Lebensdaten
1865 – 1953
Geburtsort
Brünn
Sterbeort
Lugano
Beruf/Funktion
Industrieller
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 137854099 | OGND | VIAF: 86028188
Namensvarianten
  • Löw-Beer, Rudolf
  • Löw-Beer, Rudolf
  • Beer, Rudolf Löw-
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Zitierweise

Löw-Beer, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137854099.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Max (1829–87), Industrieller mit Tuchfabriken in Svitavka (Mähren), Brünn u. Sagan (Preuß.-Schlesien) u. e. Zuckerfabrik in Ungereigen a. d. March, S d. Moses, Gründer d. Fa. Moses Löw-Beer, Fabrik f. Garnerzeugung in Svitavka;
    M Pauline Löw, aus Rabbiner- u. Gelehrtenfam.;
    B Alfred (1872–1939), Benno ( 1916), Industrielle, Teilhaber L.s;
    - 1905 Elise (1874–1957), T d. Bankprokuristen Heinrich Wiedmann in Wien u. d. Bertha Steiner;
    1 S, 1 T, u. a. Paul (* 1910), Dr. phil. et rer. nat., Industrieller in Wien.

  • Biographie

    L. besuchte in Brünn und Grünberg (Preuß.-Schlesien) die Untermittelschule, danach absolvierte er in Wien die Handelsakademie und trat 1882 in die Firma seines Vaters ein. Nach fünf Jahren intensiver Ausbildung übernahm er 1887, nach dem Tod des Vaters, 22jährig die Leitung der Fabriken. Die schnelle Expansion des Unternehmens und die herrschende Wirtschaftskrise hatten schwierige Verhältnisse und eine große Last von Bankschulden mit sich gebracht. Die ersten Jahre nutzte L. für eine Sanierung der Firma und die Beseitigung dieser Schulden. Die Verluste bringende Zuckerfabrik wurde vorübergehend stillgelegt. Ein zur Zeit des Vaters begonnener Streit mit dem Partner Weiß in Sagan wurde beigelegt, dessen Fabrik wieder mit der L.s vereinigt und so die Grundlage für eine der größten Tuchfabriken Deutschlands („Mos. Löw-Beer, Sagan“) geschaffen. Eine Tuchfabrik in Fischamend (Niederösterreich), an der eine Beteiligung bestand, wurde zur Gänze erworben. In dieser Zeit traten L.s jüngere Brüder Alfred und Benno in die Firma ein. Alle Zweige des Unternehmens prosperierten. Es wurde Kapital angesammelt, so daß L. in der Lage war, seine Tätigkeit in neue Branchen auszuweiten und – z. T. gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Familie – weitere Fabriken zu gründen: 1906/07 in Partnerschaft mit einem Ziegelfabrikanten die Zementfabrik Leo Czech & Co. in Malomeritz bei Brünn, die sich zu einem der größten Werke der Zementindustrie in der Tschechoslowakei entwickelte, 1907 eine Weberei und Spinnerei in Ingrowitz (Böhmen), 1908 eine große, modern eingerichtete Schraubenfabrik in Bielitz-Biala im späteren Polen. 1912 beteiligte sich L. zur Hälfte an der Zellulosefabriks-AG St. Michael bei Leoben in der Steiermark. Schließlich gliederte er 1913 der Zuckerfabrik zur besseren Verwertung der Melasse eine Spiritusfabrik an.

    Der 1. Weltkrieg unterbrach die unternehmerische Tätigkeit. L. war während des Krieges als Präsident der Hadernzentrale leitend in der deutsch- österr. Kriegswirtschaft tätig und machte sich bei seinen Unternehmer-Kollegen wegen der Gewährung zu knapper Gewinnmargen unbeliebt. Der Friedensschluß von 1918 zerriß den Konzern. Trotz der Nachkriegswirren und der Überkapazitäten der tschechoslowak. Textilindustrie baute L. seine Werke weiter aus. Ende der 30er Jahre hatte die Zementfabrik eine Kapazität von 10 000 Tonnen pro Tag, die Zuckerfabrik konnte täglich 10 000 Zentner Rüben verarbeiten, und in den 5 Textilfabriken standen 1300 Webstühle mit entsprechend großen Spinnerei-, Färberei- und Appreturkapazitäten sowie eine große Kammgarnspinnerei in Arbeit. L. emigrierte mit seiner Frau 1938 nach England. 1947 ließ er sich in Lugano nieder.

    L.s Stärke lag nicht im kaufmännischen und finanziellen Bereich. Er war ein Mann der kühnen Anwendung neuer Technik, die er selbständig und gegenüber den Empfehlungen der Experten kritisch in die großindustrielle Praxis einführte. Die Tuchindustrie betrieb er als die Kunst, für die jeweils herrschende Mode schöne Stoffe aus den vom Markt vernachlässigten Roh- und Abfallstoffen zu erzeugen. Durch diese Kunst wurden damals zwei Textilzentren groß: Brünn und Prato in Italien. Technische Großleistungen vollbrachte L. auf dem Gebiet der kombinierten, auf die Bedürfnisse der Industrien genau zugeschnittenen Kraft-Wärmewirtschaft. In den 20er Jahren stellte er die ersten Gegendruckdampfanlagen in der Textilindustrie, die ersten Dampfspeicher in der Textil- und Zelluloseindustrie und die ersten Abhitzekessel in der Zementindustrie auf. Erst 10-20 Jahre später wurden diese Neuerungen Allgemeingut.

  • Literatur

    z. Fam. Enc. Jud. XI, 1971;
    Biogr. Lex. z. Gesch. d. Böhm. Länder, Lfg. 7, 1983;
    BHdE I.

  • Autor/in

    Paul Löw-Beer
  • Zitierweise

    Löw-Beer, Paul, "Löw-Beer, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 74-75 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137854099.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA