Lebensdaten
1835 – 1914
Geburtsort
Erfurt
Sterbeort
Klein-Ballhausen Kreis Weißensee
Beruf/Funktion
preußischer Landwirtschaftsminister
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 117261386 | OGND | VIAF: 272230600
Namensvarianten
  • Lucius von Ballhausen, Robert Freiherr
  • Lucius von Ballhausen, Robert
  • Ballhausen, Lucius von, Freiherr
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Lucius von Ballhausen, Robert Freiherr, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117261386.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Eugen L. (s. 2), Ferdinand (1830–1910), GKR, Inh. d. Firma, Mitgl. d. Reichstags (Dt. Reichspartei) 1890-93 u. d. preuß. Abgeordnetenhauses;
    - Manchester 1864 Juliet (1835–1921, ev.), T d. Charles Souchay (1799–1872), Großkaufm. in London u. Manchester, u. d. Adelheid Dethmar;
    3 S, 1 T. u. a. Hellmuth (1869–1935), Gesandter.

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Koblenz studierte L. 1854-56 in Heidelberg Naturwissenschaften, anschließend in Breslau Medizin. Hier promovierte er 1858 mit der Dissertation „De faradisatione locali“ zum Dr. med. Sein Studium bewirkte eine dauernde Entfremdung von der kath. Kirche. Nach der Promotion unternahm er eine große Auslandsreise durch Frankreich, Schottland und Spanien. 1860 nahm er als Arzt am span. Marokko-Feldzug teil, anschließend an der Ostasien-Expedition des preuß. Gesandten Friedrich Graf zu Eulenburg, die 1860/62 zu Handelsverträgen des Deutschen Zollvereins mit Japan, China und Siam führte. Nach Abschluß der Expedition in Singapur (März 1862) bereiste L. mehrere Monate lang Indien. Seit Okt. 1862 diente er als Einjährig-Freiwilliger im Garde-Kürassier-Regiment in Berlin. Dann bewirtschaftete er das Gut Klein-Ballhausen, das sein Vater erworben hatte (1888 wandelte er seine Güter Klein- und Großballhausen und Stödten in zwei Fideikommisse um.). Am deutsch-dän. Krieg 1864 nahm er als Unteroffizier teil, am deutschen Krieg 1866 als|Leutnant d. R. im Kürassier-Rgt. 6, am deutsch-franz. Krieg 1870/71 im Stabe der 8. Division.

    Nach dem Krieg 1866 begann L. seine politische Tätigkeit. Er veröffentlichte einen Wahlaufruf für die Wahl zum Reichstag des Norddeutschen Bundes (Febr. 1867), in dem er zur Unterstützung der Außenpolitik Bismarcks aufforderte. Jedoch unterlag er als politischer Anfänger bei der Nominierung des nationalliberalen Kandidaten im Wahlkreis Erfurt seinem Konkurrenten Gustav Freytag. L. schloß sich bald darauf der Freikonservativen Partei (seit 1871 Deutsche Reichspartei) an, hielt aber weiterhin engen Kontakt zu den Nationalliberalen. Im März 1870 wurde er bei einer Ersatzwahl in Erfurt in den Reichstag des Norddeutschen Bundes und das Parlament des Deutschen Zollvereins gewählt. Noch im selben Jahr gewann er auch ein Mandat im preuß. Abgeordnetenhaus, dem er bis 1879 und dann wieder 1882-93 angehörte. Im Frühjahr 1871 wurde er in den deutschen Reichstag gewählt. Das Reichstagsmandat behauptete er bis zur Wahl 1881, in der er dem Liberalen Adolf Stengel unterlag.

    L. gehörte unter den Freikonservativen zur Gruppe der entschiedenen Schutzzöllner und zum Freundeskreis des Industriellen C. F. Stumm. Bis zu seiner Ernennung zum Minister war er Mitglied des freikonservativen Parteivorstands. Im Reichstag arbeitete er in der Budget-Kommission mit. Seit 1871 stand er auch in enger Verbindung mit Bismarck. Als radikaler Gegner der Sozialdemokratie setzte er sich 1878 temperamentvoll für die Annahme des Sozialistengesetzes ein. Gemeinsam mit Löwe, Jaunez und Kardorff beantragte er 1877 – ohne Erfolg – die Einführung von Schutzzöllen. 1878 beteiligte er sich azn der „Volkswirtschaftlichen Vereinigung“, zu der sich die Schutzzöllner aus 4 Fraktionen des neugewählten Reichstags verbündeten. Als wegen Bismarcks Wendung zum Schutzzoll die Minister Falk, Hobrecht und Friedenthal 1879 aus der preuß. Regierung ausschieden, wurde L. als Nachfolger Friedenthals preuß. Landwirtschaftsminister. Während seiner Amtszeit 1879-90 wurden die Getreidezölle eingeführt (1879) und durch die Tarifnovellen von 1885 und 1887 von 1 M je dz. auf zuletzt 5 M je dz erhöht. Außerdem setzte L. sich besonders für die Urbarmachung der westdeutschen Hochmoore und für das Ansiedlungsgesetz für die Provinzen Posen und Westpreußen ein, das die Stärkung des Deutschtums durch Siedlung Deutscher auf angekauften Gütern poln. Besitzer bezweckte, jedoch nicht die gewünschte Wirkung hatte. Während der Kanzlerkrise 1890 unterstützte er – wie die anderen preuß. Minister – Bismarck nicht. Da Wilhelm II. L. nicht schätzte, trat dieser im Nov. 1890 zurück. Nach seiner Verabschiedung nahm er wieder engeren Kontakt zu Bismarck auf. 1895 wurde er auf Lebenszeit in das preuß. Herrenhaus berufen. Hier übernahm er den Vorsitz der Budget-Kommission. In den letzten Lebensjahren stellte er seine Tagebuchnotizen aus den Jahren seiner engen politischen Verbindung zu Bismarck (1871–90) zusammen. Dabei nahm er an diesen Notizen nachträglich keine Änderungen oder Ergänzungen vor. Sie sind daher als unmittelbare Aufzeichnungen eine wertvolle Quelle zur Bismarck-Zeit. Unter dem Titel „Bismarck-Erinnerungen“ wurden sie postum veröffentlicht (1920).

  • Werke

    Weiteres W Die Erfurter Fam. Sebastian Lucius, 1894.

  • Literatur

    H. Frhr. Lucius v. Stoedten, Aus d. Selbstbiogr. d. Staatsmin. Frhrn. L. v. B., In: Dt. Rdsch., Juni 1921 u. Jan. 1922;
    H. v. Petersdorff, L. Frhr. v. B., in: H. v. Arnim u. G. v. Below, Dt. Aufstieg, 1925, S. 227-32;
    S. Hübschmann, in: Mitteldt. Lb. II, 1927, S. 407-24 (L, P);
    DBJ I (Tl.).

  • Porträts

    in: GHdA 7.

  • Autor/in

    Karl Erich Born
  • Zitierweise

    Born, Karl Erich, "Lucius von Ballhausen, Robert Freiherr" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 278-279 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117261386.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA