Lebensdaten
1809 – 1890
Geburtsort
Freibergsdorf (Erzgebirge)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Photograph
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117230308 | OGND | VIAF: 77087818
Namensvarianten
  • Lotze, Moritz
  • Lotze, Moritz Eduard
  • Lotze, Maurizio Fotograf
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Zitierweise

Lotze, Moritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117230308.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Entstammt e. Bauernfam.;
    München 1838 Babette (1811–74, kath.), T d. Bauern Franz Hanfstaengl (1770–1850) u. d. Anastasia Reiß; Schwager Franz Hanfstaengel (1804–77), Lithograph, Photograph (s. NDB VII);
    4 S, 4 T, u. a. Emil (* 1841), Photograph in Verona, dann in Bozen, Richard (1843–1909), Photograph in Verona, 1882 Mitglied d. Accademia Cignaroli, 1884-86 deren Präs., um d. Denkmalsschutz in Verona verdient (s. W), Anna (1839–95) Photographin ( 1873 Heinrich Frhr. v. Pechmann, 1826–1905, Maler), Luise (* 1846, Adolf Eberle, 1843–1914, Maler);
    E Lilli ( Vincent Adams Renouf, 1876–1910, Prof. d. Gesch. in China).

  • Biographie

    L. erhielt Zeichenunterricht in Meißen und studierte dann Malerei und Lithographie an der Kunstakademie in Dresden. Im April 1830 übersiedelte er nach München, wo er als Landschafts- und Tiermaler tätig war. Sein Freund und späterer Schwager Franz Hanfstaengl weckte sein Interesse für die Photographie, die sie im Atelier Alois Löcherers, das sich in Hanfstaengls Haus befand, kennenlernen konnten. Nachdem Hanfstaengl dank seines ausgeprägten Geschäftssinns die Photographie als zukunftsweisend und gewinnbringend erkannt hatte, ließ er 1852 seine Konzession für die Lithographie und Galvanographie ändern in eine solche „zum fabrikmäßigen Betreiben der Vervielfältigung von Kunsterzeugnissen jeder Gattung auf mechanisch-technischem Wege jeder Art“ und eröffnete mit L. im bisherigen Atelier Löcherers ein „Kunstatelier für Photographie“. Bald kam es jedoch zwischen den beiden Partnern zu Spannungen, die sich in den familiären Bereich ausdehnten.

    L. ging im Herbst 1854 nach Verona und holte, nachdem er sich rasch etabliert hatte, seine drei ältesten Kinder Anna, Emil und Richard zu sich. Er unterrichtete in der Kunst des Photographierens (nach dem Kollodiumverfahren) und wurde ein gesuchter Porträtist. Er machte die Bekanntschaft von Ottavio di Canossa, der ihn in den Kreis der Veroneser Accademia Cignaroli einführte und 1859 Abramo Massalongos „Abhandlung der Paläontologie“ finanzierte, die L. mit 63 Photos illustrierte. Dieses Werk über Tier- und Pflanzenversteinerungen aus dem Umland von Verona gehört wie Theodor Sickels „Monumenta graphica Medii Aevi ex Archiviis et Bibliothecis Imperii Austriaci collecta“ (1858), zu denen L. Photographien von Handschriften aus Verona und Padua beigesteuert hat, zu den ersten wissenschaftlichen Büchern, die Photographien enthalten. Wegweisend in Italien wurde L. indes auf dem Gebiet der Landschafts- und Architekturphotographie. Seine frühen Aufnahmen zeigen eine der traditionellen Genremalerei verbundene Bildauffassung, so die Photos aus Tirol, die auf der Weltausstellung 1867 in Paris mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet wurden. L. photographierte die Baudenkmäler sowie die Umgebung von Verona außerordentlich gründlich, so daß eine wertvolle baugeschichtliche Dokumentation entstand. Er löste sein Motiv gleichsam aus dessen räumlicher Umgebung heraus und photographierte es bevorzugt – Tiefe und Größenverhältnisse sinnfällig machend – von einem leicht diagonal versetzten Standort aus. Dank seiner künstlerischen Vorbildung verstand er es, durch Licht und Schatten plastische Wirkung zu erzielen und wichtige Details hervorzuheben. Wahre Meisterschaft erreichte L. in den Photographien der österr. Befestigungsanlagen von Verona, Peschiera, Pastrengo und Ceraino („Festungsviereck“), einem offiziellen Auftrag (1865/66). Die den Motiven angepaßte, graphisch orientierte, noch heute modern anmutende Bildgestaltung entspricht der fortifikatorischen Zweckarchitektur, deren besondere Ästhetik sie – über die exakte Dokumentation hinaus – einzufangen weiß.

    Nachdem die Österreicher 1866 Verona geräumt hatten, kehrte L. zwei Jahre darauf in seine Wahlheimat München zurück, als Maler und Photograph fortan in bescheidenem Rahmen wirkend. – Sein Sohn Richard führte das Atelier in Verona unter L.s Namen fort, so daß später Photographien des Sohnes fälschlicherweise dem Vater zugeordnet wurden. Hatte sich dieser primär als Maler und Künstler verstanden, so jener als Kunstwissenschaftler, der sich um die systematische Dokumentierung der Werke von Künstlern und der Denkmäler sowohl früherer Epochen als auch der modernen Technik (Kanalanlagen, Fabriken, Maschinen) bemühte.

  • Werke

    Photographien: in München (Stadtmus.;
    Architekturslg. d. TU), Verona (Biblioteca Civica;
    Accademia di Agricoltura, Scienze e Lettere;
    Museo di Castelvecchio), Wien (Kriegsarchiv), Leverkusen (Agfa-Gevaert Photo-Historama) u. in Privatbes.;
    Negativ-Archiv aus d. Veroneser Zeit im Atelier Alinari, Verona;
    Verz. d. Photographien in: Firmenkat. 1886, hrsg. v. Richard Lotze (S);
    - Fotografie pittoresche di Verona, Peschiera e del Tirolo meridionale (Album);
    Saggio fotografico di alcuni animali e piante fossili dell' Agro Veronese illustrati dal Prof. A. B. Dr. Massalongo, uno dei quaranta della Società Italiana delle Scienze, fotografati da Maurizio L., Pittore della Corte di Sassonia, Con 40 Tavole, 1859;
    Ricordo di Verona, 1868 (Album mit 23 Photographien lokaler Persönlichkeiten). -
    zu Richard: Il Lago di Garda, 1880 (Mappe mit 35 Photos);
    Villa Miniscachi Colà, 1880;
    Canale Irrigatorio Giuliari, 1881 (Album mit 15 Phototafeln);
    Novare - Cenni di viticoltura e di enelogia, 1884 (Album mit 16 Phototafeln);
    Canale Industriale, 1884-86 (Album mit 25 Phototafeln).

  • Literatur

    P. Becchetti, Fotografi e Fotografia in Italia 1833-1880, 1978;
    H. Gebhardt, Franz Hanfstaengl, Von d. Lithographie z. Photographie, 1984 (P);
    P. Brugnoli, S. Marinelli u. A. Prandi, M. L. -
    Von München nach Verona, Ausst.kat. München u. Verona, 1984 (W, L, P).

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Lotze, Moritz" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 256-257 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117230308.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA