Lebensdaten
1532 – 1600
Geburtsort
Trient
Sterbeort
Rom
Beruf/Funktion
Bischof von Trient ; Legat auf Reichstagen ; Kardinal ; Protektor der deutschen Nation
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119026724 | OGND | VIAF: 72195232
Namensvarianten
  • Ludwig
  • Madrutz, Ludwig von
  • Madruzzo, Ludwig von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Ludwig von Madrutz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119026724.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Südtiroler Adelsgeschl., das sich bis ins 12. Jh. zurückverfolgen läßt, sich ursprüngl. Nano u. Denno nennt, im 15. Jh. d. Namen seiner Burg Madrutz (zw. Trient u. Riva di Garda) annimmt u. mit Bischof Karl Emmanuel 1658 im Mannesstamm ausstirbt, offiziell 1766 erlischt. Es ist mit bedeutenden Familien Tirols, Savoyens, Frankreichs u. Italiens verschwägert. V Nikolaus ( 1570), kaiserl. General (Schmalkald. u. Sienser Krieg), Gouverneur v. Pavia;
    M Helene, T d. Joseph Frhr. v. Lamberg (1489–1554), kaiserl. Gesandter an d. Hohen Pforte 1529–31, Obersthofmeister d. Kaiserin, 1544 Landeshauptm. v. Krain (s. NDB 13*), u. d. Elisabeth v. Erlach;
    Ov Christoph ( 1578), Bischof v. Trient u. Brixen (s. NDB III), Hildebrand ( 1547), kaiserl. General;
    B Joh. Friedrich, savoy., seit 1581 kaiserl. Botschafter beim Hl. Stuhl;
    Halb-B Fortunatus (1538–1604), kaiserl. Rat, Oberst, Gen.kapitän;
    Vt Hildebrand ( 1606), Domdekan in Trient;
    N Karl Gaudenz (1562–1629), Kardinal, seit 1600 Bischof v. Trient, Karl Emanuel (1599–1658), seit 1629 Bischof v. Trient.

  • Biographie

    Von Anfang an für eine kirchliche Laufbahn bestimmt, wurde L. im väterlichen Haus in den klassischen Fächern und Sprachen ausgebildet und studierte in Löwen und Paris. Papst Julius III. bestellte ihn am 11.3.1550 zum Koadjutor (mit Nachfolgerecht) seines Onkels Christoph sowie Administrator des Bistums Trient. Am 26.2.1561 auf den Titel von San Onofrio zum Kardinal ernannt, wurde er am 14.11.1567 Bischof von Trient, nachdem er Anfang 1564 zum Priester geweiht worden war. Auf dem Konzil, das 1545-47, 1551/52 und 1562/63 in Trient tagte, vertrat er die Residenzpflicht der Bischöfe und schloß sich der auch vom Kaiser unterstützten Forderung der Deutschen nach einer Reform der Kirchendisziplin an. Nicht ohne Grund galt er als einer der Initiatoren der Abfassung und Vorlage des Dekrets der letzten Sitzung des Konzils „Über die Beobachtung und Annahme der Konzilsdekrete“, ein Grundanliegen seines Wirkens als Kardinalprotektor.

    L.s Leben war von regen diplomatischen Aktivitäten geprägt. 1554 weilte er am Kaiserhof in Wien zur Vorbereitung des Reichstags von Augsburg. Auf dem Reichstag von Augsburg 1559 hielt er die Totenrede auf Karl V. und dessen Gemahlin und übernahm im Auftrag des Kaisers Ferdinand seine erste (allerdings erfolglose) diplomatische Mission (zusammen mit Ludwig Gf. Stolberg-Königstein) beim franz. Kg. Franz II., um die Rückgabe der von Heinrich II. 1552 annektierten Territorien von Metz, Toul und Verdun zu erreichen. 1578 war er im Rahmen der niederländ. Befriedungsaktion tätig. 1582 weilte er wegen des Kölner Bistumsstreits wiederum am Kaiserhof. 1594 nahm er am Regensburger Reichstag teil. Aufgrund der Hochschätzung am span. Hof – er übte in fünf Konklaven das Exklusivrecht für Spanien aus – wurde ihm von Philipp II. die Funktion des Vizekönigs von Neapel angetragen, die er aber aus Gesundheitsgründen (Gicht) ablehnte. Seit 1573 war L. Kardinalprotektor des Reichs. Als solcher war er zu besonderer Fürsorge für die kirchlichen Verhältnisse in Deutschland wie zur Vermittlung der Beziehungen der päpstlichen Kurie zu Deutschland verpflichtet. Auf den Konklaven von 1590, 1591 und 1592 galt er als Papstkandidat, erreichte jedoch seiner engen Verbindung zu Spanien und seiner deutschen Nationalität wegen keine Mehrheit. In vorgerücktem Alter übernahm L. 1597 den Vorsitz der päpstl. Kongregation „De auxiliis“, in der es um die theologische Frage der Art und Weise des Zusammenwirkens von Gnade und Freiheit ging.

    In der Durchführung der Konzilserlasse war L. vor allem behindert durch die mehrjährigen wechselvollen Auseinandersetzungen über den reichsrechtlichen Status des Bistums Trient mit Erzhzg. Ferdinand II. von Tirol, der das Hochstift für sich beanspruchte. Durch eine Konvention vom 3.5.1578, an der auch der Bruder des Bischofs, Fortunatus, beteiligt war, wurde der Streit beigelegt, und L. konnte am 6.10.1578 auf seinen Bischofssitz zurückkehren; 1579 wurde er in Prag von Maximilian II. wieder in seine zeitlichen Rechte eingesetzt.

    Ein Kirchenfürst von integrem Charakter, wurde L. von Gregor XIII. und Pius V. protegiert, war ein Freund des Mailänder Kardinals Karl Borromäus und hatte in Philipp Neri, dem Gründer des Oratoriums, einen erleuchteten Seelenführer und Berater. Für das Frühjahr 1579 setzte er eine strenge Visitation aller Pfarreien seiner Diözese fest, die sich insbesondere auf die Disziplin des Klerus bezog. 1593 hielt er eine Diözesansynode ab, um eine religiöse Erneuerung auf allen Ebenen zu erreichen; die Konstitutionen der Synode wurden 1594 gedruckt (1880 Neudruck). Eine von ihnen betraf die vom Konzil vorgesehene Errichtung eines Diözesanseminars, das er den Somaskern, einem Reformorden für Internatserziehung, anvertraute und reichlich mit Pfründen ausstattete. In San Onofrio (Rom), wo bereits sein Onkel Christoph begraben war, ließ er die Madruzzokapelle fertigstellen, in der er dann gegenüber dem Grab seines Zeitgenossen Torquato Tasso beigesetzt wurde.

    Geistig und religiös stand L. als Anhänger der Reformpartei im Spannungsfeld von kath. Reform, Reformation und Gegenreformation. Sein Pontifikat ist symptomatisch für den Übergang von der spätmittelalterlichen Reichskirche zur Kirche des tridentinischen Zeitalters.

  • Literatur

    B. Bonelli, Notizie Istorico-Critiche della Chiesa di Trento III, 1, 1762 (mit Dokumentenslg.: Memorie Madruziane), III/2, 1765;
    P. Litta, Famiglie celebri italiane (no. 89), Madruzzo di Trento, 1841 (Stammtafeln mit Legende);
    J. Hirn, Ferdinand II. v. Tirol, 2 Bde., 1885/88;
    ders., in: AÖG 64, 1882, S. 353-498;
    Nuntiaturberr. aus Dtld., 3. Abt., II, hrsg. v. J. Hansen, 1894, S. 375-80;
    P. Herre, Papsttum u. Papstwahl im Za. Philipps II., 1907;
    A. Galante, La Corrispondenza del Card, Cristoforo Madruzzo, 1911;
    J. Kögl, La sovranità dei vescovi di Trento et di Bressanone, 1964, S. 247-72;
    L. v. Pastor, Gesch. d. Päpste IX, S. 923, X, S. 660, XI, S. 796, XII, S. 960, 1923 ff.;
    V. Vescovi, Hist. della casa di Challant e de Madruzzo, in: Archivo Agustiniano 74, 1969;
    I. Rogger, Il governo spirituale della diocesi di Trento sotto i vescovi Cristoforo e L. M., in: Il Concilio di Trento et la Riforma Tridentina I, 1965, S. 173-213;
    A. Costa, I vescovi di Trento, Notizie - profili, 1977, S. 160-63;
    A. Jedin, Gesch. d. Konzils v. Trient, 1977;
    K. Jaitner (Hrsg.), Die Hauptinstruktion Clemens' VIII. f. d. Nuntien u. Legaten an d. Europ. Fürstenhöfen, 2 Bde., 1984;
    S. Vareschi, La legazione del Cardinale L. M. alla dieta imperiale di Augusta 1582, Diss. Gregoriana Rom 1986 (L);
    Enc. Catt. VII (P);
    LThK;
    eigene Archivstud.

  • Porträts

    Gem. v. G. B. Moroni (New York, Slg. Stillmann), Abb. in: La Revue de l'art 21, 1, 1907, S. 359, u. in: Enc. Catt. VII.

  • Autor/in

    Adolf Darlap
  • Zitierweise

    Darlap, Adolf, "Ludwig von Madrutz" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 423-424 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119026724.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA