Lebensdaten
1897 – 1971
Geburtsort
Weißkirch bei Bistritz (Siebenbürgen)
Sterbeort
Innsbruck
Beruf/Funktion
Sprachforscher ; Kulturhistoriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119482991 | OGND | VIAF: 36934271
Namensvarianten
  • Klein, Karl Kurt
  • Klein, K.
  • Klein, K. K.
  • mehr

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Zitierweise

Klein, Karl Kurt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119482991.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1852–1913), Pfarrer, Pfarrers-S;
    M Hermine (1872–1961), T d. Pfarrers Heinr. Csallner;
    B Fritz (1895–1936), Dr. rer. pol., 1925-33 Chefredakteur d. „Dt. Allg. Ztg.“, dann Hauptschriftleiter u. Hrsg. d. Berliner „Dt. Zukunft“ (s. L), Gustav Adolf (* 1899), Gen.dir. d. Hermannstädter Allg. Sparkassa u. Präs. d. Raiffeisen-Ges. f. Siebenbürgen;
    Schw Hermine (* 1901, Dipl.-Ing. Alfred Pilder, Eisenbahnbrückenbauer), Sprachforscherin u. Übersetzerin rumän. Dichtung (33 Bde.), 1958-63 inhaftiert, seit 1969 in Dtld.;
    - Jassy 1925 Ernestine (* 1907), T d. Fabrikbes. Martin Buchholzer u. d. Hermine Bojer;
    5 K (2 früh †).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Hermannstädter Gymnasiums studierte K. in Debrecen, Klausenburg und Marburg Germanistik, Altphilologie und Theologie. 1920 legte er die Examina für Deutsch, Latein und Griechisch, 1923 für Theologie ab. 1921 wurde er in Klausenburg mit einer Dissertation über einen mittelniederdeutschen Codex zum Dr. phil. promoviert. 1922/23 unterrichtete K. am Brukenthal-Gymnasium in Hermannstadt und trat als Redakteur der „Deutschen Tagespost“ hervor. Im November 1923 holte ihn Traian Bratu als Assistent nach Jassy, wo K. bis 1927 auch die Pfarrstelle für die deutsche evangelische Kolonie versah. 1926 habilitierte er sich in Jassy mit der Arbeit „Die deutsche Dichtung Siebenbürgens im Ausgange des 19. und im 20. Jahrhunderts.“ Nach einer Vorlesungstätigkeit am Institut für Grenz- und Auslandsdeutschtum in Marburg 1928-29 wurde K. 1932 außerordentlich Professor für Germanistik in Jassy und Direktor der Universitätsbibliothek, 1939 als Nachfolger seines Lehrers Gustav Kisch (1869–1938,|siehe Literatur), des Führers der „Nösner Germanistenschule“, Ordinarius für deutsche Sprache und Literatur in Klausenburg. Im Sommer 1944 mußte er seine Heimat verlassen und lebte seitdem in Österreich. 1946 erhielt er einen Lehrauftrag an der Universität Innsbruck, 1952 wurde er zum außerordentlichen, 1956 zum ordentlichen Professor für Altgermanistik ernannt (1963 Ruhestand).

    In jungen Jahren trat K., der von starker Heimatliebe beseelt war, dem „Siebenbürgischen Landeskundeverein“ bei, dessen Korrespondenzblatt, die „Siebenbürgische Vierteljahresschrift“, er 1931-41 herausgab und zu einem lebhaften Diskussionsforum für die Forschung des Südostdeutschtums machte. Das „Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde“, dessen 50. Jahrgang er 1944 noch herausgab, konnte wegen der Zeitumstände nicht mehr weitergeführt werden. Nach dem Kriege gehörte K. zu den Mitbegründern der Südostdeutschen Historischen Kommission sowie zu den Herausgebern der „Südost-Forschungen“ (Bände 11-29, 1946/52-70), der „Südostdeutschen Heimatblätter“ (1.-7. Jahrgang, 1952–58), des „Südostdeutschen Archivs“ (Bände 3-13, 1960-70), der „Buchreihe der Südostdeutschen Historischen Kommission“ (Bände 4-25, 1960-71) und der „Ostdeutschen Wissenschaft“ (Bände 8-10, 1961-63). Hier veröffentlichte er eine Reihe seiner Arbeiten, die die drei Bereiche Sprachgeschichte und Mundartforschung, Geschichte und Literatur der Deutschen im Ausland sowie früh- und hochmittelalterliche Literatur zum Gegenstand haben.

    Mit ausgeprägtem historischem Sinn und anschaulicher Denk- und Ausdrucksweise ausgestattet, geht K. nie von abstrakten Fragestellungen aus, sondern von Erscheinungen seiner unmittelbaren Umgebung (Siebenbürgen, Tirol). Immer wieder erfragt er den räumlichen, historischen, politischen, religiösen Hintergrund einer Dichtung, bevor er eine Deutung wagt. Seine Arbeiten zur Sprachgeschichte nehmen ihren Ausgang von der Frage nach der Herkunft der Siebenbürger Sachsen; neben der luxemburgischen Herkunft weist er auf die Einflüsse von Raum und Geschichte auf ihre Sprache hin. Diese Erkenntnis überträgt er auf die gesamte Erforschung der Sprachentwicklung in den deutschen Sprachinseln und Grenzräumen. Von großer Wichtigkeit für die siebenbürgische Sprach- und Herkunftsforschung ist der von Richard Huß (1885–1941, siehe Literatur) und Robert Csallner begonnene „Siebenbürgisch-Deutsche Sprachatlas“, von dem 1962/64 die ersten Teilbände erschienen sind (herausgegeben von K. u. L. E. Schmitt, bearbeitet von K. Rein). Die Drucklegung des 2. Bandes erlebte K. nicht mehr; der 3. Band, eine die Geschichte und die Sprache vereinende Auswertung, blieb Bruchstück.

    K.s bedeutendstes Werk ist die „Literaturgeschichte des Deutschtums im Ausland, Schrifttum und Geistesleben der deutschen Volksgruppen im Ausland vom Mittelalter bis zur Gegenwart“ (1939). Infolge der Veränderungen durch den 2. Weltkrieg kommt dieser umfassenden Inventur und Darstellung über den methodischen Wert hinaus ein einmaliger historischer zu. – K., der leidenschaftliche Patriot, sah seine besten Leistungen in seinen Forschungen zur siebenbürgischen Geistesgeschichte, etwa in seiner Honterbiographie (Der Humanist und Reformator Johannes Honter, Untersuchungen zur siebenbürgischen Geistes- und Reformationsgeschichte, 1935), in seiner Darlegung der „Goten – Geten – Daken – Sachsengleichung in der Sprachentwicklung der Deutschen Siebenbürgens“ (in: Südost-Forschungen, 1952, Seite 84-154) und in der Darstellung der „Nösner Germanistenschule“ (1943).

    Als Germanist untersuchte er immer wieder Wulfila und seine Zeit; er galt als bester Kenner auf diesem Gebiet. Mit dem Freisinger Bischof Arbeo sieht er „Die Anfänge der deutschen Literatur“ – so der Titel eines Buches von 1954 – verknüpft. Wichtige Studien gelten Walther von der Vogelweide und Oswald von Wolkenstein, dessen Werke er herausgab.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Bonn 1939), Dt. Germanistenpreis 1941;
    Mozartpreis 1965.

  • Werke

    Weitere W u. a. Ostlanddichter, 10 Literar. Bildnisstud. siebenbürg.-sächs. Dichter d. Gegenwart, 1926;
    Rumän.-dt. Lit.beziehungen, 1929;
    Dt. Schrifttum in Siebenbürgen, Seine Entwicklung bis auf d. Gegenwart, in: Siebenbürgen, hrsg. v. K. Bell, 1930, S. 103-70;
    Gramatica Limbii Germane, 1935 (mit T. Bratu);
    Limba Germană, 4 Bde., 1935 (mit dems.);
    Der gesamtdt. Gedanke in d. dt. Dichtung d. 19. Jh., in: Von dt. Art in Sprache u. Dichtung, hrsg. v. G. Fricke, F. Koch, K. Lugowski, IV, 1941, S. 315-66;
    Richard Huß, Lb. e. volksdt. Forschers u. Kämpfers, 1943;
    Zur Spruchdichtung u. Heimatfrage Walthers v. d. Vogelweide, 1952;
    Hochsprache u. Mundart in d. dt. Sprachinseln, in: Zs. f. Mundartforschung, 1956, S. 193-229;
    Zur Siedlungsgesch. u. Sprachgeogr. d. ma. dt. Siedlungen in Siebenbürgen, in: Siebenbürg. Mundarten, = Berr. üb. d. Verhh. d. Sächs. Ak. d. Wiss. Leipzig, Philol.-hist. Kl. 104, H. 3, 1959, S. 5-77;
    Die Lieder Oswalds v. Wolkenstein, Unter Mitwirkung v. W. Weiß u. N. Wolf, hrsg. v. K., Musikanhang v. W. Salmen, 1962, ²1975;
    Transsylvanica, Ges. Abhh. u. Aufsätze z. Sprach- u. Siedlungsforschung d. Deutschen in Siebenbürgen, 1963;
    Luxemburg u. Siebenbürgen, Aus d. Vorarbb. z. Siebenbürg.-Dt. Sprachatlas, in: Siebenbürg. Archiv 5, 1966, S. 1-111:|Saxonica Septemcastrensia, Forschungen, Reden u. Aufsätze …, 1971. -
    Hrsg.: Tirol. Sprachatlas, 3 Bde., 1965-71 (mit L. E. Schmitt).

  • Literatur

    H. Hinz, Bücherkde. z. Volks- u. Heimatforschung d. Siebenbürger Sachsen, 1960 (W);
    K. Rein, in: Südostdt. Archiv 10, 1967, S. 236-40;
    ders., in: Südost-Forschungen 30, 1971, S. 296-300;
    E. Thurnher, in: Südostdt. Archiv 14 (gewidmet K.), 1971, S. 1-8 (P);
    A. Schwob, Ausw.-bibliogr. d. Veröff. v. K., ebd., S. 9-26;
    H. Zillich, in: Südostdt. Vj.-bll., Folge 2, 1971, S. 73-76 (P). - Zu B Fritz: Rhdb. (P);
    Wenzel;
    Wi. 1935;
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1936-70;
    - zu G. Kisch:
    K. K. Klein, in: FF, 1938, S. 323 f.;
    - zu R. Huß:
    Biogr. Lex. z. Gesch. Südosteuropas II, 1976.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Klein, Karl Kurt" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 744-746 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119482991.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA