Lebensdaten
1577 – 1638
Geburtsort
Tübingen
Sterbeort
Ingolstadt
Beruf/Funktion
Jurist ; Historiker ; Publizist
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119223473 | OGND | VIAF: 7440154
Namensvarianten
  • Besold, Christoph
  • Besold, Christoff
  • Besoldus, Christoph
  • mehr

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Zitierweise

Besold, Christoph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119223473.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ulrich, Hofgerichtsadvokat in Tübingen;
    M Maria, T des Georg Gainbach, Klosterverwalter in Bebenhausen;
    B Johann Georg (1580–1625), Jurist in Tübingen;
    1600 Barbara, T des Burckhardt Breitschwert, badischer Untervogt in Besigheim; 1 T.

  • Biographie

    Ab 1592 studierte B. die Rechtswissenschaft in Tübingen, wo er lebenslängliche Freundschaft mit Johannes Kepler schloß. Im Winter 1597/98 wurde er promoviert. Sodann ließ er sich in das Album der Advokaten am Hofgericht eintragen und setzte, während er diesen Beruf ausübte, die Ausbildung vornehmlich in Sprachen, Bibelkunde, Geschichte und Politik fort. Im April 1600 wurde B. Professor pandectarum an der Universität Tübingen. Als solcher verfaßte er wertvolle Werke über Recht, Geschichte, Politik und Religion. - Herzog Johann Friedrich von Württemberg zog B. zu Staatsgeschäften, insbesondere zu Gutachten über geistliche Stifte heran. Während dieser Zeit wandte sich B. mehr und mehr dem Katholizismus zu, so daß die juristische Fakultät der Universität Tübingen, die sich 1628 gleich den anderen befragten Universitäten im gegenteiligen Sinne ausgesprochen hatte, unter seiner Führung nach Erlaß des Restitutionsediktes 1629 ein Gutachten des Inhalts abgab, daß die Geistlichen in ihren Klöstern und Stiften, die sie zur Zeit des passauischen Vertrages gehabt, gelassen oder wieder in dieselben restituiert werden müßten. B. wurde Ende Juli 1635 Mitglied der in Stuttgart eingesetzten österreichischen Regierung. Anfang August fand seine feierliche Aufnahme in die katholische Kirche statt. Alsbald nach dem Übertritt arbeitete B. fünf Werke zum Nachweis der katholischen Ansprüche auf die in Württemberg gelegenen Klöster und Stifte aus. Das Verhalten B.s erforderte sein Ausscheiden aus dem Lehramt an der evangelischen Universität Tübingen und aus der Stuttgarter Regierung. Der Kaiser erklärte sich bereit, ihn als Reichshofrat nach Wien zu berufen. B. nahm eine Professur in Ingolstadt an. Dort setzte er seine schriftstellerische Tätigkeit neben dem Lehramt fort. Der Kaiser verlieh ihm im Jahre 1636 den Titel eines kaiserlichen Rats. - Die Urteile über B.s Wesen und Wirken gehen auseinander. W. Röscher würdigt ihn als „den wohl größten Staatsgelehrten, den Deutschland in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts besessen habe“.

  • Werke

    Politicorum libri duo, Frankfurt 1620;
    Synopsis doctrinae politicae, Tübingen 1623;
    Principium et finis politicae doctrinae, Straßburg 1625;
    s. a. J. F. Jugler, Btrr. z. jur. Biogr. I, Leipzig 1773. - Von B Joh. Gg. B.: Principia juris feudalis, Tübingen 1616;
    Diss. u. Traktale öffentl.-rechtl. u. württ.-privatrechtl. Inhalts in d. Sammelwerken seines B aufgenommen, vgl. Jugler, a. a. O., S. 127 ff.

  • Literatur

    ADB II (auch f. B Joh. Gg.);
    A. F. Böck, Gesch. d. hzgl. württ. Eberhard-Carls-Univ. Tübingen, Tübingen 1774, S. 110;
    Stintzing-Landsberg I, 1880, S. 692 ff.;
    Heyd II, S. 320 ff., IV, S. 261;
    E. Niethammer, in: Lb. Schwaben II, 1941, S. 11-34 (L, P);
    LThK;
    Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques VIII, 1935, Sp. 1178–80.

  • Porträts

    Ölgem. v. H. W. Schickart, 1618 (Univ. Tübingen).

  • Autor/in

    Emil Niethammer
  • Zitierweise

    Niethammer, Emil, "Besold, Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 178-179 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119223473.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Besold: Christoph B., Jurist, geb. 1577 zu Tübingen, 1598 Doctor der Rechte, Advocat beim Hofgericht in Tübingen, 1610 Professor an der dortigen Universität, trat nach längerer Ueberlegung 1630 (1. August) zu Heilbronn heimlich von der protestantischen zur katholischen Confession über und erklärte diesen Schritt 1635, als nach der Nördlinger Schlacht die Kaiserlichen Würtemberg occupirt hatten, öffentlich. Hierauf wurde er österreichischer Regimentsrath in Würtemberg und 1636, nachdem er Berufungen an den kaiserlichen Hof sowie an die Universität Bologna ausgeschlagen hatte, Professor des Codex und des öffentlichen Rechtes (mit dem Charakter eines kurbairischen Rathes) zu Ingolstadt, starb 15. Sept. 1638. Ein Mann von tadellosem Wandel, ruhigem und besonnenem Wesen, nicht wortreicher aber angenehmer Unterhaltung, in welcher ein satirischer Zug der Eitelkeit gegenüber sich geltend machte, hat B. durch seinen Confessionswechsel bei Zeitgenossen und Späteren schwere Bedenken gegen seinen Charakter wachgerufen. Es scheint jedoch, als ob der Schritt ohne äußere Rücksichten, aus Ueberzeugung erfolgt sei, verursacht durch eine gewisse innere Nichtbefriedigung verbunden mit Unklarheit, welche durch eine nicht Maß haltende Lectüre — B. hatte in seinen Lehrjahren sich die Kenntniß von neun Sprachen angeeignet — insonderheit von theologischen, theosophischen und apokalyptisch-prophetischen Schriften nur genährt wurde, bis dieselbe bei den Mystikern und in der Askese eine ihm behagende Zuflucht fand. B. vertheidigte seinen Schritt durch eine besondere Schrift: „Christlich und rechtliche Motiven, warum Christoph Besold ... vornehmlich dafür gehalten, daß der recht und einig seligmachende Glaub' allein in der Römisch-catholischen Kirchen anzutreffen“ etc. (Ingolstadt 1637 u. ö.), welche in Christian Thomasius und Tobias Wagner strenge Censoren fand, während von katholischer Seite Heinrich Wagnereck für den Convertiten in die Schranken trat. Am meisten wurde es B. verargt, daß er nach seinem Uebertritt (anonym) mehrere Werke ("Prodromus vindiciarum ecclesiasticarum Würtembergicarum“ etc. Tub. 1636. 4 u. ö. — „Documenta. rediiviva monasteriorum praecipuorum in Ducatu Würtembergico sitorum“. Tub. 1636. 4 u. ö. — „Virginum sacrarum monumenta in principum Würtembergicorum ergastulo litterario“ etc. Tub. 1636. 4 u. ö.) veröffentlichte, in welchen er unter Mittheilung vieler Urkunden aus dem Stuttgarter Archive den Nachweis versucht, daß die meisten würtembergischen Klöster von jeher reichsunmittelbar gewesen seien, daß somit den Herzogen von Würtemberg ihnen gegenüber das ius reformandi gefehlt habe. Die Katholiken gründeten darauf den Anspruch, daß ein großer Theil des von Würtemberg besessenen Landes der katholischen Kirche zurückzugeben sei. In der That erwuchsen der Restitution der Herzöge von Würtemberg im westfälischen Frieden gerade aus diesem Umstande Schwierigkeiten. Ob B. daraus ein sittlicher Vorwurf erwächst, daß er seiner religiös-politischen Ueberzeugung durch die an sich werthvollen litterarischen Publicationen Ausdruck gab, mag dahin gestellt bleiben, jedenfalls erblicken wir hier eine Consequenz seines Convertitenthumes, welches ihn auf Bahnen führte, die er schwerlich vorausgesehen hatte. Noch auf seinem Todtenbette beschwor B. seine Gattin, Barbara geb. Breitschwert, die ihm nach beinahe dreißigjähriger unfruchtbarer Ehe eine Tochter geboren hatte, ebenfalls den Protestantismus mit dem Katholicismus zu vertauschen. Dieser Uebertritt zugleich mit demjenigen der achtjährigen Tochter erfolgte drei Monate nach dem Tode des Mannes. Es wurde damals erzählt, die Jesuiten hätten durch einen Gespensterspuk erreicht, was sie durch Ueberredung zu Stande zu bringen nicht vermocht. — In wissenschaftlicher Beziehung gehört B. zur Classe der Vielschreiber. Sein enormer Fleiß, große Belesenheit, ja Gelehrsamkeit, lassen sich nicht bestreiten, allein es fehlt überall an eigenem scharfem Urtheil, Durcharbeitung und der strengen Ordnung, welche einen klaren, tieferblickenden Geist des Autors beweist. Da B. zur Ansammlung seines Materials sich fremder Hülfe zu bedienen pflegte, läßt auch die Zuverlässigkeit der Angaben viel zu wünschen übrig. Christian Thomasius nennt ihn einen Anhänger der Platonischen und Verächter der Aristotelischen Philosophie, Conring spricht ihm (richtiger) philosophische Einsicht überhaupt ab. — Ein langes Verzeichniß der Schriften Besold's gibt unter 92 Nummern Jugler, Beiträge 1. Bd. S. 85—125. Dieselben sind theologischen, publicistischen, privatrechtlichen, processualistischen Inhalts. Das größte Ansehen dürfte bewahrt haben der oftaufgelegte und von Anderen neu überarbeitete „Thesaurus practicus continens explicationem terminorum atque clausularum in aulis et dicasteriis Rom. Germanici Imperii usitatorum, etc.“ (zuerst Tub. 1629. 4, zuletzt Ratisb. 1740. fol.), ein juristisches Reallexikon, in welchem sich hie und da interessante Notizen zur deutschen Rechtsgeschichte finden. Außerdem bemerkenswerth: „Opus politicum“, Argentor. 1641. 4, eine neue Auflage der „Politicorum libri duo“ (zuerst Tub. et Francof. 1618. 4), einer Sammlung von Dissertationen politischen und staatsrechtlichen Inhaltes. — „Synopsis rerum ab orbe condito gestarum“. Arg. 1626. 12 u. ö., Abriß der Weltgeschichte nach Sleidan’schem Muster. — „Consultationes de insignioribus aliquot et inprimis iuris publici quaestionibus“. Tub. 1628. 4 Theile, eine Sammlung von Rechtssprüchen der Tübinger Juristenfaculät (Besold's eigene Arbeiten im 2. Bde.), von der neue Aufl. 1634 und 1661 erschienen, die letzteren unter dem Titel: „Conciliorum Tubingensium etc. tomi VI“. — „Ad ordinationes politicas incluti Ducatus Würtembergici commentar.“, Tub. 1632. 4. u. ö. — „Dissertatio de iudiciario progressu“. Ingolst. 1637. — Ausgg. von Schriften von Joh. Tauler, Joh. v. Staupitz, Hieronymus Savonarola. — Ueber Besold geben Nachrichten: J. F. Reimann, Einleit. in die histor. Litteratur der Teutschen. 3. Th. 3. Hauptstück S. 158 ff. — Jugler, Beiträge I. S. 82 ff. — Böck, Gesch. der Univ. Tübingen S. 110. — Mederer,|Annal. Ingolstad. acad. P. II. pp. 278. 286 ss. — Klüpfel, Gesch. der Univ. Tübingen. S. 78. 80. Berühmtheit hat erlangt der Aufsatz von Spittler in Moser's Patriot. Archiv VIII. S. 433—472, wieder abgedruckt in Spittler's Sämmtl. Werken. 12 Bd. S. 283 ff., vgl. auch ebend. S. 96 u. 97.

  • Autor/in

    Muther.
  • Zitierweise

    Muther, Theodor, "Besold, Christoph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 556-558 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119223473.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA