Lebensdaten
1594 – 1662
Geburtsort
Saarbrücken
Sterbeort
Dillenburg
Beruf/Funktion
Fürst von Nassau-Dillenburg ; Feldherr
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 137982402 | OGND | VIAF: 86140464
Namensvarianten
  • Nassau-Dillenburg, Ludwig Heinrich von
  • Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg
  • Ludwig Heinrich
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Zitierweise

Ludwig Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137982402.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gf. Georg v. N.-Beilstein bzw. Dillenburg (1562–1623), S d. Gf. Johann VI. v. N.-D. (1536–1606) u. d. Elisabeth v. Leuchtenberg;
    M Anna Amalie (1565–1605), T d. Gf. Philipp IV. v. N.-Saarbrücken (1542–1602) u. d. Erika v. Manderscheid;
    1) 1615 Katharina (1588–1651), T d. Gf. Ludwig v. Sayn-Wittgenstein (1532–1605) u. d. Elisabeth Gfn. zu Solms, 2) 1653 Elisabeth (1593–1656), T d. Wild- u. Rheingf. Heinrich (1557–1606) u. d. Juliane Gfn. zu Nassau, 3) 1656 Sofie Magdalene (1622–58), T d. Gf. Johann Ludwig v. N.-Hadamar (1590–1653) u. d. Ursula zur Lippe;
    5 S (2 früh †), 8 T (4 früh †) aus 1), u. a. Georg Ludwig (1618–56), Adolf (1628–63, Elisabeth Charlotte, T d. Peter Gf. zu Holzappel, 1646, Heerführer, s. NDB IX), Anna Amalie (1616–49, 1] Philipp Ludwig Gf. v. Wied, 2] Christian Gf. v. Sayn-Wittgenstein), Luise (1623–65, Joh. Ludwig Gf. v. Isenburg-Offenbach), Magdalene (1628–63, Christian Moritz Gf. v. Isenburg-Offenbach), 3 S (2 früh †) aus 2).

  • Biographie

    Nach seiner Ausbildung am Dillenburger Hof und auf der Hohen Schule Herborn unternahm L. eine Kavalierstour nach Frankreich und den Niederlanden. Hier lernte er unter Prinz Moritz von Oranien das Kriegshandwerk; 1614 war er bei der Entsetzung Emmerichs von den Spaniern beteiligt. Nach dem Tod seines Vaters erbte L. 1623 zusammen mit seinem Bruder Albrecht die Gfsch. Nassau-Dillenburg, die nach dem Tod Albrechts 1626 ganz an ihn fiel. Bereits seit Regierungsantritt bestand sein wichtigstes Bestreben in der Verminderung der Folgeschäden für seine Lande, die die militärische Besetzung Nassaus seit 1622 nach sich zog. Als wichtigster Berater diente für den politisch farblosen Regenten der Rat und frühere Herborner Professor Philipp Heinrich Hoen (Hoenonius), der als Publizist in der Nachfolge des Johannes Althusius zu den Monarchomachen rechnet. Während L. sich zuerst auf Unionsseite, dann seit 1635 in kaiserl. Diensten vor allem bei der zweimaligen Erstürmung des Schlosses Braunfels, der Städte Koblenz, Colmar und Amöneburg sowie der Festung Benfeld militärisch auszeichnete, verwaltete Hoen|die Dillenburger Grafschaft. Er konnte auch vor dem Restitutionsedikt im Zusammenwirken mit Gf. Johann Ludwig von Nassau-Hadamar einen fiskalischen Prozeß von kaiserl. Seite gegen die Grafen von Nassau abwenden. In Anerkennung der Verdienste L.s in kaiserl. Diensten wurde er zwei Jahre nach seinem Hadamarer Onkel 1654 in den Reichsfürstenstand erhoben.

    Während er als Militär sowohl bei Kg. Gustav Adolf von Schweden wie auch bei den kaiserl. und franz. Generälen sich hoher Wertschätzung erfreuen konnte, so als Politiker nicht gleichermaßen. Bis zum Tode Hoens 1649 sorgte der Dillenburger Rat jedoch für eine kluge Vertretung der nassau. Interessen, darunter auch für den gesamten Wetterauer Grafenverein auf dem Westfäl. Friedenskongreß. Im letzten Dezennium seiner Regentschaft lassen sich bei L. Versuche zu einer absolutistischen Innenpolitik erkennen, deren Erfolge freilich ebenso begrenzt waren wie bei anderen Territorien gleicher Größe. Der noch unter Hoen begonnene Versuch, die vom Großvater Johann VI. begründete Hohe Schule Herborn zu privilegieren, scheiterte an den finanziellen Möglichkeiten und später am Desinteresse L.s.

  • Literatur

    ADB 19;
    J. M. Steinberg, Panegyricus parentalis Ludovici Henrici Nassovii …, 1662 (franz. Übers. 1667);
    J. G. Treviranus, König Davids Gottseelige Regierung u. seeliger Abschied/Bey d. … Beysetzung Des … Herrn L. H., Fürsten zu Nassau, in: Wolverdiente Ehren-Kroon, Welche Dem Durchläuchtigen Fürsten u. Herrn, Herrn L. H. … Bey … Ihro … letztes Leichbegängnuss …, 1663, S. 13-40;
    C. Posthius, Betruebter Todes-Bott Hiskiae, In e. Christl. Leich-Klag- u. Trost-Predigt, ebd., S. 41 ff.;
    Personalia ebd., S. 89-107;
    E. F. Keller, Die Drangsale d. Nassau. Volkes u. d. angrenzenden Nachbarländer in d. Zeiten d. 30j. Krieges …, 1854;
    F. W. Cuno, Fürst L. H., in: ders., Gedächtnisbuch dt. Fürsten u. Fürstinnen ref. Bekenntnisses, 3. u. 4. Lfg., (1884), S. 72-76;
    W. Rudorff, Die Erhebung d. Grafen v. Nassau in d. Reichsfürstenstand, 1921;
    G. Menk, Restitutionen vor d. Restitutionsedikt. Kurtrier, Nassau u. d. Reich 1626–29, in: Jb. f. Westdt. Landesgesch. 5, 1979, S. 103-30;
    ders., Die Hohe Schule Herborn in ihrer Frühzeit (1584–1660), 1981;
    ders., „Omnis novitas periculosa“. Der frühe Cartesianismus an d. Hohen Schule Herborn (1649–51) u. d. ref. Geisteswelt nach d. 30j. Krieg, in: K. Schaller (Hrsg.), Comenius. Erkennen-Glauben-Handeln, 1985, S. 135-63;
    H.-J. Häbel, Die Kulturlandschaft auf d. Basalthochfläche d. Westerwaldes v. 16. bis 19. Jh., 1980;
    R. Störkel, Die Entwicklung d. Hohen Schule Herborn in d. späteren Zeit, in: J. Wienecke (Hrsg.), Von d. Hohen Schule z. Theol. Seminar Herborn 1584-1984, 1984, S. 54-80 (P).

  • Autor/in

    Gerhard Menk
  • Zitierweise

    Menk, Gerhard, "Ludwig Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 403-404 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137982402.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg, geb. am 9. Mai 1594 als Sohn des Grafen Georg und der Anna Amalia aus dem Hause Nassau-Saarbrücken. Er studirte auf der von seinem Großvater Johann dem Aelteren im J. 1584 neubegründeten hohen Schule zu Herborn, vollendete seine Ausbildung in Frankreich und verdiente als echter Oranier dann seine Sporen im Dienste der vereinigten Niederlande unter dem Prinzen Moritz. 1614 wohnte er den Belagerungen von Emmerich und Rees bei. In die deutschen Stammlande zurückgekehrt, theilte er 1623 nach dem Tode des Vaters mit seinem Bruder Albrecht das Erbe, wurde aber schon 1626 in Folge Ablebens des Genannten Alleinherrscher über Dillenburg, Herborn, Driedorf, Burbach und den Hickengrund. Krieg und Pest wütheten damals in jenen Gegenden — ja noch schlimmer: wegen angeblichen Beistandes an den Pfalzgrafen Friedrich, den unglücklichen Winterkönig, ward vom Kaiser über Dillenburg und Hadamar die Reichsacht ausgesprochen und die Anwartschaft auf diese Lande dem in der kaiserlichen Armee mit Auszeichnung dienenden Stammesvetter Ludwig Heinrichs, dem Convertiten Johann dem Jüngeren von Nassau-Siegm zugesprochen. Dieser Gefahr entging L. H., da es den persönlichen Bemühungen Johann Ludwigs von Nassau-Hadamar in Wien im J. 1629 glückte, den Kaiser zur Nichtvollziehung jenes Schrittes zu bewegen. Johann Ludwig hatte dies sein protestantisches Bekenntniß gekostet, L. H. blieb jedoch demselben treu. Ja, als der große Schwedenkönig Gustav Adolf in Deutschland seinen Siegeszug auch bis in die Nähe der nassauischen Lande ausdehnte, schloß er sich demselben rasch und entschlossen an und trat als Obrist in dessen Kriegsdienste, für ihn ein Infanterie-, später auch ein Reiterregiment errichtend, die mit Auszeichnung, wenn auch wechselndem Glück, in den verschiedensten Regionen Deutschlands im Interesse der evangelischen Sache gefochten haben. Auch der Graf selbst zeichnete sich in diesen Feldzügen durch persönliche Tapferkeit und fröhlichen Soldatenmuth aus, namentlich wenn es galt, mit stürmender Hand einen festen Platz zu nehmen. So ist sein Name verknüpft mit den Eroberungen von Benfeld, Schlettstadt, Stollhofen, Obernhain, Offenburg und Colmar, vorzüglich auch mit der Ueberrumpelung des festen Braunfels (1635), eine vielgerühmte Heldenthat, die dem Lande des kühnen Eroberers freilich einen verheerenden Rachezug der Kaiserlichen unter Mansfeld eintrug. Doch noch in dem nämlichen Jahre, als es schien, wie wenn der Glücksstern der Schweden zu erbleichen beginne, verließ L. H. deren Sache und wandte in politisch seiner Berechnung sich dem Kaiser zu, der ihn, als er den Prager Frieden annahm, sogar aus schwedischen Diensten in die seinigen herübernahm, desgleichen seine Regimenter, bei denen man doch auf Schwierigkeiten stieß. L. H. widmete dem neuen Heere seine Kraft mit gleicher Energie, betheiligte sich alsbald an der Belagerung von Montabaur, nahm auf einem Zuge ins Westfälische den Schweden Amöneburg weg, ließ seine Regimenter zu der Armee des Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt stoßen und rückte selbst 1637 als Generalwachtmeister mit nach Sachsen, wo er am 16. Mai Ellenburg|erstürmte. Unmittelbar hierauf begab er sich nach Prag zum Kaiser, den er zum Gönner gewann. In seine Lande zurückgekehrt, die unterdessen mehrfach unter Durchzügen und lästigen Einquartierungen Unsagbares erduldet hatten, glückte ihm noch eine kühne Waffenthat, der Handstreich auf Hanau, das er mit sammt seinem Commandanten, dem gefürchteten Schotten Ramsay, einem der besten Generale des schwedischen Heeres, nahm. Letzterer starb unter tragischen Verhältnissen später auch während der Gefangenschaft auf Dillenburg, der Residenz seines Besiegers. Nach und nach verhallten in diesen Gegenden des Krieges Stürme und L. H. konnte sich wieder mehr mit dem Wohl und Wehe seiner Lande beschäftigen, was er denn auch nicht verabsäumt hat. Hervorgehoben muß u. A. werden, daß er z. B. der schwer geschädigten Landesschule, der Akademie zu Herborn, durch mehrfache generöse Zuwendungen aufzuhelfen bemüht sich zeigte. Nach dem Friedensschluß empfing L. H. den Lohn für seinen Abfall zum Kaiser, der ihm durch Erhebung in den Reichsfürstenstand zu Theil ward. Am 2. Juli 1662 ist er zu Dillenburg gestorben. Die Regierung hinterließ er seinem Sohne Adolf und dem ältesten Enkel Heinrich, Sohn des vor dem Vater dahingeschiedenen Erbprinzen Georg Ludwig. Beide veranstalteten eine Landtheilung. L. H. war dreimal vermählt gewesen und zwar mit Katharina von Sayn, der Rheingräfin Elisabeth und der Sophie Magdalena von Nassau-Hadamar.

    • Literatur

      C. H. v. Rauschard, Nass. Geschlechtstafel des Otton. Stammes, Mscr. von 1789. C. D. Vogel, Beschreibung des Herzogthums Nassau, 1843. E. F. Keller, Drangsale des nass. Volkes, 1854.

  • Autor/in

    Joachim.
  • Zitierweise

    Joachim, Ernst, "Ludwig Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 566-567 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137982402.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA