Lebensdaten
1833 – 1907
Geburtsort
Stettin
Sterbeort
Naumburg
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116226587 | OGND | VIAF: 3216436
Namensvarianten
  • Boetticher, Heinrich von
  • Bötticher, Heinrich von
  • Boetticher, Heinrich von
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Zitierweise

Bötticher, Heinrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116226587.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl Wilhelm von Boetticher (seit 1864, 1791-1868), als einer der Hauptvertreter des „christlich-germanischen Staatsgedankens“ einflußreicher Rat im Ministerium der geistlichen Angelegenheiten unter J. A. F. von Eichhorn, 1842-48 Oberpräsident von Ostpreußen, zuletzt Chefpräsident der Oberrechnungskammer, seit 1849 Vertreter der äußersten Rechten in der 1. Kammer, S des Johann Karl Ludwig Boetticher, Oberpostdirektor in Soldin, und der Charlotte Marie Voigt;
    M Henriette Wilhelm (1797–1833), T des Großgrundbesitzers Hans Heinrich Adolph Freiherr von Bodenhausen und der Kaufmannstochter Christine Wilh. Vogel;
    B Karl von Boetticher (1823–83), Geheimer Oberrechnungsrat, Adolf von Boetticher (1828–93), Ministerialdirektor im Ministerium des Königlichen Hauses;
    N 2. Grades Eberhard von Bodenhausen, genannt Degener ( 1918), Industrieller;
    Stralsund 1869 Soph. Marie Luise, T des Bankbuchhalters Ernst Heinrich Christian Berg und der Julie Albertine Joh. Schultz;
    5 S,4 T.

  • Biographie

    Nach Studium der Rechte in Würzburg und Berlin wurde B. 1866 konservativer Vertreter des Kreises Franzburg-Rügen im Abgeordnetenhause, 1869 Regierungsrat, 1872 Vortragender Rat im Ministerium des Innern, war 1872-76 Landdrost (Regierungspräsident) in Hannover, seit 1876 in Schleswig und seit 1878 Reichstagsabgeordneter für Flensburg-Apenrade. Als Oberpräsident von Schleswig-Holstein (seit 1879) hatte er eine glückliche Hand bei der Behandlung der dänischen Minderheit. 1880 wurde er zum Staatssekretär des Reichsamts des Innern und Preußischen Staatsminister ohne Ressort ernannt. Seit 1881 war er Generalstellvertreter des Reichskanzlers, als solcher auch dessen Vertreter im Vorsitz des Bundesrats, 1888 Vizepräsident des Staatsministeriums. Das Muster eines Beamten, gescheit, geschickt und verbindlich gegen jedermann, war B. gleich beliebt bei Vorgesetzten, Kollegen und Untergebenen. Ihm glückte es sogar, persona grata sowohl Bismarcks, wie Wilhelms I., der Kaiserin Augusta und des Kronprinzenpaares zu sein. Bismarcks Gunst verschaffte dem tüchtigen Mann einen schnellen Aufstieg, half ihm über die Klippen bei der Tilgung schwiegerväterlicher Schulden durch eine Zuwendung aus dem Welfenfonds und schenkte schließlich dem alter ego im Reich und in Preußen sein ganzes Vertrauen. Dieser wurde für ihn das, was vordem Rudolf von Delbrück und Bernhard Ernst von Bülow gewesen waren. Als Staatssekretär des Innern öffnete sich B. ein weites Feld der Tätigkeit, da zu seinem Ressort damals noch das gesamte Wirtschafts- und Sozialwesen gehörte. In seine Dienstzeit unter Bismarck fällt die große Sozial-Gesetzgebung, deren Urheberschaft sich der Kanzler zuschrieb, für deren Ausführung er aber die Verdienste B.s rühmend anerkannte, wenn er sich auch von der „Menschenfreundlichkeit“ des Freimaurers nicht viel versprach.

    Ernste Schatten fielen in das Leben des Glücklichen, als er mit seinem weichen Wesen wegen der sozialen Fragen in den Gegensatz zwischen Bismarck und Wilhelm II. geriet. Der „Chef“ verlangte von seinem Minister-„Gehilfen“ bedingungslose Unterstützung, gegen die eigene Überzeugung und gegen den Kaiser. Mindestens das letzte wollte und konnte B. als „Königlicher Minister“ nicht. So wurde er „unzuverlässig“. Weitergehende Vorwürfe lassen sich entkräften. B. war kein Verräter und Intrigant, freilich auch kein Bismarck-Märtyrer - wo hätte das Ereignis vom 20. März überhaupt solche erzeugt? -, sondern „eine überaus glücklich angelegte Natur“, die ihn wohl auch den Groll des „Wohltäters“ leichter hat ertragen lassen, als vielfach angenommen wird. Zudem spielten für ihn Amt und Rang, die ja der Kaiser zu vergeben hatte, keine geringe Rolle. So gewann er unter Caprivi den Höhepunkt des Einflusses; und die Angriffe aus Friedrichsruh festigten nur seine Stellung, die jetzt auch institutionell mehr bedeutete als unter Bismarck. Wesentlich beteiligt war er an der Handelspolitik des Neuen Kurses, und der Bau des Nordostseekanals fand sein besonderes Interesse. Es wirkt wie eine Ironie der Geschichte, daß der sozialpolitische Reformminister von einst auf Befehl Wilhelms II. ganz bismarckisch kurz treten mußte, noch mehr, daß der treue Diener seines Herrn als „Sühne für unwürdiges Schweigen auf unerhörte Angriffe im Parlament“ (Eugen Richters) und wegen eines unterbliebenen Kaiserhochs den Laufpaß erhielt (1895). Von 1897-1906 war B. Oberpräsident von Sachsen.

  • Werke

    Fürst Bismarcks Entlassung, Nach d. hinterlassenen, bisher unveröff. Aufzeichnungen d. Staatssekretärs d. Innern… v. B. u. d. Chefs d|Reichskanzlei … v. Rottenburg, hrsg. v. G. Frhr. v. Eppstein, 1922 (P).

  • Literatur

    Bismarck, Erinnerung u. Gedanke, = Friedrichsruher Ausg., Bd. 15, 1931, III, Kap. 3, u. Art. in d. Hamburger Nachrr., in: H. Hoffmann, Fürst Bismarck 1890–98, 1922;
    J. Hohlfeld, Gesch. d. dt. Reiches 1871-1924, ²1926;
    E. Gagliardi, Bismarcks Entlassung I, 1927;
    J. Ziekursch, Polit. Gesch. d. neuen dt. Kaiserreiches II-III, 1927–30;
    E. Eyck, Bismarck III, Erlenbach-Zürich 1944;
    B. Rogge, in: BJ XII, S. 126-32 (u. Totenliste 1909, L);
    Dansk Leks. IV, 1934, S. 475.

  • Porträts

    Holzschnitt in: LIZ 77, 1881, S. 177.

  • Autor/in

    Heinrich Otto Meisner
  • Zitierweise

    Meisner, Heinrich Otto, "Bötticher, Heinrich von" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 413-414 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116226587.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA