Lebensdaten
1861 – 1937
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Mediziner ; Pathologe
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118715860 | OGND | VIAF: 200315651
Namensvarianten
  • Krehl, Ludolf (bis 1904)
  • Krehl, Ludolf von
  • Krehl, Ludolf (bis 1904)
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Zitierweise

Krehl, Ludolf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118715860.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludolf (s. 1);
    - 1) Leipzig 1888 (⚮) Marie, T d. Verlegers Carl Geibel ( 1884, s. ADB 49) u. d. Eleonore Weiß, 2) Heidelberg 1910 Elisabeth (1868–1942), T d. Karl Theodor Heinr. Frohne u. d. Caroline Rickert;
    1 S, 2 T aus 1).

  • Biographie

    K. studierte Medizin in Leipzig, Jena, Heidelberg und Berlin. 1886 wurde er promoviert und war dann bis 1892 Assistent an der Medizinisch Klinik in Leipzig. Unter Ernst Leberecht Wagner, später unter Heinrich Curschmann, empfing er seine wesentliche Ausbildung. Zwar bot ihm die pathologische Anatomie unter Cohnheim die Grundlage für das medizinische Denken, aber die häufigen Besuche von K. im Leipziger Physiologischen Institut, dem damals Carl Ludwig bereits Weltgeltung verliehen hatte, lenkten ihn zur Untersuchung funktionellen Geschehens hin und gaben ihm auch methodologisch die notwendigen Lehren. 1888 habilitierte sich K. für Innere Medizin. 1892 übernahm er die Medizin, Mediziner, Medizinisch Poliklinik in Jena. 1893 erschien sein „Grundriß der allgemeinen klinischen Pathologie“. Diese rd. 200 Seiten umfassende 1. Auflage entwickelte sich als „Pathologische Physiologie“ bis 1930 in der 13. (deutschen) Auflage zu K.s Hauptwerk unter dem Titel „Entstehung, Erkennung und Behandlung innerer Krankheiten“. Es wurde zum Bekenntnis seiner ärztlichen Anschauungen.

    1899 bekam K. die Poliklinik in Marburg, 1900-02 wirkte er als Professor für spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten in Greifswald, 1902-04 im gleichen Amte in Tübingen. 1904 wurde er als Nachfolger Bernhard Naunyns nach Straßburg berufen. Mit Naunyn, einem der bedeutendsten Vertreter jener Epoche, welche auch die klinische Medizin als „exakte Naturwissenschaft“ aufzufassen geneigt war, verband ihn eine enge Freundschaft. Noch ist seine pathologische Physiologie zur Gänze erfüllt von dem Gedanken, „daß die Erkennung und Behandlung aller derjenigen Krankheitsfälle, welche nicht in allem dem Schulbilde gleichen, nur möglich ist, wenn ein Verständnis für den Ablauf der gestörten Funktion erstrebt wird“. Das war der Impuls, der ihn sein Hauptwerk schreiben ließ: dem Studenten das allzu leicht zu Irrtümern führende Krankheitsbild-Schablonen-Denken abzugewöhnen, ihn stattdessen zur Analyse der Ursachen des Geschehens hinzuführen. Aber selbst bei dieser Intention schon klingt der Gedanke an, der K. später beherrscht hat: das Streben nach dem Erkennen des nirgends beschriebenen, persönlichen Krankheitsbildes, der Wunsch, der unbedingten Einmaligkeit des Krankheitsgeschehens beim Einzelnen auf die Spur zu kommen. Wesentlich freilich dabei ist, daß der Patient für K. niemals nur das Objekt seiner Arbeit und Anstrengung war, sondern immer das Subjekt, von gleicher Art, wie er selbständig Wirkung und Rückwirkung von einem Menschen auf den anderen, das war die Grundlage seines ärztlichen Handelns und zugleich die Ursache seiner Erfolge.

    1907 folgte K. einem Ruf nach Heidelberg. Die folgenden 23 Jahre stand er der Heidelberger Klinik vor, ehrenvollste Berufungen, darunter zweimal nach Wien und einmal nach Berlin, lehnte er ab. In seiner Klinik, die „Ludolf-Krehl-Klinik“ heißt, scharte er gleichgesinnte Schüler um sich. Obwohl sich mit seinem Namen keine medizinische Großtat auf einem einzelnen Gebiete verbindet – gewiß hat er Bereicherungen auf dem Gebiete der Herzpathologie, des Fiebergeschehens und der Stoffwechselkrankheiten beigesteuert –, hat er doch etwas Grundlegendes geleistet: Er hat der Medizin seiner Zeit und der Zukunft eine neue Richtung gegeben. Als Eklektiker der neuen Denkformen – man denke an den Psychosomatiker Friedrich Kraus in Berlin, den Konstitutionspathologen Friedrich Martius in Rostock und den Psychoanalytiker Sigmund Freud in Wien – hat K. noch einen Schritt weiter getan. Die Tendenz seines Forschens war nicht auf das Erkennen ausgerichtet, sondern auf das Helfen. Sein Freund Harnack war K.s Helfer bei der Errichtung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Medizin, Mediziner, Medizinisch Forschung in Heidelberg. Nach seiner Emeritierung (1930) war K., der den wesentlichen Anstoß zur Gründung gegeben hatte, Vorstand der Sektion für pathologische Anatomie und führte nebenher die gesamten Verwaltungsgeschäfte. Er forderte eigene theoretische Forschungsinstitute, die neben den Kliniken bestehen sollten, für die Gebiete der Physik, Chemie, Physiologie, Biologie und Pathologie. Da K. in seinem Leben nie eine Muße kannte – seine Freunde rühmten ihm ein großes Kunst- vor allem Musikverständnis nach – arbeitete er bis an das Ende seiner Kraft.|

  • Auszeichnungen

    GR, Dr. phil. h. c. (Greifswald 1906), Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1925, als 2. Kliniker).

  • Werke

    Weitere W u. a. Die Erkrankungen d. Herzmuskels u. d. nervösen Herzkrankheiten, in: Nothnagels Hdb. 15, 1. T., Abt. 5, 1901;
    Krankheitsform u. Persönlichkeit, 1929;
    Der Arzt, 1937.

  • Literatur

    V. v. Weizsäcker, in: Münchener med. Wschr. 72, 1925, S. 1252 f.;
    ders., L. v. K. (Gedächtnisrede), 1937;
    ders., in: Natur u. Geist, 1955, S. 36-48;
    P. Morawitz, in: Münchener med. Wschr. 78, 1931, S. 2199 f.;
    Frdr. v. Müller, Über d. Entwicklung d. Med. in d. letzten 50 J., ebd. 79, 1932, S. 1111-17;
    H. Denning, Zum 100. Geb.tag v. L. K., ebd. 103, 1961, S. 2489-93;
    R. Kuhn, L. v. K. u. d. Kaiser-Wilhelm-Inst. f. Med. Forschung, ebd., S. 2493 f.;
    F. Curtius, Das Individualitätsprinzip im Denken L. v. K.s, ebd., S. 2494-97;
    R. F. Loeb, Erinnerungen an e. Besuch a. d. Krehl-Klinik 1928, ebd., S. 2497 f.;
    R. Siebeck, Patholog. Physiol. u. Klinik, L. K. z. 70. Geb.tag, in: Dt. med Wschr. 57, 1931, S. 2169-72;
    E. Grafe, ebd. 63, 1937, S. 980 f.;
    M. S. Moritz, in: Dt. Kliniker um d. Jh.wende, 1958, S. 91-96;
    L. v. K. zu s. Geb.-tag, 1961;
    K. Hansen, Persönl. Erinnerungen an L. v. K., in: Heidelberger Jbb. 6, 1962, S. 196-201;
    K. Matthes, Patholog. Physiol. als Arbeitsrichtung v. L. K., ebd., S. 202-06;
    P. Christian, L. K. u. med. Personalismus, ebd., S. 207-10.

  • Porträts

    Phot. in: Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste, Die Mitgll. d. Ordens, II, 1978.

  • Autor/in

    Helmut Wyklicky
  • Zitierweise

    Wyklicky, Helmut, "Krehl, Ludolf von" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 733-734 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118715860.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA