkzeugmaschinen“. 1933 wurde er aus dem Hochschuldienst entlassen und für neun Monate inhaftiert, da er im Zusammenhang mit seinen Kontakten zur Sowjetunion des Hochverrats verdächtigt wurde. 1934 aus Deutschland ausgewiesen, konnte er jedoch 1936 sein Standardwerk „Die Werkzeugmaschine“ (2 Bde., engl. Übers. 1949) publizieren. Nach Gastprofessuren in Zürich und Brüssel kam S. 1939 nach England, wo ihm Lord Nuffield am „Institute of Production Engineers“ ein Laboratorium für Oberflächen- und Maschinenprüfung einrichtete. Die Forschungsarbeiten von S. über Schneidstähle, Bohrer und Fräser veränderten die Bauart der Werkzeugmaschinen, da sie bei härteren Stählen größere Kräfte bei höheren Schnittgeschwindigkeiten aufnehmen mußten. Mit seinen grundlegenden Arbeiten wurde S. zu einem Vorkämpfer der Rationalisierung und der Produktionstechnik. Er gilt außerdem als Begründer der dt. Betriebswissenschaft. S. zählte zu den Gründern des 1924 im damaligen brit. Mandatsgebiet Palästina geschaffenen Technikinstituts (Technion) in Haifa.

  • Auszeichnungen

    Georg Schlesinger-Preis d. TU Berlin (seit 1979).

  • Werke

    Die Passungen im Maschinenbau, in: Forschungsarbb. auf d. Gebiete d. Ing.wesens, H. 18, 1904, erneut: ebd., H. 193/94, 1917;
    Vereinheitlichung d. Schraubengewinde, ebd. H. 142, 1913, erneut: ebd., 1926;
    Bearbeitbarkeit u. Wechselwirkung zw. Werkzeug u. Werkstoff, in: Werkstattstechnik 21, 1927, S. 605 ff.;
    Die Kräfte in d. Werkzeugmaschine, in: VDI-Zs. 73, 1929, S. 1565 ff.;
    60 J. Edelarbeit, in: FS Ludwig Loewe u. Co. AG Berlin (Hg.), 1930, S. 67-209;
    Die Werkzeugmaschine, 2|Bde., 1936 (engl. 1949);
    Prüfbuch f. Werkzeugmaschinen, 1927, ⁷1962 (engl. ⁸1978);
    The Factory, 1949.

  • Literatur

    Otto, 1918, 1929;
    E. Brödner, Zerspanung u. Werkstoff, 1934;
    Werkstattstechnik u. Maschinenbau 39, 1949, S. 289 f.;
    Die Technik 4, 1949, S. 552;
    Eisen- u. Metallverarbeitung 1, 1949, S. 627 f.;
    VDI-Zs. 92, 1950, S. 88;
    G. Spur, Produktionstechnik im Wandel, 1979;
    ders., G. S., Vom Wirken e. gr. Ing., in: Architektur- u. Ing.wesen z. Zeit d. nat.soz. Gewaltherrschaft 1933-1945, hg. v. U. Kuder, 1997, S. 69-95;
    ders. u. W. Fischer (Hg.), G. S. u. d. Wiss. v. Fabrikbetrieb, 2000 (P);
    Rhdb. (P);
    G. Buchheim u. R. Sonnemann, Lb. v. Ing.wiss., 1989, S. 71-82 (P);
    V. Benad-Wagenhoff, in: W. Treue u. W. König (Hg.), Berlin. Lb. Techniker, 1990, S. 111-24 (P);
    Pogg. VIIa;
    BHdE II.

  • Autor/in

    Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß
  • Zitierweise

    Seherr-Thoß, Hans Christoph Graf von, "Schlesinger, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 63-64 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118608118.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA