Lebensdaten
1768 – 1843
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Dichter ; Opernlibrettist
Konfession
lutherisch?
Normdaten
GND: 118885235 | OGND | VIAF: 73855532
Namensvarianten
  • Oscar (Pseudonym)
  • Kind, Johann Friedrich
  • Kind, Friedrich
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Zitierweise

Kind, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118885235.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus sächs. Juristenfam.;
    V Joh. Christoph ( 1793), Dr. iur., Oberhof- u. Konsistorialadvokat, zuletzt Stadtrichter in L.;
    M Johanna;
    Schw N. N. ( Gallus, Oberbgm. v. Naumburg);
    Vt Joh. Adam Gottlieb (1747–1826), Prof. d. Rechte in L. (s. ADB 15);
    - 1) 1794 Wilhelmine (1774–95), 2) 1796 Friederike Ihle (1779–1849);
    1 S aus 1), 2 T aus 2), u. a. Roswitha (1814–44, Alexander Kind, Advokat in D.), Schriftstellerin (s. Brümmer);
    N Theodor (s. 2).

  • Biographie

    K. war 1782-86 Zögling der Thomasschule Leipzig und studierte 1786-90 in Leipzig Jura. Nach 2jährigem Volontariat am Justizamt in Delitzsch ließ er sich 1792 in Dresden nieder, wo er 1793-1816 als Rechtsanwalt wirkte. 1814 trat er einem Dichtertee, dem späteren „Dresdner Liederkreis“ bei, nachdem er sich schon zuvor – seit 1800 in Zusammenarbeit mit den Verlegern G. J. Göschen und J. F. Hartknoch – schriftstellerisch betätigt hatte. 1816 gab er seine Anwaltspraxis auf und entfaltete als führender Vertreter der Dresdner Pseudoromantik und vielgelesener Modedichter eine rege literarische Produktion. 1815-32 redigierte er das Beckersche „Taschenbuch zum geselligen Vergnügen“, 1815-19 die „Harfe“, 1821/22 die „Muse“, 1817-26 war er Mitherausgeber der Dresdner „Abendzeitung“ (mit Th. Hell = K. G. T. Winkler) und 1827/28 der kurzlebigen „Dresdner Morgenzeitung“. 1816 begegnete er erstmals C. M. von Weber, durch dessen Vermittlung er 1818 zum sachsencoburg-gothaischen Hofrat ernannt wurde. 1817 begann er mit der Bearbeitung der Freischütz-Novelle A. Apels als Libretto für Webers Oper „Der Freischütz“, wodurch er ebenso bekannt wurde wie durch das von K. J. Braun von Braunthal zum Libretto für K. Kreutzer (1834) umgestaltete Schauspiel „Das Nachtlager von Granada“. K.s Erzählungen sind an Ossian, Wieland und Lafontaine, seine Dramen an Iffland und Kotzebue, seine Gedichte an Matthison orientiert. Im ganzen erweisen sich seine Werke als Produkte eines gefallsüchtigen Modeschriftstellers.

  • Werke

    Weitere W u. a. Romane u. Erzz.: Leonardos Schwärmereien, 2 Bde., 1792/97;
    Makaria, Atlanta u. Kassandra, 1803;
    Leben u. Liebe Rynos u. s. Schwester Minona, 2 Bde., 1804 f.;
    Malven, 2 Bde., 1805/07;
    Tulpen, 7 Bde., 1806-10;
    Roswitha, 4 Bde., 1811-16;
    Das Gespenst, 1814;
    Lindenblüten, 4 Bde., 1818 f.;
    Erzz. u. kleine Romane, 5 Bde., 1820-27;
    Gerhard v. Kügelgen (Phantasie), 1820;
    Sagen, Erzz. u. Novellen, 2 Bde., 1829. -
    Dramat. Werke: Dramat. Gem. (Vergeltung, Prinz Incognito, Die beiden Dohlen), 1802;
    Das Schloß Aklam, 1803;
    Wilhelm d. Eroberer (n. D. Hume), 1806;
    Van Dyks Landleben, 1817;
    Der Weinberg an d. Elbe (Festspiel), 1817;
    Theaterschrr., 4 Bde., 1821-27;
    Schöne Ella, 1822 (dazu Ouvertüre u. Gesänge v. H. Marschner);
    Der Holzdieb, 1825 (Musik v. dems.). - Gedichte, 1808;
    Gedichte, 5 Bde., 1817

  • Literatur

    ADB 15;
    E. Hahn, Der Dichter d. Freischütz, in: Bilder a. d. Dichter- u. Kunstwelt, 1870;
    A. W. Ambros, Der Originalstoff zu Webers Freischütz u. Der erste Keim d. Freischütz-Textes, in: Bunte Bll., ²1896;
    H. A. Krüger, Pseudoromantik, F. K. u. d. Dresdner Liederkreis, 1904;
    F. Hasselberg, Der Freischütz, F. K.s Operndichtung u. ihre Quellen, 1921;
    Th. Cornelissen, Webers Freischütz als Beispiel e. Opernhandlung, Diss. Berlin 1940;
    H. Schnoor, Weber auf d. Welttheater, 1942. ⁴1963 (P);
    G. Mayrhofer, C. Neuner, Sein Leben u. s. Musik z. Tragödie „Der Freischütz“, Diss. München 1933, 1955, Teildr. 1959;
    MGG VII (W, L);
    Goedeke IX (W);
    Kosch, Lit.-Lex. (W, L).

  • Porträts

    Gem. v. M. M. Daffinger, danach Stich v. J. Passini, Abb. b. Schnoor, s. L.

  • Autor/in

    Wilhelm Pfannkuch
  • Zitierweise

    Pfannkuch, Wilhelm, "Kind, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 612-613 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118885235.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kind: Johann Friedrich K., Dichter, bekannt namentlich als Verfasser des Freischütztextes, geb. am 4. März 1768 zu Leipzig, am 25. Juni 1843 zu Dresden. K., der der Sohn eines kenntnißreichen Stadtrichters war, erhielt seine Ausbildung auf der Thomasschule seiner Vaterstadt und wurde zugleich mit dem später als Schriftsteller bekannt gewordenen A. Apel von dem Conrector als Gehülfe bei der Bücherausgabe in der Rathsbibliothek verwendet. Dadurch erhielt|er Gelegenheit eine große Menge von Büchern kennen zu lernen, in denen ihm u. A. auch bereits die nachmals von ihm behandelte Freischützsage aufstieß. Nach Absolvirung der Schule studirte er in Leipzig Jura, promovirte als Doctor und kam 1789 als Volontär an das Justizamt in Delitzsch. Einige Jahre nachher gab er indessen die Beamtencarriere auf, um sich 1793 als Advokat in Dresden niederzulassen. 1816 machte er sich auch von dieser Stellung frei und lebte ausschließlich der Litteratur, seit 1818 zum Hofrath ernannt. K. war ein wenig tiefer Dichter, in dessen Arbeiten die Romantik, kraftlos, verwässert und verdünnt zu Tag trat, aber ein reger Arbeiter, der sich nicht damit begnügte, eine Menge selbständige Schriften in die Welt zu schicken, sondern auch Taschenbücher und Zeitschriften mit Beiträgen versorgte und seit 1815 das Becker’sche Taschenbuch, von 1815—1819 „Die Harfe" (Lpz. 8 Bde.), 1821 und 1822 die Monatsschrift „Die Muse" (ebd. 2 Bde.), von 1817—1826 mit Theod. Hell gemeinschaftlich die Abendzeitung, später auch die Dresdener Morgenzeitung redigirte. Unvergänglich verknüpft ist sein Name mit Weber's Oper „Der Freischütz“, zu der er den Text geschrieben hat und von deren Schicksalen das von ihm herausgegebene „Freischützbuch“ handelt. Andere Operntexte von ihm sind „Das Nachtlager von Granada" von Kreutzer und „Der Holzdieb" von Marschner componirt. Unter seinen Dramen war besonders „Van Dycks Landleben" (1817) und „Wilhelm der Eroberer“ (1806) ein längeres Bühnenleben beschieden. Seine sonstigen dramatischen Schriften sind „Dramatische Gemälde“ (1802), „Das Schloß Acklam“ (1803), „Der Weinberg an der Elbe" (1817), „Theaterschriften" (1821—25, 4 Bde.) und „Schön Ella" (1828). Einige Dramen finden sich auch in Kind's Erzählungssammlung „Tulpen" (1806 bis 1810, 7 Bde.), die er von 1811—16 unter dem Titel „Roswitha" (4 Bde.), von 1817—19 als „Lindenblüthen" (4 Bde.) fortsetzte. Sonstige erzählende Arbeiten von ihm sind „Leonardo's Schwärmereien" (1792 und 1797, 2 Bde.), „Karlo" (1801), „Natalia" (1802—4, 3 Bde.), „Makaria, Atalanta, Kassandra" (1803, die erste Erzählung von Lafontaine), „Leben und Liebe Ryno's und seiner Schwester Minona" (1804 ff., 2 Bde.), „Malven“ (1805, 2 Bde.), „Das Gespenst“ (mit Laun und Schilling (1814), „Erzählungen und kleine Romane" (1820—27, 5 Bde.), „Liebchen von Waldkron" (1824), „Sagen, Erzählungen und Novellen“ (1829, 2 Bde.); ferner die Phantasien „Die Körner-Eiche“ (1813), „Gerhard von Kügelgen" (1820), die Rede mit Chören, „Das Dankopfer" (1816), die „Cantate zum Jubiläo des Königs“ (1820), endlich schwächliche und weichliche Gedichte (1808, 1817—1825. 6 Bde.) und „Der gute Genius“ (1813). — Aus Kind's zweiter Ehe entstammte Roswitha K., geb. am 7. August 1814 zu Dresden, am 4 Novbr. 1843 zu Leipzig, die sich als Dichterin bekannt gemacht hat. Geistig reich beanlagt, genoß Kind's Tochter vorzüglichen Unterricht und übergab die ersten Proben ihres dichterischen Könnens in der Abendzeitung dem Publikum. Dann betheiligte sie sich auch als Mitarbeiterin an der „Zeitschrift für die elegante Welt", an den „Rosen", an den Taschenbüchern „Gedenke mein", „Iduna“ und „Cyanen“ und gab, nachdem sie sich 1841 mit ihrem Vetter, dem Advokaten Alexander Kind in Dresden vermählt hatte, 1843 einen Band „Gedichte“ heraus, die ihrer Zeit gefielen, aber keinen dauernden Werth besitzen.

  • Autor/in

    Joseph Kürschner.
  • Zitierweise

    Kürschner, Joseph, "Kind, Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 742-743 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118885235.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA