Lebensdaten
1876 – 1959
Geburtsort
Bedburg/Erft
Sterbeort
Lugano (Kanton Tessin)
Beruf/Funktion
Industrieller
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118614371 | OGND | VIAF: 69317436
Namensvarianten
  • Silverberg, Paul

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Zitierweise

Silverberg, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118614371.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf (1845–1903, jüd.), Industr. in B., gründete mit Balduin Trimborn d. Gewerkschaft Fortuna, KR;
    M Theodora Schönbrunn (1853–1924, jüd., später ev.), aus B.;
    Tante-v Anna (1878–1938, Freitod, Ernst Landsberg, 1860–1927, Prof. f. Strafrecht in Bonn, Rechtshist., s. NDB 13);
    1903 1917 Johanna, T d. Eduard Stieger (1843–1930), Jur., 1880 Dir. d. preuß. Staatseisenbahnen, 1897 Präs. d. Eisenbahndirektion Köln, Wirkl. Geh. Oberreg.rat, Min.dir., 1911–18 Unterstaatssekr. im Min. d. öff. Arbeiten, Mitgl. d. preuß. Herrenhauses (s. Protokolle d. Preuß. Staatsmin. IX, 2001, S. 422);
    T Louise (1905–69).

  • Biographie

    S. studierte nach dem in Koblenz 1895 abgelegten Abitur Jura in München und Bonn (Dr. iur. 1902). 1903 eröffnete er eine Rechtsanwaltspraxis in Köln, die er im selben Jahr wieder aufgab, um nach dem Tod seines Vaters dessen Nachfolge als Generaldirektor der „Fortuna AG für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation“ anzutreten. Mehrere Fusionen mit benachbarten Betrieben mündeten 1908 in die Gründung der „Rheinischen AG für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation“ („Rheinbraun“), mit Sitz in Köln. Von dieser Basis aus und unter Nutzung neuer Verfahren zur Stromgewinnung aus Braunkohle wagte S. zunächst den Schritt in die Elektrizitätswirtschaft, indem er sich an der Gründung der „Rheinischen Elektrizitätswerke“ 1910 beteiligte. Dieser Expansionskurs erreichte 1924 mit dem Einstieg bei der „Harpener Bergbau AG“, der auf eine langfristige Verbindung zwischen Steinund Braunkohlenbergbau zielte, seinen Höhepunkt. Seine Stellung als Generaldirektor von Rheinbraun, mittlerweile die größte dt. Braunkohlengesellschaft, nutzte S., um in die Aufsichtsräte anderer, unternehmenspolitisch wichtiger Firmen zu gelangen. Gleichzeitig intensivierte er auch sein Engagement in regionalen und überregionalen Unternehmerverbänden, das ihn u. a. in das Präsidium des Reichsverbandes der Deutschen Industrie (RDI), den Vorstand und Vorsitz (1932) des Deutschen Industrie- und Handelstages, der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und des sog. Langnamvereins sowie in den Hauptausschuß der Dt. Gruppe der Internationalen Handelskammer brachte. Als Mitglied der Sozialisierungskommission und des Reichswirtschaftsrats bekämpfte er mit Erfolg die sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Pläne zur Vergesellschaftung des Kohlenbergbaus und zur Demokratisierung der Wirtschaft. 1926 wechselte er in den Aufsichtsrat von Rheinbraun.

    In der zweiten Hälfte der Weimarer Republik auch verstärkt politisch tätig, schloß er sich 1926 der DVP an und unterstützte dort die Politik Stresemanns; seit Ende 1929 vertrat er die Partei im Rhein. Provinziallandtag. 1926 hielt er eine aufsehenerregende Rede vor der Mitgliederversammlung des RDI, in der er sich für einen „staatsbejahenden Standpunkt“ des dt. Unternehmertums aussprach. Er gehörte zu den Beratern des Reichskanzlers Brüning und wurde in die „Ruhrlade“ aufgenommen, einen seit 1928 aktiven, zwölfköpfigen informellen Zirkel mächtiger dt. Schwerindustrieller und eine Sammelstelle für Gelder aus der Industrie zur politischen Einflußnahme. Wirtschaftliche Schwierigkeiten bei Rheinbraun 1932/33, geschäftliche Konflikte mit Friedrich Flick und Albert Vögler und die Machtübernahme der Nationalsozialisten, die ihn anderweitiger beruflicher Perspektiven beraubte, veranlaßten ihn im Frühjahr 1933 zum unfreiwilligen Rückzug aus allen seinen Ämtern und Ende des Jahres zur Emigration|in die Schweiz. Deutschen Boden betrat er, der fortan als Privatier lebte und 1936 die liechtenstein. Staatsbürgerschaft annahm, bis zu seinem Tod nicht mehr, obwohl selbst Bundeskanzler Adenauer ihn zur Rückkehr zu bewegen suchte.

    S. zählte zu den herausragenden Unternehmern der Weimarer Republik und war Teil eines einflußreichen, über den Montansektor weit hinausreichenden Netzwerks; 1931 hatte er 61 Aufsichtsratsmandate inne. Daß ihn diese Verbindungen am Ende nicht vor einem raschen Machtverlust bewahren konnten, hing auch mit seiner jüd. Herkunft und seiner abwartenden Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus zusammen. Als Angehöriger der „Gründerzeitgeneration“ verkörperte er den patriarchalischen Unternehmertyp, der zwar zur Zusammenarbeit mit der organisierten Arbeiterschaft bereit war, solange sie auf eine klassenkämpferische Politik verzichtete, aber stets auf dem Führungsanspruch des Unternehmers beharrte.

  • Auszeichnungen

    Dr.-Ing. E. h. (TH Aachen 1920);
    Dr. rer. pol. h. c. (Bonn 1925);
    Ehrenbürger d. Stadt Bedburg (1951);
    Ehrenpräs. d. IHK Köln (1951) u. d. BDI (1951);
    Ehrensenator (TU Berlin u. Univ. Bonn 1951).

  • Werke

    Reden u. Schrr., hg. u. eingel. v. F. Mariaux, 1951.

  • Literatur

    H. Kellenbenz, in: Rhein.-Westfäl. Wirtsch.biogrr. IX, 1967;
    R. Neebe, Großind., Staat u. NSDAP, 1981;
    M. Müntzel, Die jüd. Mitgll. d. dt. Wirtsch.elite 1927–1955, 2006;
    B. Gehlen, P. S., 2007 (P);
    Wenzel;
    Rhdb. (P);
    BHdE I;
    Munzinger;
    Qu
    BA Koblenz;
    Rhein.-Westfäl. Wirtsch.archiv, Köln;
    RWE-Power, Abt. PFM–IB Zentralarchiv, Weisweiler.

  • Autor/in

    Werner Bührer
  • Zitierweise

    Bührer, Werner, "Silverberg, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 414-415 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118614371.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA