Lebensdaten
1895 – 1942
Geburtsort
Wien
Sterbeort
im Transportzug aus Konzentrationslager Ravensbrück
Beruf/Funktion
Politikerin ; Publizistin
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119334429 | OGND | VIAF: 52496844
Namensvarianten
  • Pick, Käthe (geborene)
  • Leichter, Käthe
  • Pick, Käthe (geborene)
  • mehr

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Zitierweise

Leichter, Käthe, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119334429.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef Pick ( 1926), Dr. iur., Hof- u. Gerichtsadvokat in W., S e. Textilfabr. in Nachod (Böhmen);
    M Lotte (1871–1938), T d. Bankiers Rubinstein in Czernowitz, seit 1870 in Galatz Rumänien Schw Vally ( Karl Weigl, 1881–1949, Komponist, s. MGG 14);
    - 1921 Otto Leichter (s. 2);
    2 S.

  • Biographie

    L. wuchs in der kultivierten Atmosphäre des intellektuellen, jüd. Wiener Bürgertums auf, besuchte seit 1906 das Beamten-Töchter-Lyceum und begann nach der Gymnasialmatura 1914 das Studium der Staatswissenschaften. Da eine Promotion für Frauen in Wien nicht möglich war, wechselte sie im Herbst 1917 nach Heidelberg. Dort schloß sie sich an Ernst Toller an, betätigte sich aktiv als Kriegsgegnerin und wurde deshalb im Dez. 1917 aus dem Deutschen Reich ausgewiesen. Im Juli 1918 erhielt sie eine Einreiseerlaubnis für ihre Promotion, die sie mit Auszeichnung ablegte, und studierte danach weitere zwei Semester in Wien. Unter dem Eindruck des Krieges war sie Sozialistin geworden und arbeitete an der Gründung der sozialdemokratischen Studentenbewegung mit, in der sie ihren Mann kennenlernte. Seit 1919 gehörte sie der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs an und zählte zum Kreis der Neuen Linken innerhalb der Partei, deren stellvertretende Vorsitzende und Verantwortliche für Bildungs- und Frauenarbeit der Wiener Bezirks-Gruppe sie 1919-34 war. 1919-25 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Staatskommission für Sozialisierung und von 1925-34 Mitarbeiterin der Arbeiterkammer Wien, deren Referat für Frauenarbeit sie aufbaute und leitete. Ihr soziales Engagement galt vor allem den Problemen der Frauenarbeit, über die sie statistische Erhebungen durchführte, deren Erkenntnisse in den Sozialgesetzen Ende der 20er Jahre berücksichtigt wurden. Sie arbeitete eng mit der Frauenabteilung der Freien Gewerkschaften und dem Frauenkomitee der Sozialdemokratischen Partei zusammen, für die sie Betriebsrats- und Funktionärinnenschulungen durchführte und bei zahlreichen Versammlungen und Konferenzen aktiv auftrat. Daneben war sie ständige Mitarbeiterin verschiedener Publikationen, wie „Der Kampf“, „Arbeiter-Zeitung“, „Arbeit und Wirtschaft“ (seit 1927 redaktionelle Leitung des Frauenteils), „Die Unzufriedenen“ und „Der Metallarbeiter“, und veröffentlichte eigene soziologische Untersuchungen.

    Nach dem Februaraufstand 1934 gingen L. und ihr Mann in den Untergrund und wirkten maßgeblich beim Aufbau der illegalen Organisation der Revolutionären Sozialisten mit. Im März 1934 unterrichteten sie die emigrierte Parteispitze in Brünn über die Vorgänge in Österreich. Von März bis September lebten sie in Zürich im Exil und kehrten dann, nachdem L. auf der „Wiener Konferenz“ der Revolutionären Sozialisten in Brünn zur Vorsitzenden des Bildungsausschusses gewählt worden war, nach Wien zurück. Bis 1938 waren beide im illegalen Führungskreis aktiv. L. übernahm im März 1937 die Leitung des Informations- und Nachrichtendienstes. Unter den Pseudonymen Maria Mahler und Anna Gärtner verfaßte sie Flugblätter und Artikel und konnte daneben einige wissenschaftliche Artikel im Ausland publizieren.

    Nach dem Anschluß gelangten ihr Mann und beide Söhne über Frankreich in die USA. Sie selbst wurde kurz vor der geplanten Emigration Ende Mai 1938 verhaftet, des Hochverrats angeklagt, zu vier Monaten Gefängnis verurteilt und im Oktober der Gestapo übergeben. Vom Wiener Landesgericht, wo sie für ihre Kinder ihre Erinnerungen schrieb (veröff. bei Steiner, s. L), kam sie im Jan. 1940 ins Konzentrationslager Ravensbrück. Zusammen mit 1 500 jüd. Leidensgefährtinnen wurde sie im Febr. 1942 in der Nähe von Magdeburg ermordet. Mit ihr starb eine der interessantesten Frauen im politischen Leben der 1. Republik, deren Wirken als Vorkämpferin für die Rechte der arbeitenden Frauen sie zu einem Leitbild der österr. Arbeiterbewegung werden ließ.

  • Werke

    Die handelspol. Beziehungen Oesterreich-Ungarns zu Italien, Diss. Heidelberg 1918 (ungedr.);
    Erfahrungen d. österr. Sozialisierungsversuchs, in: Der lebendige Marxismus, Festgabe z. 70. Geb.tag v. K. Kautsky, 1924, S. 195 ff.;
    Wie leben d. Wiener Hausgehilfinnen?, 1926;
    Wie leben d. Wiener Heimarbeiter? Eine Erhebung üb. d. Arbeits- u. Lebensverhältnisse v. 1 000 Wiener Heimarbeitern, 1928;
    Hdb. d. Frauenarbeit in Oesterreich, 1930, S. 674 ff.;
    So leben wir … 1 320 Industriearbeiterinnen berichten üb. ihr Leben, 1933;
    Vom revolutionären Syndikalismus z. Verstaatlichung d. Gewerkschaften, in: Festschr. f. C. Grünberg, 1932;
    Sanierung u. Krise, Rationalisierungs- und Stabilisierungspol., Wirtsch.katastrophe u. gewerkschaftl. Abwehrkämpfe, in: Gesch. d. österr. Gewerkschaftsbewegung im Weltkrieg u. in d. Nachkriegszeit, 1932;
    100 000 Kinder auf einen Hieb, Die Frau als Zuchtstute im Dritten Reich, 1933;
    Die Gewerkschaften im Faschismus, Internat. Studienwoche, veranstaltet v. Internat. Frauenkomitee d. Sozialist. Arbeiter-Internationale, Brüssel 22.8. -
    29.8.1936, 1936, S. 32 (unter Ps. Maria Mahler);
    zahlr. Art. 1919-36 in d. Zss.: Der Kampf, Arbeit u. Wirtsch., Der Betriebsrat, Arbeiter-Ztg., Die Unzufriedene, Der Vertrauenesmann, Bildungsarbeit, Frauentag.

  • Literatur

    H. Steiner, K. L., Leben u. Werk, 1973 (darin: Erinnerungen; W, L, P) ;
    J. Buttinger, Am Beispiel Österreichs, Ein geschichtl. Btr. z. Krise d. sozialist. Bewegung, 1953;
    O. Leichter, K. L., in: Werk u. Widerhall, hrsg. v. N. Leser 1964, S. 234 ff. (W, P);
    ders., Zwischen zwei Diktaturen, Österreichs Revolutionäre Sozialisten 1934–38, 1968;
    T. Spiegel, Frauen u. Mädchen im österr. Widerstand, 1967;
    Widerstand u. Verfolgung in Wien 1934–45, Eine Dokumentation, 2 Bde., 1975;
    W. Wisshaupt, Wir kommen wieder! Eine Gesch. d. Revolutionären Sozialisten Österreichs 1934-38, 1967;
    W. Neugebauer, Bauvolk d. kommenden Welt, Gesch. d. sozialist. Jugendbewegung in Österreich, 1975;
    ÖBL;
    BHdE I.

  • Autor/in

    Evelyn Lacina
  • Zitierweise

    Lacina, Evelyn, "Leichter, Käthe" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 132-134 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119334429.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA