Lebensdaten
1859 – 1932
Geburtsort
Rodaun (Niederösterreich)
Sterbeort
Lichtenau (Niederösterreich)
Beruf/Funktion
Philosoph
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118529277 | OGND | VIAF: 24615366
Namensvarianten
  • Ehrenfels, Maria Christian Julius Leopold Karl Freiherr von
  • Ehrenfels, Christian Freiherr von
  • Ehrenfels, Maria Christian Julius Leopold Karl Freiherr von
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Zitierweise

Ehrenfels, Christian Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118529277.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Leopold (1828–88), auf Brunn am Wald, S des Karl, auf Brunn u. Lichtenau, u. der Marie Gfn. v. Clary u. Aldringen;
    M Clothilde (1837–1931), T des Christian Heinr. Rr. v. Coith, aus sächsischem Unternehmergeschlecht, k. k. privilegierter Großhändler in Wien, u. der Julie Comtesse de Coulement;
    B Bernh. (1864-1940/41), Präs. der österr. Landwirtschaftsges., Mitgl. des österr. Herrenhauses;
    Graz 1894 Emma (1863–1946), Wwe des Linienschiffsleutnants Ludw. Edler v. Hartmann, T des Hofrats Ludw. André;
    S Rolf (* 1901), Prof. der Ethnologie in Madras, T Imma (* 1895, v. Bodmershof), Schriftst..

  • Biographie

    E. studierte zuerst Landwirtschaft an der Hochschule für Bodenkultur in Wien, sodann Philosophie an der Universität Wien bei F. Brentano und in Graz bei A. Meinong (Dr. phil. 1885), habilitierte sich 1888 für Philosophie in Wien und wurde 1896 außerordentlicher, 1899 ordentlicher Professor der Philosophie an der Universität Prag. E. philosophische Interessen galten zunächst der Psychologie, wo er durch seine Abhandlung „Über Gestaltqualitäten“ (in: Vierteljahrsschrift für Philosophie, 1890) einer der Begründer der Gestaltpsychologie wurde, später vornehmlich der Werttheorie und Ethik. Sein Standpunkt in der Ethik ist voluntaristisch, indem er die Ethik auf die Psychologie des Begehrens begründete, und sozial-eudämonistisch und zugleich biologisch-evolutionistisch durch die Beziehung des Ziels des menschlichen Handelns auf das Wohl der Gesamtheit, worunter er die größtmögliche Förderung des biologisch Wertvollen versteht. Damit hängen auch seine Arbeiten über Sexualmoral zusammen, die er selbst um den Preis eines schroffen Gegensatzes zur herrschenden Moral der Monogamie ganz jener eugenisch-evolutionistischen Zielsetzung unterwarf. Seine gestalttheoretische Auffassung hat er auch auf die Bestimmung der Zahlvorstellungen angewandt und ist später noch einmal zur Philosophie der Mathematik in der Arbeit über „Das Primzahlengesetz“ (1922)|zurückgekehrt. Gleichfalls vom Gestaltbegriff ist seine „Kosmogonie“ (1916) beherrscht, indem er den Gang des Weltgeschehens als den Kampf zwischen dem Gestaltprinzip (Gott) und dem Ungestalteten (Chaos) zu begreifen sucht, worin dem Menschen die Rolle des „Mithelfers an Gottes Werken“ zukommt. E. hat sich auch als Dichter versucht, wobei er, durch Bruckner angeregt, vom Musikdrama R. Wagners ausging, aber eine besondere Form des „Chordramas“ durch den Wechsel von dramatischer Handlung und reflektierendem Chor zu gestalten unternahm. – E. Stellung als Philosoph war sowohl hinsichtlich seiner Kosmogonie wie seiner utopischen Vorschläge zur Sexualmoral oft umstritten; darüber dürfen aber seine wissenschaftlich-philosophischen Leistungen durch die Aufweisung der Gestaltqualitäten, seinen Beitrag zum Problem des Primzahlengesetzes und manche wertvolle Anregungen auf dem Gebiete der Werttheorie nicht übersehen werden.

  • Werke

    Weitere W Metaphysische Ausführungen im Anschluß an Emil Du Bois-Reymond, in: SB d. Wiener Ak. d. Wiss., phil.-hist. Kl., 112, 1886: Über Fühlen u. Wollen, ebd. 114, 1887; Zur Philos. d. Math., in: Vjschr. f. wiss. Philos., 1892;
    Werttheorie u. Ethik, ebd. 1893 f.;
    Von d. Wertdefinition z. Motivationsgesetz, in: Archiv f. systemat. Philos., 1896;
    System d. Werttheorie, 2 Bde., 1897/98;
    Die aufsteigende Entwicklung d. Menschen, in: Pol.-anthropolog. Revue 2, 1903;
    Grundbegriffe d. Ethik, in: Grenzfragen d. Nerven- u. Seelenlebens 55, 1907;
    Sexualethik, ebd. 56, 1907;
    Kritik d. Darwinismus, in: Ann. d. Naturphilos., 1908;
    Leitziele z. Rassenbewertung, in: Archiv f. Rassen- u. Ges.biol., 1911;
    Sexualmoral d. Zukunft, ebd., 1922;
    Rel. d. Zukunft, Prag 1929;
    Dichtungen: Allegor. Dramen f. musikal. Komposition gedichtet, 1895 (darin: Der Kampf d. Prometheus);
    Die Stürmer, 3 Chordramen, Prag 1912 (darin: Die Sternenbraut);
    ästhet. Schrr.: Vorrede z. dramat. Dichtung „Der Kampf d. Prometheus“, 1893;
    Die Klärung d. Wagner-Controverse, 1896; Richard Wagner u. s. Apostaten, 1913.

  • Literatur

    R. Meister, in: FF 8, 1932, S. 387 f.;
    M. Brod, in: Kantstud. 37, 1932, S. 313 f.;
    F. Eckstein, Ch. v. E. u. s. Werk, in: Neue Freie Presse v. 15.9.1933;
    Überweg;
    Ziegenfuß;
    Nagl-Zeidler (P);
    ÖBL.

  • Porträts

    Phot. (Wien, Österr. Nat.bibl.).

  • Autor/in

    Richard Meister
  • Zitierweise

    Meister, Richard, "Ehrenfels, Christian Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 352-353 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118529277.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA