Lebensdaten
1815 – 1840
Geburtsort
Ludwigslust
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Schachschriftsteller
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 109105303 | OGND | VIAF: 12865725
Namensvarianten
  • Bilguer, Paul Rudolf von
  • Bilguer, P. R. von
  • Bilguer, Paul R. von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Bilguer, Paul Rudolf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd109105303.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Bilguer: Paul Rudolf v. B., hat sich in der Geschichte und Litteratur des Schachspieles einen hervorragenden Namen, sowol durch eigene praktische Leistungen als durch die Grundlegung des bedeutendsten Schriftwerkes über jenes geistvolle Spiel erworben. Am 21. September 1815 zu Ludwigslust in Mecklenburg geboren, wo sein Vater A. L. v. B. (nachmals Oberst und Commandant von Güstrow) als Hauptmann in Garnison stand, erhielt v. B. seine Erziehung in dem Pageninstitut zu Schwerin und zeichnete sich hier, unter Leitung des Obersten Scheffer, vorzüglich in der Mathematik aus. Auf Begehren seiner Familie in den Militärdienst getreten, fühlte er jedoch immer lebhafter das Bedürfniß nach einer wissenschaftlichen Thätigkeit und ließ sich deshalb im Herbst|1837 zum Besuche der Kriegsakademie nach Berlin kommandiren. In Folge eines zunehmenden Brustleidens kam er aber bald darauf um seinen Abschied ein und beschäftigte sich dann in Berlin ausschließlich mit der schönen Litteratur und mit dem Schachspiel. B. entwickelte in diesem Spiele, welches er schon früher, vornehmlich durch den 1846 verstorbenen Oberlehrer Ludwig Bledow (s. d.) näher kennen gelernt hatte, eine außerordentliche Stärke der Berechnung, wie sie nur von wenigen erreicht wird, da er mit glücklichem Gedächtniß und umfassender Kenntniß der Schachlitteratur ein glänzendes praktisches Spiel und zugleich ein hohes analytisches Talent für die Behandlung der schwierigsten Schachprobleme vereinigte. Gleich Philidor und Labourdonnais leitete er gleichzeitig mehrere Spiele, ohne auf die Breter zu sehen, und unterhielt daneben noch ein lebhaftes Gespräch mit den Anwesenden. In theoretisch-litterarischer Richtung führte v. B. zunächst mit großer Sorgfalt eine monographische Arbeit über das sogenannte „Zweispringerspiel im Nachzuge“ aus, eine besondere Art für die Eröffnung oder den Anfang einer Schachpartie, welche sich ergibt, wenn der Nachziehende, nachdem beide Parteien im ersten Zuge ihren Königsbauer zwei Schritte bewegt haben, auf den Angriff des feindlichen Königsspringers im zweiten Zuge seinen Damenspringer entwickelt und dann auf den Zug des feindlichen Königsläufers nunmehr, statt das gewöhnlich hier folgenden gleichen Läuferzuges, sogleich den Königsspringer herausbringt, also im zweiten wie dritten Zuge beide Springer in Thätigkeit setzt. Als diese sehr gründliche Arbeit bei den Schachkennern rasch Beifall gefunden, ging v. B. dann an die Planlegung eines größeren Werkes, welches das Gebiet sämmtlicher Anfangsspiele, sodann auch der Endspiele gleichmäßig und umfassend, unter kritischer Benutzung der gesammten, bis dahin bestehenden Schachlitteratur, behandeln sollte. Es gelang ihm jedoch leider nicht, dieses Unternehmen, durch welches er sich, als Ziel seines Strebens, ein unvergängliches Gedächtniß bei der Nachwelt zu sichern gedachte, bis zu Ende zu führen, da seinen angestrengten Arbeiten der Tod bereits am 16. September 1840 ein Ziel setzte. Glücklicher Weise ging die Ausführung und Vollendung seines großen Werkes, womit sich zunächst vorübergehend der später (1868) als Justizrath in Berlin verstorbene Karl Mayet beschäftigte, sehr bald in die Hände der geeignetsten schachlitterarischen Kraft, des jetzt als kaiserlich deutscher Gesandter in Kopenhagen thätigen hochverdienten Meisters Tassilo von Heydebrand und der Lasa über. Dieser hat seinem Freunde v. B. ein bleibendes Denkmal dadurch gesetzt, daß er das große „Handbuch des Schachspiels, entworfen und angefangen von Paul Rudolf von Bilguer“ in den neueren Auflagen ganz auf den Namen B. übertrug, so daß diese größte litterarische Schöpfung des Schachspiels noch heute unter den Schachfreunden kurz als „der Bilguer“ bezeichnet und angeführt wird. Außer einer Einführung in die Grundlehren und einer Uebersicht über die Geschichte und Litteratur des Schach enthält dieses Werk eine methodisch und tabellarisch geordnete Zusammenstellung von mehr als 3000, meist praktisch erprobten Anfangsspielen neben einer kaum minder großen Zahl von Nebenvarianten in Anmerkungen, sowie über 2000 Endspielvarianten. Abgesehen von seiner übersichtlichen Vollständigkeit bezeichnet das Werk in der theoretisch-litterarischen Fortbildung des edelsten aller Spiele auch dadurch einen entscheidenden Wendepunkt, daß es die vorhandenen theoretischen wie praktischen Leistungen und analytischen Spielentwicklungen in möglichst objectiver Weise mit ruhigem, unparteiischem Sinne bespricht und ebenso kurz wie bündig beurtheilt.

  • Autor/in

    Lange.
  • Zitierweise

    Lange, Max, "Bilguer, Paul Rudolf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 635-636 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd109105303.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA