Lebensdaten
1883 – 1959
Geburtsort
Basel
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
Schriftstellerin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 121207803 | OGND | VIAF: 62398225
Namensvarianten
  • Loos, Cécile Ines
  • loos, cecile ines
  • Loos, Cécile Ines
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Zitierweise

Loos, Cécile Ines, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121207803.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bernhard (1851–87), Lehrer, Institutsvorsteher, Redaktor, S d. Stempelkommissärs Joh. Bernhard u. d. Elise Donatz;
    M Sara Charlotte Louise (1857–85), T d. Kaufm. Friedrich Wilhelm Stukkert u. d. Rosina Burckhardt; ledig;
    1 S.

  • Biographie

    Früh verwaist, wuchs L. im Haus des Buchhändlers Langlois in Burgdorf, dann in der Armenwaisenanstalt der Viktoria-Stiftung Webern b. Bern auf; in Bern besuchte sie das Kindergärtnerinnenseminar, diente 1902-06 in Ohringen b. Winterthur bei Job Baron v. Manteuffel als Kindermädchen und Erzieherin, 1906-11 bei Sir Robert Parker in England und Irland. Nach einem längeren Italienaufenthalt und der Geburt ihres Sohnes verdiente L. ihren Lebensunterhalt zunächst mit Gelegenheitsarbeit als Kellnerin in Bern (1913–17), seit 1921 in wechselnden Anstellungen als Sekretärin in Basel. Nach einer psychiatrischen Behandlung suchte sie, bestärkt durch anthroposophische Lehren, Hilfe in der Kunst und in der Astrologie. Seit 1927 freie Schriftstellerin, blieb sie jedoch auf die Einnahmen aus Hilfsarbeiten in Bibliotheken und Archiven, in den letzten Lebensjahren auf die Unterstützung eines von Eli Muschg initiierten Kreises privater Gönner angewiesen. Sie hatte sich nach dem Erfolg ihrer ersten beiden, in Deutschland erschienenen Bücher 1933 geweigert, eine Loyalitätsadresse für das nationalsozialistische Regime zu unterschreiben; seither auf den Schweizer Markt angewiesen, fand ihr Werk noch Anklang bei der Kritik, aber nicht mehr bei einem größeren Publikum.

    L.s Erzählungen streben die Verwandlung von Autobiographie in Dichtung an. Stets gilt die Welt als ein „Zustand des Herzens“; der „unverdorbene Mensch“ steht im Mittelpunkt, seine Einsamkeit, seine Begegnung mit der äußeren Welt und schließlich die Verwandlung des „Waisenkindes“ in die „Prinzessin“ einer Innenwelt bilden das thematische Gerüst. Der Erstling „Matka Boska“ (1929) setzt mit einer Variation des „Kaspar Hauser“-Motivs ein; erst die wahre Erziehung zur Liebe überwindet die Fixierung des sprachlosen Menschen auf sein Selbst. Solche an Rilke erinnernde Motive (Armut, besitzlose Liebe, Weltinnenraum) werden in den späteren Werken allmählich in die Erlebnisformen indischer und chines. Mystik übersetzt. Auch die Publikation ihrer Werke im Rascher Verlag ordnet L. jenen Bemühungen um eine west-östliche Kultursynthese zu, die im Zürcher Kreis C. G. Jungs ein Zentrum hatten. Dem entspricht die scharfe Kritik an Freuds Psychoanalyse wie der Rückgriff auf Mythos und Märchen. Im Roman „Die Rätsel der Turandot“ (1931) wird die Handlung aus der Symbolik des „Lebenswassers“ entwickelt und mündet in der Rettung einer von Verführern, bigotten Frömmlern und Psychiatern sich selbst entfremdeten jungen Frau durch die Ausdruckskunst ihres Tanzes und eine mystische Liebe, die in L.s Begegnung mit dem indischen Ingenieur Dr. Jitendranath Dey autobiographisch beglaubigt ist. Nachdem L. sich der Malerei zugewandt hatte, eröffnete erst der autobiographische, aber ganz aus der Kinderperspektive geschriebene Roman „Der Tod und das Püppchen“ (1939, 1983) eine neue, durch ihre Übersetzung von Monique Saint-Héliers „Strohreiter“ (1939) angeregte Werkphase. Die Komposition wird sorgfältiger, der Stil „leiser“ und ausgewogener, die Symbolik in sich geschlossen. Nach der Familiengeschichte „Hinter dem Mond“ (1942, 1982) ordnet sich der Roman „Konradin, Das summende Lied der Arbeit von Vater, Sohn und Enkel“ (1943) der Literatur aus der Schweizer Grenzbesetzungszeit ein; „Jehanne“ (1946), nach der „Vie de Jeanne d'Arc“ von Anatole France gestaltet, ist „allen Gefallenen und zu Unrecht Verurteilten des vergangenen Weltkrieges“ gewidmet. Das letzte Buch „Leute am See“ (1951) versammelt nochmals alle Leitmotive von L.s Schaffen.

  • Werke

    Weitere W u. a. Schivagrudel, in: Schweizer Fam.wochenbl., März 1925;
    Der Pascha, Dieblaue Blume Yim, in: Annalen, Horgen, 1928, S. 209-16;
    Das Genie (Fabel), in: Die Horen 6, 1930, S. 84-91;
    Die leisen Leidenschaften, Ein Lied d. Freundschaft, 1934 (Erz.);
    Das Königreich Manteuffel, in: Letzte Reife, Novellen v. R. Faesi u. a., 1934;
    Der Haurisepp (Erz.), in: Du 3, 1943, H. 6, S. 21-23;
    Mein Leben, in: Atlantis-Alm. 1949, S. 67-76;
    Wie mein Jehanne d'Arc-Roman entstand, in: Du 9, 1949, H. 2, S. 32 f.;
    Schlafende Prinzessinnen, 1950 (Erz.). |

  • Nachlass

    Nachlaß: Univ.bibl. Basel (darin: Samum, der Messias, Drama in 7 Akten; Der schöne Herzog, Roman um Napoleons Gegner d'Enghien).

  • Literatur

    W. Muschg, „Matka Boska“, in: Die Lit. 31, 1928/29, S. 631 f.;
    S. Streicher, Matka Boska - Gottesmutter, in: Schweizer. Rdsch. 1929/30, S. 394-400;
    ders., Begegnungen, 1933, S. 7-24;
    E. Korrodi, „Das Rätsel d. Turandot“, in: Neue Zürcher Ztg. v. 10.12.1931;
    ders., „Leute am See“, ebd. v. 5.9.1951;
    H. Weilenmann, Dichtung u. Erlebnis, 1934;
    M. Frisch, C I L.: „Hinter dem Mond“, in: Neue Schweizer Rdsch. NF 10, 1942/43, S. 517-19;
    O. Brand, Stilles Wirken, Schweizer Dichterinnen, 1949;
    E. Bartlin, C. I. L., Eine Einführung in ihre Werke, Diss. Basel 1968;
    B. v. Matt, Von Märchenperspektiven u. v. e. verkannten Propheten, Zu Neuausgg. v. Romanen v. C. I. L. u. A. Frankhauser, in: Neue Zürcher Ztg. 26./27.11.1983 (P);
    Kosch, Lit.-Lex.;
    Schweizer Biogr. Archiv, 1938, S. 322 (P).

  • Autor/in

    Walter Schmitz
  • Zitierweise

    Schmitz, Walter, "Loos, Cécile Ines" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 152-153 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121207803.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA