Lebensdaten
1882 – 1968
Geburtsort
Gießen
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Ski-Pionier ; Sportjournalist ; Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 12311165X | OGND | VIAF: 79476396
Namensvarianten
  • Luther, Karl Joseph Hubert Ludwig Emil
  • Luther, Carl Josef
  • Luther, Karl Joseph Hubert Ludwig Emil
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Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Luther, Carl Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12311165X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (* 1849), Bierbrauer;
    M Elisabeth Seitz;
    1914 Agnes Volger.

  • Biographie

    L. besuchte seit 1897 das Gymnasium des Benediktinerklosters in Einsiedeln (Schweiz). An der Univ. Freiburg (Schweiz) hörte er Vorlesungen über Kunstgeschichte und Journalistik. In dieser Zeit verfaßte er erste Zeitungsartikel. Als Werkstudent erwarb er sich in einem Mannheimer Baubüro Kenntnisse in Bauwesen und Statik, die ihm später beim Planen und Bauen von Skisprungschanzen zugute kamen. Als ihm wegen seiner schwachen Gesundheit Höhenluft verordnet wurde, ging er im Okt. 1905 als Hauslehrer zu einer Schweizer Familie, die auf der Rigi-Höhe lebte. Dort wurde er mit dem Skilauf vertraut. Bald traf er zwei der besten Skisportler und Skilehrer jener Jahre, die Norweger Leif Berg und Thorleif Bjöernstad. Er lernte von ihnen grundlegende Bewegungsabläufe und machte über einen Felsvorsprung seinen ersten Skisprung. „Cil“ (C.J.L.) begann nun als Journalist die Freuden des Skilaufens zu beschreiben. Im Winter 1906/07 beteiligte er sich am Schweizer Skirennen und schrieb für die Zeitung „Der Bund“ in Bern, die ihn als „ersten Journalisten auf Ski“ vorstellte. 1907 holte ihn der Herausgeber der „Deutschen Alpenzeitung“, Max Schneider, nach München, wo er die Zeitschrift „Der Winter“ gründete, von der er 28 Jahrgänge gestaltete. Später leitete er auch die Zeitschrift „Ski-Sport“. Als aktiver Skiläufer und Springer beteiligte er sich an Wettkämpfen und wurde 1908 Sprung-Sieger im Rahmen der Deutschen Skimeisterschaften. 1913 und 1914 nahm er am berühmten Holmenkollen-Springen bei Christiania (Oslo) teil und gewann mit guten Leistungen jeweils einen der begehrten Silber-Becher. Einer dieser Becher wird seit 1969 von deutschen Skisport-Journalisten als ewiger Wanderpreis („Cil-Preis“) alljährlich an den besten nordischen Skisportler der Bundesrepublik verliehen.

    Der 1905 in München gegründete Deutsche Ski-Verband (DSV) machte L. zu seinem ersten Lehrwart. Schon 1908 begann dieser eine rege Vortragstätigkeit, die ihn in zahlreiche Länder Europas und später auch nach Japan führte. Seine 1911 erstmals erschienene „Schule des Schneelaufs“ fand weite Verbreitung. Zu Beginn des 1. Weltkriegs berichtete L. dem König von Bayern über Möglichkeiten des Skilaufens im Heer. Seine Vorschläge an das Kriegsministerium führten zur Gründung der Skicorps. Nach seinen Instruktionen wurden Skitruppen in Bayern und später auch in der Türkei ausgebildet; er selbst, nie Soldat, wirkte als Instrukteur. Nach dem Krieg war er als Skilehrer an der Bayer. Landes-Turnanstalt tätig. 1927-49 war L. ehrenamtlicher Sprunghügelberater im DSV. Nach seinen Plänen wurden – für ein symbolisches Honorar von RM 3,50 an die Verbandskasse – Schanzen in Ernstthal, Schreiberhau, Baiersbronn-Freudenstadt, Berchtesgaden, Oberhof und 1934 die beiden Schanzen von Partenkirchen für die IV. Olympischen Winterspiele (1936) gebaut.

    Doch nicht nur der Skilauf fesselte L. Schon 1908 hatte er an einer Fahrt mit einem von Klepper in Rosenheim gebauten Faltboot auf dem Inn teilgenommen. Dem Wasserwandern im Faltboot und dem Leben im Zelt, dann auch der Entdeckung von Wildflüssen für den Kanusport gehörte seine Leidenschaft ebenso wie später dem Skitourenlaufen abseits der nach 1945 immer mehr ausgebauten Skipisten. Wesentlicher Inhalt seiner Arbeit wurde schließlich die Erforschung der Geschichte des Skilaufs. So machte er auf skilaufende Bauern auf der Blöke, einer Hochfläche im Karst, aufmerksam, über die er einen Bericht eines Statthalters in Krain gefunden hatte. Als Sechzigjähriger begann er Chinesisch zu lernen, um zu erforschen, ob in China schon vor 4000 Jahren Schreitscheite für die Fortbewegung im Schnee („Geflügelte Rösser“) verwendet worden sind. Der Rundfunk holte ihn als Mitarbeiter; zahlreiche Artikel von ihm erschienen in Zeitschriften in aller Welt. Bis ins hohe Alter blieb er einer der wichtigsten Propagandisten des Skisports in Deutschland. L.s umfangreiches Archiv wurde von Carl Diem in die Bibliothek der Deutschen Sporthochschule in Köln übernommen.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenmitgl. d. DSV, d. Dt. Kanu-Verbandes u. d. Dt. Camping-Clubs;
    Goldene Verdienstplakette d. Ungar. Skiverbandes.

  • Werke

    Weitere W Der moderne Wintersport, 1912;
    Ski u. Skilauf, 1912;
    Schneeschuhläufer im Krieg, 1915;
    Skilaufen, 1923;
    Schneelauf in Bildern u. Merkworten, 191924;
    Schnee-Sprunglauf in Bildern u. Merkworten, ⁷1924;
    Paddelsport u. Flußwandern, 161924;
    Langlauf in Bildern u. Merkworten, 1925;
    Der Skikurs, 1925;
    Der große Sprung, 1925;
    Skiunterhaltung, 1925;
    Schneelauf-Ausbildung, ⁵1927;
    Der Skitourist, ³1927;
    Das weiße Reich, 1931;
    Skiparadiese Bayern, 1932;
    Bilderbuch d. alten Schneeläufer, 1942. -
    Hrsg.: Der dt. Skilauf, 1930;
    Skipanorama d. Alpen, 1933.

  • Literatur

    P. Wiede, Weißer Ritter ohne Furcht u. Tadel, in: Ski, Nr. 2/1957;
    Ein Luther im Schnee, in:|B. Moravetz (Hrsg.), Das große Buch vom Ski, 1980.

  • Autor/in

    Bruno Moravetz
  • Zitierweise

    Moravetz, Bruno, "Luther, Carl Josef" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 548-549 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12311165X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA