Lebensdaten
um 1590 – 1651
Geburtsort
Lauchheim
Beruf/Funktion
oberösterreichischer Hofkanzler
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 12912849X | OGND | VIAF: 36877890
Namensvarianten
  • Biener, Wilhelm
  • Bienner, Wilhelm
  • Biener, Wilhelm
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Bienner, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12912849X.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christoph, Beamter des Deutschen Ordens an der Komturei Kapfenburg bei Lauchheim, S des Lienhard, Metzger, 1537-68 Wahlherr und mehrmals Bürgermeister der Reichsstadt Weißenburg;
    M Ursula, T des Nürnberger Bürgers Adam Kauz;
    Elisabeth Hauenstein aus Freiburg (Breisgau); 7 K, u. a. Rudolf, kaiserlicher Rat.

  • Biographie

    Nach Studien an den Universitäten Freiburg (Breisgau) und Ingolstadt promovierte B. 1610 zum|Doktor der Rechtswissenschaften. Um 1620 trat er in den Dienst des Markgrafen Karl von Burgau, diente dann beim Bischof von Freising und 1625 beim Kurfürsten von Bayern. 1630 vom Kaiser in den Reichshofrat berufen, war er schon kurze Zeit darauf von Erzherzog Leopold von Tirol (1586–1632) zum oberösterreichischen und tirolerischen Regimentskanzler berufen und bekleidete 1638-50 den Posten eines oberösterreichischen Hofkanzlers. Als solcher mehrte er vorübergehend den Besitz des Hauses Habsburg in Schwaben. 1635 gelang es B., durch kluge Politik die politischen Führer Graubündens von einem Bündnis mit Frankreich abzuhalten. Die Regentin, Erzherzogin Claudia, bewog er zu einem Bündnis mit Spanien und bemühte sich eifrigst um die Landesverteidigung. Mit dem Tiroler Landtag lag er wegen seiner Geldforderungen zum Kriegführen im Streite. Leopolds und Claudias Sohn, Erzherzog Ferdinand Carl, verfügte auf Drängen von B.s Feinden 1650 seine Entlassung. In einem gegen ihn z. T. einseitig geführten Prozeß, in welchem er beschuldigt wurde, Urkunden, Steuern und landesfürstliche Entschließungen unterschlagen zu haben und schriftliche Schmähungen gegen den Landesfürsten und seine Mutter sowie gegen Beamte der Regierung und des Hofes verfaßt zu haben, wurde B. zum Tode verurteilt.

  • Literatur

    ADB II (unter Biener);
    K. Klaar, Zur Beamtenlaufbahn W. B.s, in: Tiroler Heimatbll., Jg. 18, 1940, S. 90;
    O. Stolz, W. B., in: Lb. Schwaben V, 1950, S. 73-88 (L);
    ders., W. B. z. seinem 300. Todestag, in: Tiroler Heimatbll., 1951, S. 10-13;
    K. Paulin, Kanzler Dr. W. B. auf d. Festung Rattenberg, in: Rattenberg, die hist. Stadt, Innsbruck 1951, S. 5-9;
    Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques VIII, 1935, Sp. 1440.

  • Autor/in

    Fritz Steinegger
  • Zitierweise

    Steinegger, Fritz, "Bienner, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 229-230 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12912849X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Biener: Dr. Wilhelm B., tirolischer Staatskanzler, 1585 zu Amberg in der Oberpfalz geboren, 1651. Der Sohn wohlhabender katholischer Gewerbsleute, wurde er im Jesuitencollegium seiner Vaterstadt erzogen und trat zuerst in die Dienste des Markgrafen von Burgau, dann in jene des Kurfürsten von Baiern und auf dessen glänzende Empfehlung in die Kaiser Ferdinands II. Dieser schenkte ihm sein vollstes Vertrauen und gab ihn dafür 1630 dem Erzherzog Leopold in Tirol als Geheimrath bei, der ihn wieder seiner Wittwe und Nachfolgerin Herzogin Claudia als den würdigsten und verlässigsten Rathgeber empfahl. B. war ein schöner feuriger Mann, treu, redlich und unbestechlich, im Umgang heiter, aber nicht selten derb und beißend: seine Gewandtheit in lateinischen Epigrammen, welche er rücksichtslos gegen leere Prätensionen der Geburt oder der Unfähigkeit losließ, verursachte ihm viele Feinde. Eine noch bei Lebzeiten Claudia's erhobene Anklage endete mit seiner völligen Freisprechung; eine förmliche Unschuldserklärung hielt man für überflüssig, weil auch das Verfahren kein streng förmliches gewesen. Er behauptete sich auf der Höhe der Macht, bis Claudia die Regierung an ihren mündig gewordenen Sohn Ferdinand Karl abtrat und von da unter steigenden Schwierigkeiten bis zu deren Tod; dieser war das Signal zuerst zu seiner Amtsentsetzung und dann zu dem gegen ihn eingeleiteten Proceß, bei welchem man auf die frühere Untersuchung zurückgriff, weil dieselbe nicht durch eine ausdrückliche Unschuldserklärung beendigt, also nur sistirt sei. B. wurde unter irgend einem Vorwande in die Sitzung gelockt, während dessen aber seine Wohnung, der Ansitz Büchsenhaus bei Innsbruck, einer Visitation unterzogen. Der beabsichtigten Verhaftung entzog er sich dadurch, daß er sich in das Kloster Wilten begab, allein der Weihbischof Perkhofer von Brixen hob das Asylrecht auf. B. wurde gefangen genommen und bald nach Rattenberg in das dortige Hochschloß gebracht. Die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen bestanden hauptsächlich darin, daß er gegen seine Gönnerin Herzogin Claudia durch Parodirung eines unter ihr Bildniß geschriebenen Distichons ein Majestätsverbrechen begangen und Documente über Staatsverträge mit Graubünden beseitigt habe. Obwol er sich ebenso würdig und klar rechtfertigte, als die von seinen erklärten Feinden geführte Untersuchung tumultuarisch war, wurde er doch durch einen als rechtliche Ungeheuerlichkeit merkwürdigen Spruch zum Tode verurtheilt und das Urtheil auch am 17. Juli|1651 im Schloßhofe Rattenberg durch Enthauptung Morgens 11 Uhr vollzogen, um 2 Uhr Mittags traf der Courier Sauerwein mit der Begnadigung ein — er war im Wirthshause zu Mühlau aufgehalten und betrunken gemacht worden. B. starb mit dem Muthe und der Ruhe eines guten Bewußtseins, sein Sohn wurde erst nach vielen Jahren in das eingezogene Vermögen wieder eingesetzt, seine Frau war wahnsinnig geworden und hatte sich hinter dem Büchsenhaus in die Höttinger Klamm gestürzt. Die Erbitterung seiner Gegner entsprang hauptsächlich aus seiner energischen Abneigung gegen die italienische Frivolität, die unter Friedrich Karl sich breit machte, und aus dem Hasse der südlichen Bisthümer, welche sich gerne von Tirol losgesagt hätten und denen er einen solchen, in bedenklicher Zeit unternommenen Versuch dadurch unmöglich machte, daß er sie mit den anziehenden spanischen Truppen des Herzogs Feria zu besetzen drohte. Wie mächtig und gefährlich diese welschen Einflüsse waren, geht daraus hervor, daß Ferdinand Karls Bruder und Nachfolger, Erzherzog Franz Sigismund, das Vorhaben, seinen Hof von ihnen zu reinigen, von seinem eigenen Leibarzt Agricola vergiftet, ebenfalls mit dem Leben büßte.

    • Literatur

      Originalacten im Ferdinandeum zu Innsbruck. Theatrum Europ. VIII. 637—45. Zoller, Gesch. v. Innsbr. Bd. I. 361. Sinnacher, Beitr. zur Gesch. v. Brixen. Bd. VIII. 572. 3.

  • Autor/in

    Hermann Schmid.
  • Zitierweise

    Schmid, Hermann, "Bienner, Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 627-628 unter Biener [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12912849X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA