Lebensdaten
1855 – 1931
Geburtsort
München
Sterbeort
Breslau
Beruf/Funktion
Literaturhistoriker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116273143 | OGND | VIAF: 44370381
Namensvarianten
  • Koch, Max
  • Koch, Max Josef Karl Guido
  • Coch, Max
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Zitierweise

Koch, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116273143.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Guido Rr. v. K. (bayer. Personaladel 1879, 1815-82), Dr. med., Prof., Hofzahnarzt, S d. Andreas (1775–1846), Prof. d. Chirurgie u. Dir. d. Allg. Krankenhauses in M. (s. BLÄ), u. d. Magdalena Gantner;
    M Wilhelmine (* 1822), T d. Privatiers Moriz Ascher in M. u. d. Adelheid Meyer;
    Ov Ludwig (1806–88), Dr. med., Hofmedikus u. Leibarzt v. Kg. Max II. v. Bayern, Gründer (mit Gf. Pocci u. Franz v. Kobell) d. Ges. „Altengland“ in M. (s. BLÄ); ledig.

  • Biographie

    K. studierte Literaturgeschichte in München (unter anderem bei Michael Bernays und Konrad Hoffmann) und erwarb 1878 die philosophische Doktorwürde mit einer Dissertation über „Die Schleswigschen Literaturbriefe“. Nach der Promotion folgten Aufenthalte an der Universität Berlin (wo er an Wilhelm Scherers Seminar teilnahm), in London und Paris. 1879 habilitierte sich K. an der Universität Marburg und wurde 1885 außerordentlicher Professor. 1890 erhielt er den neugegründeten Lehrstuhl für neuere Literaturgeschichte in Breslau; 1895 wurde er ordentlicher Professor, 1918 Rektor.

    K. war einer der produktivsten und angesehensten Literarhistoriker seiner Zeit. Er stand ganz im Banne einer philologisch-historischen Auffassung der Literaturgeschichte, die ihre Aufgabe vornehmlich im Erstellen verläßlicher Texte sah, in der Erforschung biographischer Fakten und der Erfassung der Literatur in ihren geschichtlichen und besonders in ihren nationalen Zusammenhängen. Er gab die Werke einer Reihe deutscher Dichter heraus; 1893 erschien seine kurze „Geschichte der deutschen Literatur“, 1897 der von ihm stammende 2. Band der gemeinsam mit Friedrich Vogt herausgegebenen „Geschichte der deutschen Literatur“. Mit Gregor Sarrazin begründete K. 1904 die „Breslauer Beiträge zur Literaturgeschichte“. Seine zahlreichen Arbeiten zur Germanistik reichen von Gottsched bis zu eigenen Zeitgenossen; auch als Volkserzieher nahm er seine pädagogischen Aufgaben ernst, wie seine vielen populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen und seine Mitarbeit an Ferdinand Avenarius' „Kunstwart“ zeigen.

    K.s größtes Verdienst ist wohl die Förderung der jungen vergleichenden Literaturgeschichte in Deutschland. Angeregt von Bernays' und Hoffmanns Interesse an den europäischen geistesgeschichtlichen Zusammenhängen, befaßte er sich mit dem „Quellenverhältnis von Wielands Oberon“ (1880), den Beziehungen der englischen Literatur zur deutschen im 18. Jahrhundert, gab Shakespeare (im Widerspruch zu den damaligen Auffassungen der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft) neu heraus (1883 f.) und stellte ihn in den Zusammenhang der europäischen Renaissance („Shakespeare“, 1885), schrieb über ausländische Stoffe und Einflüsse in Richard Wagners Dichtung (1903) sowie über Schillers Beziehungen zur vergleichenden Literaturgeschichte (1905) und „Dantes Bedeutung für Deutschland“ (1921). Von noch größerer Bedeutung für die vergleichende Literaturgeschichte war allerdings die Herausgabe der beiden Fachorgane „Zeitschrift für vergleichende Literaturgeschichte“ (1887-1910) und „Studien zur vergleichenden Literaturgeschichte“ (1901-09). Nach Hugo Meltzls kurzlebigem und unbeachtet gebliebenem Journal „Acta Comparationis“ waren diese Zeitschriften die ersten Organe der vergleichenden Literaturgeschichte überhaupt und entwickelten sich bald zu einem internationalen Diskussionsforum. K. verstand es, nahezu alle führenden Komparatisten zur Mitarbeit zu gewinnen und viele namhafte Literarhistoriker zu komparatistischen Arbeiten zu bewegen. Seine Auffassung von dieser neuen Wissenschaft, wie sie in seiner „Einführung“ zur „Zeitschrift“ formuliert ist und wie sie auch in der herausgeberischen Praxis deutlich wird, ist geprägt vom Interesse an Stoff- und Motivgeschichte, der „kausalen“ Verknüpfung der europäischen Literaturen durch Einflüsse und stoffliche Entlehnungen. Trotz der großen Pionierleistung dieser Zeitschriften war es diese Identifizierung der Komparatistik mit positivistischen Methoden (die für das späte 19. Jahrhundert typisch war), die zur Ablehnung K.s durch spätere Methodiker (Croce, Baldensperger) führte und seine Leistung als Komparatist schnell vergessen ließ.

    K., der sehr patriotisch und militaristisch eingestellt war, empfand die deutsche Niederlage von 1918 als persönliche Tragödie. In zunehmendem Maße war seither seine wissenschaftliche Publizistik von einer nationalistischen und völkischen Haltung geprägt, was unter anderem zu einer Ablehnung „Henri“ Heines und des sozialkritischen Gerhart Hauptmann führte wie auch zu einer Art Heldenverehrung in der Literatur, zu einer Bejahung von Militarismus und Expansionismus und einer Unterstützung rassistischer Theorien, wie er sie bei Gobineau, H. Stewart Chamberlain und Wagner fand. Seine Vergötterung Wagners als des reinsten Ausdrucks des Deutschtums verdeutlicht K.s spätere Abkehr von der kosmopolitischen Basis der Komparatistik und seine Hinwendung zu Auffassungen, die jenen des Nationalsozialismus nahestanden.

  • Werke

    Weitere W Fr. Grillparzer, 1891;
    Nationalität u. Nat.lit., in: Dt. Wbl. IV, Nr. 25, 1891, S. 296-99, Nr. 26, S. 307-10;
    Richard Wagner, 3 Bde., 1907-18;
    Dt. Vergangenheit in dt. Dichtung, 1919;
    Beethoven, der Kämpfer, 1927;
    Richard Wagners geschichtl. völk. Sendung, 1927.

  • Literatur

    H. Jantzen, in: Zs. f. dt. Philol. 56, Nr. 1, 1932, S. 79-85 (W, L);
    C. Pückler, in: Bayreuther Bll. 54, 1932, S. 110 f.;
    H. Wocke, in: Ostdt. Mhh. 13, 1932, S. 118-21;
    P. Bülow, in: Zs. f. Musik 99, 1932, S. 233 f.;
    H.-J. Schulz, M. K. and Germany's First Journals of Comparative Lit., in: Yearbook of Comparative and General Lit. 21, 1972, S. 23-30.

  • Porträts

    in: Bausteine, Festschr., M. K. z. 70. Geb.tag, hrsg. v. E. Boehlich u. H. Heckel, 1926.

  • Autor/in

    Hans-Joachim Schulz
  • Zitierweise

    Schulz, Hans-Joachim, "Koch, Max" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 272-273 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116273143.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA