Lebensdaten
1839 – 1913
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Agrargenossenschaftler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 133227758 | OGND | VIAF: 8569637
Namensvarianten
  • Leemann, Julius (bis 1906)
  • Leemann, Julius von
  • Leemann, Julius (bis 1906)
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Zitierweise

Leemann, Julius von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133227758.html [04.05.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Friedrich L. (1805-60), Oberpolizeikommissar in St., dann Oberamtmann in Welzheim u. Balingen, S d. Oberpostdirektionskanzlisten Joh. Jakob u. d. Caroline Mulfing;
    M Julie (1818–94), T d. Hofkonditors Philipp Friedrich Wilhelm Hirsch (1792–1847) in St. u. d. Anna Christiane Vollmer; ledig.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Stuttgart und Ulm erwarb L. erste praktische landwirtschaftliche Kenntnisse auf renommierten Betrieben in Kleinglattbach und Lautenbach. 1859 schrieb er sich an der Akademie Hohenheim für das Studium der Landwirtschaft ein, das er nach 4 Semestern mit Erfolg abschloß. Kürzeren Reisen nach Frankreich, Österreich und den Niederlanden folgte 1861 die Übernahme des Gliemenhofs b. Schwäb.-Hall. 10 Jahre widmete sich L. nun vornehmlich der Milchwirtschaft und wechselte dann als Landwirtschaftsinspektor in den Staatsdienst über. Er wurde Leiter der Landwirtschaftlichen Winterschule in Heilbronn, an der er bis 1887 zugleich als Lehrer tätig war. Als landwirtschaftlicher Sachverständiger für den Neckarkreis und als Vorstand des landwirtschaftlichen Bezirksvereins Heilbronn entfaltete L. umfassende organisatorische Aktivitäten. 1877 von Öhringen in den württ. Landtag gewählt, kümmerte er sich besonders um Flurbereinigung, das Meliorationswesen, den Ausbau des ländlichen Bildungssystems und die Förderung des Genossenschaftsgedankens.

    1881 hielt die württ. Zentralstelle für Landwirtschaft die Gründung eines Verbandes der landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaften für angebracht. L. wurde in die Kommission berufen, die das Verbandsstatut entwerfen sollte. Als Kommissionsvorsitzender entledigte er sich dieses Auftrags so überzeugend, daß er zum ersten „Vorsteher“ des „Verbands landwirtschaftlicher Creditgenossenschaften in Württemberg“ gewählt wurde. Die risikoreiche Aufgabe ging L. mit großem Eifer an. Der Ausbau des Personalkredits durch die Genossenschaftskassen schien ihm für die Entwicklung der Landwirtschaft von großer Bedeutung zu sein. Andererseits legte er Wert auf ordnungsgemäße Buchführung, Bilanz- und Rechnungserstellung der angeschlossenen Darlehenskassen. Die Revision machte er zur zentralen Aufgabe seines Verbands, lange bevor der Gesetzgeber in dieser Richtung tätig wurde. Auch konnte L. die Hofbank bewegen, uneigennützig fast ein Jahrzehnt lang für den Verband als Geldausgleichsstelle zu fungieren, ehe 1893 eine eigene „Landwirthschaftliche Genossenschafts-Zentralkasse“ gegründet wurde.

    Im Reichstag setzte sich L. 1884-91 als Abgeordneter der Nationalliberalen Partei u. a. für die Einführung von Schutzzöllen für Getreide ein; er bemühte sich um eine Verbesserung des Verhältnisses Landwirtschaft-Industrie und beeinflußte die Gesetzgebung für das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen. Auf die Dauer jedoch kam der Genossenschaftsverband bei steigenden Mitgliederzahlen ohne einen ständig anwesenden Vorsteher nicht zurecht. Zunächst wurde L. als Landwirtschaftsinspektor beurlaubt und mit dem Amt eines Vorstandsvorsitzenden der landwirtschaftlichen Unfallversicherungs-Berufsgenossenschaft für den Neckarkreis betraut. 3 Jahre später, 1891, erreichte L. dann der Ruf der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Univ. Tübingen. Als o. Professor vertrat er bis zu seiner Pensionierung (1905) Landwirtschaft, landwirtschaftliche Technologie und landwirtschaftliches Genossenschaftswesen in Forschung und Lehre. Intensiv beschäftigte er sich weiterhin mit den zwischenzeitlich auch im Warengeschäft erfolgreichen Genossenschaften. Seine Stellung als Verbandsvorsteher war bis zum Rücktritt 1911 unbestritten; der Verbandssitz wurde sogar von Stuttgart nach Tübingen an seinen Wohnsitz verlegt.

    L.s Werk liegt nicht in gelehrten Schriften begründet. Seine Stärke war die praktische Verbandsarbeit. Bewegt vom Selbsthilfegedanken, gelang ihm der Ausbau eines regionalen Genossenschaftsverbands, der in starkem Maße den württ. Eigenheiten Rechnung trug. Mit seiner Fähigkeit, den Verband aus den Rivalitäten anderer Genossenschaftsverbände herauszuhalten und das Gemeinsame stets über das Trennende zu stellen, legte L. einen Grundstein für die regional gegliederte, ansonsten aber einheitliche deutsche Genossenschaftsbewegung der Gegenwart.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (1893).

  • Werke

    u. a. Die Entwicklung d. Darlehenskassenvereine in Württemberg, in: Württ. Wbl. f. Landwirtsch. 4, 1881, S. 407 ff., 417 f.;
    Die Sicherung d. Genossenschaften durch d. Reichsgesetz v. 1.5.1889, 1893;
    Die Entwicklung d. Verbands landwirtsch. Genossenschaften in Württemberg e. V., 1906.

  • Literatur

    Schwäb. Kronik Nr. 325 v. 16.7.1913, S. 5;
    Württ. Wbl. f. Landwirtsch. 36, 1913, S. 443;
    S. Layer, in: Württ. Nekr. f. d. J. 1913, 1916, S. 105-13;
    J. Schramm, Die Entstehung d. landwirtsch. Kreditgenossenschaften im 19. Jh. in Württemberg, Diss. Hohenheim 1963;
    Württ. Genossenschaftsverband - Raiffeisen/Schulze-Delitzsch - e. V. (Hrsg.), 1881-1981 Gemeinsam mehr leisten, 1981 (P).

  • Autor/in

    Klaus Herrmann
  • Zitierweise

    Herrmann, Klaus, "Leemann, Julius von" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 53-54 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133227758.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA