Lebensdaten
1880 – 1965
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Konstanz
Beruf/Funktion
Chemiker ; Professor für medizinische Chemie in Freiburg ; Laboratoriumsleiter in Berlin
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 116857579 | OGND | VIAF: 30298358
Namensvarianten
  • Schoeller, Walter Julius Viktor
  • Schoeller, Walter
  • Schoeller, Walter Julius Viktor
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schoeller, Walter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116857579.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August Viktor (1850–1923), JR in B., Vf. e. Fam.gesch. (s. W), S d. Julius Victor (1811–83), Dr. med., Gynäkol., Prof. an d. med.-chirurg. Mil.ak. in B., Dir. d. Hebammenlehrinst., u. d. Helene Kothe (1820–50);
    M Martha (1857–82), T d. Eduard Stahlschmidt, RA in B., u. d. Johanna Jung;
    Ur-Gvv Philipp Ludolf (1776–1855), Tuch- u. Papierfabr. in Düren u. Elberfeld (s. Fam.art.);
    B Kurt (1882–1963), Dr. iur., bis 1927 Dir. d. Disconto-Bank, 1927-31 Präs. d. Continentalen Linoleum-Union in Zürich, seit 1944 in Schloß Allmendingen, seit 1953 in München (s. Rhdb.; Wenzel);
    München 1918 Paula de Crignis (* 1887), aus Neuhof b. Neuburg/Donau;
    1 S Claus Dietrich, Dr. rer. nat., Chemiker, 1 T Marianne ( Werner Steltzer, PR-Chef d. Ufa in Düsseldorf). Journalistin; Schwager d. Ehefrau Philipp Bouhler (1899–1945), Chef d. Kanzlei d. Führers.

  • Biographie

    S. legte 1899 die Reifeprüfung am Berliner Wilhelms-Gymnasium ab und studierte Chemie an den Universitäten Bonn und Berlin, wo er 1906 bei Emil Fischer (1852–1919) promoviert wurde (Über d. Spaltung d. Phenylalanin in seine optisch aktiven Komponenten). Anschließend wandte er sich in Zusammenarbeit mit Walther Schrauth (1881–1939) der Synthese quecksilberorganischer Verbindungen zu. Das Ziel, besonders wirksame antisyphilitische Mittel zu erhalten, wurde zwar nicht erreicht, die von beiden dargestellten Substanzen fanden aber in der Medizin (als Diuretica) bzw. in der Technik (als Holzschutzmittel) Anwendung. 1914 erhielt S. in Berlin die venia legendi für das Fach Chemie. Am 1. Weltkrieg nahm er als Offizier der Kavallerie und später als Gasschutz-Offizier teil. 1919-23 war S. ao. Professor für Medizinische Chemie an der Univ. Freiburg und übernahm dann die Leitung aller wiss. Laboratorien der Schering-Kahlbaum AG in Berlin. Während des „Dritten Reiches“ setzte er sich für den Schutz bedeutender Forschungseinrichtungen vor politischen Eingriffen ein. Dies betrifft neben dem KWI für Biochemie unter Adolf Butenandt (1903–95) insbesondere das KWI für Biologie unter Otto Warburg (1883–1970), dessen endgültige Entlassung S. verhindern konnte. Obwohl Parteimitglied, stand S. der NSDAP reserviert gegenüber, nutzte jedoch seine persönlichen und familiären Beziehungen zu Spitzen des NS-Regimes. 1946-56 leitete er das private „Forschungsinstitut für Medizin und Chemie“ in Heiligenberg/Bodensee.

    1924 begann eine überaus fruchtbare Zusammenarbeit mit Adolf Butenandt. S. nutzte die technischen Möglichkeiten seiner Firma zur Aufarbeitung großer Mengen von Ausgangsprodukten (Urin u. später Placenta), aus denen Butenandt Östrogene, Gestagene und Androgene isolierte. S. arbeitete zudem erfolgreich in der endokrinologischen Grundlagenforschung. Mittels katalytischer Hydrierung überführte er Östrogen in Östradiol und zeigte, daß dies die physiologisch eigentlich wirksame Form des Östrogens ist. Er isolierte das Desoxycorticosteron und charakterisierte dessen Wirkung als Glucocorticoid. Umfangreiche Arbeiten galten schließlich der Isolierung und Charakterisierung glandotroper Hormone des Hypophysenvorderlappens, wobei eine Reihe therapeutisch anwendbarer Präparate erhalten wurde. Innerhalb der Schering-Kahlbaum AG bzw. der späteren Schering AG baute S. mehrere Arbeitsgruppen auf, die sich erfolgreich mit der Entwicklung neuer Diagnostica (organ. Röntgenkontrastmittel) und Pharmaka, insbesondere von Sulfonamiden und goldorganischen Verbindungen, beschäftigten.

  • Auszeichnungen

    Dr. med. h. c. (Wüzburg 1932);
    Dr. rer. nat. h. c. (Braunschweig 1951);
    Mitgl. d. Leopoldina (1938);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Ges. f. Endokrinol. (1955);
    Schoeller-Junkmann-Preis d. Dt. Ges. f. Endokrinol. (seit 1966, gestiftet v. d. Schering AG).

  • Werke

    Zur Standardisierung d. männl. Sexualhormons, in: Wiener Archiv f. Innere Med. 21, 1931, S. 329-36 (mit M. Gehrke);
    Neuere Arbb. auf d. Hormongebiet, in: Dt. Med. Wschr. 58, 1932, S. 1531-34;
    Über Hemmungsfaktoren u. d. Mechanismus d. Wirkung gegengeschlechtsspezifischer Sexualhormone auf d. Entwicklung d. Keimdrüsen, in: Biochem. Zs. 264, 1933, S. 352-56 (mit M. Dohrn u. W. Hohlweg);
    Neue Hydrierungsprodukte d. Follikelhormons, in: Naturwiss. 21, 1933, S. 286 (mit H. Goebel u. E. Schwenk);
    Chemotherapeut. Forschungen auf d. Gebiet d. Sulfonamide, in: Chemiker-Ztg. 67, 1943, S. 21-24;
    Patente:
    Darst. hochwirksamer Produkte aus Hormonextrakten (E. R 360115 v. 11.9.1930), Herstellung v. kristallin. Sexualhormonen (E. P. 360116 v. 11.9.1930), Reinigung v. Präparaten d. männl. Keimdrüsenhormons (DRP 572547 v. 24.10.1931);
    – – zu August Viktor:
    Gesch. d. Fam. S., 1894, Nachdr. 1994;
    Nachtrag z. Gesch. d. Fam. S., 1897;
    Neuer Nachtrag z. Gesch. d. Fam. S., 1910.

  • Literatur

    Pharmazeut. Ind. 7, 1940, S. 387 f., 12, 1950, S. 275 f.;
    Chemiker-Ztg. 74, 1950, S. 752, 84, 1960, S. 709-11;
    A. Butenandt, in: Zs. f. Naturforsch. 5b, 1950, S. 449 f.;
    R. Schmidt, in: Angew. Chemie 62, 1950, S. 546;
    K. Junkmann, in: Arzneimittel Forsch. 5, 1955, S. 672-74;
    Nachrr. aus Chemie u. Technik 8, 1960, S. 368 (P);
    P. Karlson, Adolf Butenandt, 1990, S. 37-40 (P);
    Rhdb. (P);
    Pogg. V-VIII.

  • Autor/in

    August W. Holldorf
  • Zitierweise

    Holldorf, August W., "Schoeller, Walter" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 371-372 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116857579.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA