Lebensdaten
1884 – 1941
Geburtsort
Wien
Sterbeort
bei Disentis (Graubünden)
Beruf/Funktion
Geograph
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116875267 | OGND | VIAF: 5694303
Namensvarianten
  • Lehmann, Otto

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Zitierweise

Lehmann, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116875267.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Otto (1849–1912), Kaufm. in W., S d. Bäckermeisters Heinrich in Eilenburg b. Leipzig u. d. Ernestine Arndt;
    M Maria (1859–1929), T d. Stadtkämmerers Andreas Herrmann in Hof (Bayern) u. d. Sophie Rödel;
    Wien 1914 Beatrice (1881–1943), T d. Otto Gassner, Arzt in Bludenz, u. d. Louise Schmidt;
    2 T.

  • Biographie

    L. begann nach der Reifeprüfung 1903 das Studium der Geographie und Geschichte in Wien und Leipzig bei den führenden Geographen F. Ratzel, A. Penck und E. Brückner und schloß es 1908 mit Lehramtsprüfung und Promotion zum Dr. phil. in Wien ab. Nach dem einjährigen Militärdienst versah er 1909-11 eine Assistentenstelle bei J. Partsch in Leipzig. Nach kurzem Aufenthalt in Paris, wo er den amerikan. Geomorphologen Davies als Gastprofessor hörte, kehrte er als Assistent bei Brückner nach Wien zurück. Im 1. Weltkrieg diente L. als Artillerieoffizier in Slowenien und Kroatien. 1920 habilitierte er sich mit einer geomorphologischen Arbeit (Adamellogruppe) in Wien für Geographie (1925 ao. Professor). 1928 wurde er Professor für Geographie an der ETH Zürich, wo er bis zu seinem Tode wirkte. L.s Interessen reichten von der Karstmorphologie über Föhnstudien bis zur Siedlungsgeographie und der Kartographie. Bleibende Verdienste erwarb er sich mit seinen Studien über Karsterscheinungen, insbesondere mit seinem Lehrbuch „Die Hydrographie des Karstes“ (1932). Dabei entwickelte er auf Grund seiner Beobachtung, daß unverhältnismäßig vielen Wasserschluckstellen nur sehr wenige Karstquellen gegenüberstehen|– er nannte dies den „karsthydrographischen Gegensatz“ –, eine umfassende Einsicht in die Karstphänomene. Damit hat L. der Untersuchung des Karstes und seiner Entwässerung, darüber hinaus aber auch der Höhlenforschung insgesamt eine neue und fruchtbare Richtung gegeben, in der viele jüngere Forscher dann weitergehen konnten. Besondere Bedeutung maß er den über rein geographische Fragestellungen hinausgehenden Überlegungen zur wissenschaftstheoretischen und erkenntnisphilosophischen Grundlegung des Faches Geographie zu. Er stieß damit bei vielen Fachgenossen auf Unverständnis, speziell wenn er sich gegen ein dogmatisch aufgefaßtes Kausalitätsprinzip wandte, das vielfach nur auf sprachlichen Konventionen beruhte. L. kann als einer der ersten und konsequentesten Bekämpfer des geographischen Determinismus gelten, wonach die materiellen geographischen Verhältnisse den Menschen in seinen Taten und Werken grundlegend bestimmen. L. war ein Vorläufer jener Bewegung in der deutschsprachigen Geographie, welche zwar schon durch Bobek, Hartke und andere nach 1945 und der Diskreditierung der Geopolitik angebahnt wurde, aber sich erst auf dem Kieler Geographentag 1969 durchsetzte und die bewirkte, daß die Anthropo- oder auch Humangeographie genannte Richtung der Geographie, auf ein sozialwissenschaftliches Fundament gestellt, nun gegenüber der physischen Geographie den Vorrang erhielt.

  • Werke

    Weitere W Die Talbildung durch Schuttgerinne, in: Penck-Festbd., 1918;
    Die Bodenformen d. Adamellogruppe u. ihre Stellung in d. alpinen Morphol. I: Die allg. Bedeutung d. U-Täler, in: Mitt. d. Geogr. Ges. Wien 11, Nr. 1, 1920;
    Das Tote Gebirge als Hochkarst, ebd. 70, 1927;
    Die Oberflächengestaltung d. österr. Alpen, in: Die österr. Alpen, hrsg. v. H. Leitmeier, 1928;
    Die Hydrogr. d. Karstes, in: Enz. d. Erdkde. 6 b, 1932;
    Über d. Stellung d. Geogr. in d. Wiss., in: Vj.schr. d. Naturforsch. Ges. Zürich 81, 1936;
    Der Zerfall d. Kausalität u. d. Geogr., 1937.

  • Literatur

    P. Brunner, in: Vj.schr. d. Naturforsch. Ges. Zürich 86, 1941, S. 366 f.;
    E. Winkler, in: Mitt. geogr.-ethnogr. Ges. Zürich 40, 1940/41, 1941, S. V-XIV (P);
    ders., Schweizer. Geograph, 1941, H. 3, S. 62-65;
    ÖBL;
    Pogg. VII a.

  • Autor/in

    Hans R. Brunner
  • Zitierweise

    Brunner, Hans R., "Lehmann, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 90-91 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116875267.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA