Lebensdaten
1842 – 1912
Geburtsort
Freiburg (Schlesien)
Sterbeort
Ehrwald (Tirol)
Beruf/Funktion
Oberbürgermeister von Berlin
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 116189568 | OGND | VIAF: 54893789
Namensvarianten
  • Kirschner, Martin
  • Kirschner, K. A. Martin
  • Kirschner
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Kirschner, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116189568.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Julius (1802–60), Dr. med., Arzt, S d. Stadtchirurgen Karl Gottlieb Frdr. in Friedland/Schlesien u. d. Juliane Beate Fiebig;
    M Mathilde (1809–70), T d. Kaufm. Joh. Frdr. Langemantel u. d. Carol. Eleonore Theodore Ernst;
    Breslau 1872 Margarethe (1853–1923), T d. Oberpostkommissars Eduard Kalbeck in Breslau u. d. Florentine Schade; Schwager Max Kalbeck ( 1921), Musikschriftsteller (s. NDB XI);
    1 S, 4 T, u. a. Martin (s. 2).

  • Biographie

    K. siedelte 1851 mit den Eltern nach Breslau über, besuchte das Gymnasium und studierte dann in Breslau, Berlin und Heidelberg Jura. Der Vorbereitungsdienst sah ihn wieder in Breslau. Kurze Zeit (1872/73) Kreisrichter in Nakel bei Bromberg, wurde K. Stadtrat, dann Syndikus in Breslau (1873–79). Mit der Einführung der neuen Justizorganisation (Zivil-, Strafprozeßordnung, Gerichtsverfassungsgesetz) 1879 gab er diese Position auf und ließ sich als Anwalt nieder. Bis Ende 1891 gehörte er der Breslauer Stadtverordnetenversammlung an und war Vertreter der Stadt im schlesischen Provinziallandtag. 1892 wurde er zum Bürgermeister von Berlin, 1898 auf 12 Jahre zum Oberbürgermeister gewählt. Bald nach seiner Wiederwahl schied er jedoch Ende Juni 1912 aus dem Amte.

    1½ Jahre lang mußte Berlins neuer Oberbürgermeister ausharren, ehe ihn Ende Dezember 1899 die königliche Bestätigung für sein Amt erreichte. Das Wort „Ich kann warten“ wurde ihm nachgesagt, gab Anlaß zu zahlreichen Witzen und machte K. zugleich populär. Die Verzögerung galt wohl weniger seiner Person als vielmehr dem Magistrat und den Stadtverordneten, die anläßlich der 50. Wiederkehr der März-Revolutionstage beschlossen hatten, die Gräber der Gefallenen im Friedrichshain würdig wiederherstellen zu lassen. Schon in Breslau hatte K. dem dortigen nationalliberalen Stadtoberhaupt Forckenbeck nahegestanden, beide zählten sich nach 1884 zu den Deutschfreisinnigen. – Die schnelle Aufwärtsentwicklung Berlins seit 1871 setzte sich unter K.s Amtsführung fort. Betrug der Etat 1898/99 in Einnahmen und Ausgaben noch 98 Millionen Mark, wies der Haushalt 1912/13 bereits 330 Millionen Mark aus. Für Schulen, Gesundheitswesen und Wohlfahrtspflege konnte sich die Stadt großer Leistungen rühmen. Die Neubauten des Stadthauses, des Märkischen Museums, des Rudolf-Virchow-Krankenhauses, der Irrenanstalten in Buch, des Osthafens entstanden; die (1873 begonnene) mit enormem Kostenaufwand durchgeführte Kanalisation wurde fertiggestellt (1909), neunmal die Spree neu überbrückt. Eine Lebensaufgabe sah K. in dem langen, harten Kampf um die Kommunalisierung der „Großen Berliner Straßenbahn“. Eisern hielt deren Direktor an der Selbständigkeit seiner Gesellschaft fest und wies die wiederholten Angebote der Stadt zurück. Erst im August 1911 wurde ein Vergleich geschlossen, der die Verkehrsgesellschaft verpflichtete, der Stadt für die Benutzung deren Straßenlandes unter anderem 23 Millionen Mark bar zu zahlen. Zunehmend dringlicher wurde das Problem der Schaffung Groß-Berlins. Es rieb die Kräfte K.s schließlich auf. Auf Grund alter Pläne faßte er Eingemeindungen in größerem Umfang ins Auge. Die Vertreter des Staates und der Berliner Magistrat sahen sich einem Geflecht administrativer, sozialer, wirtschaftlicher, polizeilicher und noch anderer einander widerstrebender Interessen gegenüber. Parteipolitische „Gefahrenzonen“ wollte die Staatsregierung vermieden wissen. Gemeinden und Landkreise bangten um Bevölkerungs- und Steuerverluste. Mehr als ein Zweckverbandsgesetz kam bis 1911/12 nicht zustande. Es beschränkte sich auf Nahverkehrsregelungen, Bauordnungen und Bebauungspläne sowie Grünflächennutzung. K. wog seine Gedanken und Pläne sorgfältig ab und bemühte sich, klar, konsequent und gelassen zum Kern einer Sache vorzudringen. Zäh und unerschrocken hielt er am einmal für richtig Erkannten fest. In einem Geheimbundprozeß in Breslau verteidigte er 1887 2 politische Gegner, Sozialdemokraten, „mit Wärme und Schärfe“.

  • Literatur

    BJ 17, S. 124-28;
    E. Kaeber, Die Ob.bgm. Berlins seit d. Steinschen Städteordnung, in: Jb. 1952 d. Ver. f. d. Gesch. Berlins, S. 86-89.

  • Autor/in

    Gerhard Kutzsch
  • Zitierweise

    Kutzsch, Gerhard, "Kirschner, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 675 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116189568.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA