Lebensdaten
erwähnt 1485, gestorben nach 1503
Geburtsort
Weilburg/Lahn
Sterbeort
Magdeburg
Beruf/Funktion
Buchdrucker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136109640 | OGND | VIAF: 80510233
Namensvarianten
  • Koch genannt Mentzer, Simon
  • Mentzer, Simon (genannt)
  • Koch, Simon
  • mehr

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Zitierweise

Koch, Simon, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136109640.html [20.04.2024].

CC0

  • Biographie

    K.s Lebensweg ist kaum bekannt. Die niederdeutsche Namensform Mentzer kann auf Beziehungen zu Mainz deuten; daß er dort bei Peter Schöffer den Buchdruck erlernt habe, bleibt jedoch Vermutung. Das Breviarium Misnense eines ungenannten Druckers von 1483, dessen Minuskeln der zweiten der vier Typen K.s ähneln, läßt mangels weiterer Anhaltspunkte nicht darauf schließen, daß K. in Meißen tätig war. Seit 1485/86 ist er in Magdeburg nachweisbar, zunächst mit einem Almanach auf das Jahr 1486. Das Missale Magdeburgense von 1486 ist seine bedeutendste Druckleistung. 1488 druckte er unter dem Titel „Problemata Aristotelis“ eine Kompilation physiologischer Texte von der Genesis und Hippokrates bis Albertus Magnus. Der Gesamtkatalog der Wiegendrucke weist 39 aus K.s Presse hervorgegangene Drucke nach. Überwiegend sind es Kleinschriften in niederdeutscher Sprache, zu deren Verbreitungsgebiet Magdeburg im 15. Jahrhundert noch gehörte. K. illustrierte seine Drucke mit Holzschnitten und war um eine sorgfältige Typographie bemüht. Er druckte vornehmlich gängige Erbauungs- und Unterhaltungsschriften und volkstümliche Gebrauchsliteratur. Ein Bericht über die Wahl Maximilians zum römisch König, 1486/87 gedruckt, eine niederdeutsche Ausgabe des Winterteils der Legenda aurea des Jacobus de Voragine, 1487, die astrologischen Praktiken des Martin Pollich von Mellerstadt, 1490, und des Wenzel Faber von Budweis für Leipzig auf das Jahr 1491, Hans Rosenblüts „Histori von einem Keyser to Rome“, 1500, kennzeichnen diesen Themenkreis ebenso wie „De seuen dotsunde“ (1490), die K. mit Kopien der Holzschnitte aus Johann Bämlers Erstausgabe, Augsburg 1474, ausstattete, oder „Eyn spegel aller lefhebbere der werlde“, 1493, die Passionen der heiligen Dorothea, Barbara und Margarete, 1500, des Andreas Proles, Generalvikars und Lehrers am Studium generale der Augustiner in Magdeburg, „Van der dope der kindere“, 1500, und die undatierte Ausgabe der „Himmlischen Fundgrube“ des Johannes Paltz. In dieselbe Richtung weist die niederdeutsche Übersetzung des Pseudo-Bernardus: Epistola de gubernatione rei familiaris, um 1487. Einige lateinische Drucke, so ein 1490 unmittelbar nach Kachelofens Leipziger Erstausgabe von 1489 und den ihr im selben Jahr folgenden drei Nachauflagen erschienener Nachdruck der im Hinblick auf die damaligen Mißstände in der Kirche aktuellen „Epistola de miseria curatorum seu plebanorum“ oder das „Exercitium de vita, passione et resurrectione Jesu Christi“ des Jordanus de Quedlinburg runden das druckerverlegerische Profil dieser frühen magdeburg. Presse ab. Sie hat den vorreformatorischen, auf eine innere Erneuerung des christlichen Lebens gerichteten Bestrebungen gedient, wie sie unter dem Erzbischof Ernst auch im Erzstift und der Stadt Magdeburg sich ausbreiteten.

  • Literatur

    ADB 16;
    L. Götze, Ältere Gesch. d. Buchdruckerkunst in Magdeburg, Abt. 1: Die Drucker d. 15. Jh., 1872;
    F. Hülße, Btrr. z. Gesch. d. Buchdruckerkunst in Magdeburg, in: Gesch.bll. f. Stadt u. Land Magdeburg 15, 1880, S. 21 ff.;
    E. Voulliéme, Die dt. Drucker d. 15. Jh., ²1922;
    A. Schramm, Der Bilderschmuck d. Frühdrucke XII, 1929, Tafel 53-61;
    O. Clemen, Ein magdeburg. nd.dt. Frühdruck v. 1490, in: Gutenberg-Jb., 1938, S. 120-23;
    F. Geldner, Die dt. Inkunabeldrucker I, 1968, S. 237 f., 263.

  • Autor/in

    Hans Lülfing
  • Zitierweise

    Lülfing, Hans, "Koch, Simon" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 278 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136109640.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Koch: Simon K., der zweitälteste Buchdrucker zu Magdeburg. Seine Heimath war, wie er dies selbst angibt, Weilburg (an der Lahn in Nassau) und bei der Nähe von Mainz hatte er wol auch hier in der Werkstätte Peter Schöffer's seine Kunst erlernt. Doch bleibt dies nur Vermuthung, wie auch sein ferneres äußeres Leben durchaus unbekannt ist. Wenn er aber in der That ein Schüler Schöffer's war, so macht er dem großen Meister keine Schande, denn seine Leistungen, von denen allerdings nur noch zwei auf uns gekommen sind, halten bei der Schönheit, Schärfe und Schwärze des Druckes die Concurrenz selbst mit den besten Arbeiten unserer Tage aus. Seine Thätigkeit in Magdeburg fällt in die Jahre 1486—1488, nachdem seine Vorgänger Albert Ravenstein und Joachim Westphal, der erstere 1485 oder 1486 aus der Magdeburgischen Typographengeschichte verschwunden und der letztere im J. 1486 oder 1487 nach seiner Heimath Stendal zurückgegangen war. Die beiden von K. noch bekannten Drucke sind ein „Missale ecclesiae Magdeburgensis“, 1486 in Groß-Folio, ohne Titel, jedoch mit der Endschrift: „Explicit ... Impressum Magdeborch arte Simonis Koch de Wylborch Anno domini | MCCCCLXXXVI Deo gracias“. Als ein für Magdeburg berechnetes Missale enthält dasselbe auch die Messen pro Ottone imperatore, in anniversario Ottonis imper. und in annivers. et translatione Edith imperatricis und die technische Ausführung dieses großen auf Pergament gedruckten Werkes bekundet bereits eine hohe Meisterschaft und sichert dem Drucker einen ehrenvollen Namen in der Geschichte der Typographie. Das zweite Druckwerk aus seiner Officin ist betitelt: „Probleumata arestotilis“ (sic) und datirt vom 5. Mai 1488, 4°. Obgleich hier der Drucker nirgends genannt ist, so ist das Buch doch sowol nach Vergleichung der gebrauchten Typen als auch deshalb K. zweifellos zuzuschreiben, weil in diesem Jahre kein anderer Drucker in Magdeburg lebte, der Druck aber nach Ausweis der Schlußschrift daselbst erfolgte. Wer der Verfasser und Herausgeber dieser nur 38 Blätter umfassenden Schrift war, ist nicht gefügt, aber in der Betitelung derselben hat er einen großen Fehler begangen, indem das Buch nichts weniger als die Problemata des Aristoteles enthält, was sich schon aus dem geringen Umfange desselben vermuthen läßt und eben so wenig dürfen wir eine Ausgabe des griechischen Textes erwarten (der älteste griechische Druck findet sich in der Fust-Schöffer’schen Ausgabe von Cicero's Officien 1465 und die älteste griechische Gesammtausgabe des Aristoteles ist die fünfbändige Aldina 1485—1498). Aber es ist auch keine lateinische Uebersetzung der Aristotelischen Problemata oder eines Theiles derselben, sondern eine Art physiologisch-medicinischen Handbuches, worin in knapper Weise dasjenige referirt wird, was die bedeutendsten Autoritäten von Aristoteles bis auf Albertus Magnus herab auf diesem Gebiete erforscht hatten. Aber weil es ähnliche Dinge enthält, wie das Werk des Aristoteles, auch manches daraus geschöpft sowie die äußere Form, Frage und Antwort ähnlich ist, so hat ihm der|Herausgeber den Namen des im Mittelalter am höchsten gefeierten griechischen Philosophen beigelegt. Wenn darum das Buch für unsere Zeit einen wissenschaftlichen Werth nicht hat, so liefert es immerhin einen Beitrag für den Stand der Wissenschaft und deren Behandlungsweise im 15. Jahrhundert; es zeigt, daß das von Rom beherrschte Mittelalter auf diesem Gebiete fast nichts geleistet hatte, da es den griechischen Physikern und Aerzten des Alterthums und den arabischen des Mittelalters nur eine einzige namhafte christliche Autorität, den Albertus Magnus, zur Seite setzen konnte, der aber damals auch schon seit 200 Jahren todt war und dessen Ansehen weit hinter dem des Aristoteles zurückblieb. K. besaß vier Typengattungen, drei, welche zum Druck des Missale erforderlich waren und eine vierte für andere Werke. Gedruckte Initialen finden sich bei ihm noch nicht, ebenso keine Custoden, jedoch Signaturen. Als eigenthümlichen Interpunktionszeichens bediente er sich des vierspitzigen Punktes, der auf einer Spitze steht, des gleichartig gestalteten Kolons, des Kommas und des Trennungszeichens, für das Fragezeichen aber einer meines Wissens nur bei ihm vorkommenden Form, deren oberer Theil einem nach links geöffneten Hufeisen gleicht. Sein Papier trägt meistens als Wasserzeichen den Ochsenkopf, das Familienwappen der Holbein’schen Familie zu Ravensburg in Schwaben, vgl. Fr. Gutermann im Serapeum 1845, 257 ff. Seine Officin endlich befand sich zufolge der Worte, womit seine „Probleumata“ schließen, „ante portam latinam“. Ueber die Buchdrucker Michael K., 1621—1648, und Nicolaus K., 1653, beide zu Frankfurt a. O., sowie Sebastian K., Buchdrucker zu Liegnitz in der Mitte des 18. Jahrhunderts ist Geßner a. a. O. III. 320, IV. 134—135 nachzulesen.

    • Literatur

      Geßner, Buchdruckerkunst IV, 166—182. Panzer, A. t. II, 2. Hain, Nr. 1731, 11 322. Götze, Aeltere Gesch. d. Buchdruck. in Magdeburg, S. 44—52, mit Abbild. von Koch's Typen.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Koch, Simon" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 401-402 unter Koch [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136109640.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Mentzer: Simon M., Buchdrucker zu Magdeburg von 1490 bis jedenfalls 1503 (das Jahr 1509, Weller, Rep. Typogr. S. 470, ist nicht sicher bezeugt). Ueber seine persönlichen Lebensumstände hat sich bis jetzt nichts ermitteln lassen. Es ist nicht unmöglich, daß er aus Mainz gebürtig war und deshalb der „Mentzer“ hieß. In diesem Fall gewinnt die durch die Art seiner Typen nahegelegte Vermuthung an Wahrscheinlichkeit, daß er aus der Schule Peter Schöffers hervorgegangen ist. Dreizehn Drucke sind von M. bekannt, alles Schriften für das Volk und fast alle mit Holzschnitten geziert, welch letztere zum Theil von einem unbekannten Holzschneider F. W. herrühren. Wir heben hervor: „De seuen dot sunde“, 1490. 4°, „Dat pater noster“ durch Joh.|Munzinger, o. O. u. J. 4°, Hans Rosenplüt's „Historie von einer tugendhaften Kaiserin zu Rom“ in niederdeutscher Uebertragung, 1500. 4°, „Van der dope der kyndere“ durch Andreas Proles, 1500. 4°, „De Historie van alexander dem greuen van metze, 1500. 4°. Wie diese, so sind auch die anderen Drucke Mentzer's kleine Volksschriften, die leicht verloren gehen und von denen die meisten erst in neuerer Zeit entdeckt worden sind (Panzer und Hain kennen nur zwei). Um so wahrscheinlicher ist es, daß M. noch manches andere derartige gedruckt hat, wovon das eine ganz verloren ist, das andere noch der Auffindung harrt.

    • Literatur

      Vgl. Bruns, Beiträge zur krit. Bearbeitung alter Hss. u. s. w. S. 173, 178, 181; Niederer, Nachrichten zur Kirchen-Geschichte Bd. IV. S. 280 ff.; Götze, Aeltere Geschichte der Buchdruckerkunst in Magdeburg S. 53—93.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    CC-BY-NC-SA