Lebensdaten
1503 – 1562
Geburtsort
Rottenburg/Neckar
Sterbeort
Wildberg
Beruf/Funktion
lutherischer Theologe
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 100077153 | OGND | VIAF: 7725534
Namensvarianten
  • Cellarius, Andreas
  • Keller, Andreas
  • Cellarius, Andreas
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Zitierweise

Keller, Andreas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100077153.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans, Ratsherr u. Bgm. in R.;
    M N. N.; Ov 2. Grades Joh. Schulthes, Abt zu Hirsau;
    - Agnes Eycher;
    6 K, u. a. Daniel ( um 1580), Kartograph, Hrsg. d. „Speculum Orbis Terrarum“ v. De Jode (1578/93) (s. ADB 15), Anna ( Augustinus Brunnius, 1538–1618, Pfarrer in Unterjesingen, Kirchenhist.);
    Ur-E Joh. Konrad Dannhauer ( 1666), luth. Theol. (s. NDB III).

  • Biographie

    K. scheint eine Zeitlang im Kloster gelebt zu haben; er hatte gute Hebräischkenntnisse. Im Frühjahr 1524 trat er in Rottenburg in jugendlicher Kühnheit gegen das Papsttum auf. In polemischen Predigten bezeichnete er Fürsten, Könige und Kaiser, die in Gottes Reich regieren wollen, ebenso wie Papst und Bischöfe als „Hanfbutzen“ und „Hudlengesind“. Eigennutz und Geiz der Pfaffen, der „Bauchväter“, sei das Haupthindernis der evangelischen Predigt. „Handwerksleute und Weiber wüßten oft mehr vom Evangelium als die studierten Theologen.“ K. wurde das Predigen verboten, die Pfründe entzogen, aber 1524 wurde er als Helfer in Alt-Sankt Peter in Straßburg angenommen. Drei in Augsburg gedruckte Predigten sind am 25.3., 15.5. und am 31.7.1524 in Rottenburg gehalten worden. 2 Flugschriften widmete K. von Straßburg aus den Rottenburgern. 6 weitere kleine Schriften mit Predigten oder der Behandlung aktueller Fragen ließ K. in diesem Jahr noch in Straßburg drucken. Er widmete sie angesehenen Straßburger Bürgern und Adligen, durch deren Vermittlung er 1524 Pfarrer im straßburgischen Städtchen Wasselnheim wurde. 1525 veröffentlichte er eine Flugschrift über die Streitfrage des Zehnten: Der kirchliche Zehnte habe aus der Schrift keine Berechtigung, der einzelne dürfe ihn aber nicht verweigern; eine für die damalige Zeit ungewöhnliche Stellungnahme. 1530 gab er einen eigenen kurzen (nicht erhaltenen) Katechismus heraus (Bericht der Kinder zu Waselheim in Frag und Antwort gestellt). Nach der Reformation Württembergs leistete K. im September 1536 dem Ruf A. Blarers auf die Stadtpfarrei Wildberg im Schwarzwald Folge. Er wirkte dort 26 Jahre – seit etwa 1551 als Superintendent – in gutem Einvernehmen mit J. Brenz, den Beamten (besonders dem Landhofmeister B. von Gültlingen) und der Bevölkerung. Die Reformation des Dominikanerinnenklosters Reuthin bei Wildberg gelang nur teilweise. 1543/44 gab K. im Auftrag Herzog Ulrichs zwei Gutachten über die Stellung der Evangelischen zum Konzil ab. An der Beratung der Confessio Virtembergica 1551 nahm K. ebenso teil wie an der Stuttgarter Synode 1559 über die Abendmahlslehre. Seine literarische Tätigkeit beschränkte sich auf Übersetzungen (Raymund von Sabunde, Johannes Brenz). K. trat nur ein Jahr lang 1524/25 publizistisch hervor, ohne eine größere Wirkung erzielen zu können, da seine Flugschriften andernorts nicht nachgedruckt wurden. Auf einige Monate reformatorischen Kampfes folgten lange Jahre ruhigen Wirkens beim Aufbau evangelischen Kirchentums.

  • Werke

    alle 1524 ersch. Ein Sermon auf d. Tag d. Verkündung Mariae;
    Ein Sermon auf den Pfingsttag;
    Ein Sermon … vom Gesetz u. Evangelio;
    Eine schöne Auslegung d. 4. Kap. im Buch d. Geschichten d. Apostel;
    Ein schöner Ber., wie Christus allein d. voll Brunn sei aller Gnaden u. Barmherzigkeit;
    Ein kurzer Begriff deren Punkten, so jetzunder v. etlichen als e. neue Lehre genannt werden;
    Auslegung d. ev. Lobgesangs Benedictus;
    Eine schöne Auslegung des 23. Kapitels in Mattheo;
    Ein schön Traktätlin v. d. Barmherzigkeit Gottes. Ein Anzeigung was f. Gott'slästerung in d. Papisten Meß ist;
    Ein schöner schriftl. Ber. aus hl. Schr., was d. alt u. d. neu Mensch sei. – Bibliogr. Short-title cat. … German-speaking countries … now in the Brit. Mus. 1962;
    E. Weller, Rep. typographicum (nebst) Suppl., 1864.

  • Literatur

    ADB 51;
    G. Bossert, D. A. K., in: Bll. f. württ. KG 3, 1888, S. 4-7, 12-15, 19-21, 29-32;
    PRE.

  • Autor/in

    Gunther Franz
  • Zitierweise

    Franz, Gunther, "Keller, Andreas" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 432-433 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100077153.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Keller: Andreas K. (Cellarius), geboren 1503, am 18. September 1562, Theologe, war in der unweit Tübingen gelegenen Hauptstadt der vorderösterreichischen Herrschaft Hohenberg, Rottenburg a. N., dem heutigen Bischofssitz, geboren. Er stammte aus einer alteingesessenen, angesehenen Bürgerfamilie. Seine Bildung holte er sich wahrscheinlich in Wien. Im Frühjahr 1524 erscheint er als Prediger in seiner Vaterstadt, wo Joh. Eberlin 1523 für die Reformation gewirkt hatte und der Pfarrer Nik. Schedlin sammt dem Prediger des Morizstiftes in der Vorstadt Ehingen, Joh. Eicher, der neuen Richtung zugethan waren. Mit jugendlichem Feuer bekämpfte K. die alte Kirche, schonungslos deckte er ihre Schäden auf. Aber seine Lage wurde unhaltbar, da Erzherzog Ferdinand, der neue Herr von Württemberg und den österreichischen Erblanden, am 6. Mai 1524 mit dem Cardinal Campegius nach Stuttgart kam und dann über Tübingen, Rottenburg und Horb nach Freiburg im Breisgau zog. Das Predigen wurde ihm verboten und ihm die Pfründe, die er erst kurze Zeit besaß, entzogen. Aber er hatte schon ein Unterkommen in Straßburg gefunden, wo er Helfer an Alt S. Peter wurde. Doch blieb er in inniger Verbindung mit den Anhängern der neuen Lehre in seiner Vaterstadt, und hielt auch am 31. Juli 1524 noch einmal eine Predigt daselbst. In Straßburg kam er bald in Beziehungen zu den evangelischen Geschlechtern der Stadt, wie zu dem alten Kriegsmann Eckard Zum Trübel, denen er kleine erbauliche Schriften widmete, oder Aufsätze über Tagesfragen, wie den Zehnten. Ende 1524 wurde er zum Pfarrer in Wasselnheim bestellt. Hier verehelichte er sich mit einer Schwester eines Thomas N. und gab 1530 einen kurzen Katechismus in 4 Blättern heraus, der den Titel führte: „Bericht der Kinder zu Waselheim in Frage und Antwort gestellt durch Andream Keller, Diener des Wortes Gottes daselbst“ (Straßburg). Er ist leider verschollen.

    Als die Reformation in Württemberg durchgeführt wurde, berief ihn Ambr. Blarer 1536 auf die Pfarrei in dem Badstädtchen Wildberg an der Nagold am Fuße des Schwarzwalds. Das Städtchen war damals als Mittelpunkt eines ansehnlichen Amtes bedeutender als heut zu Tage. 1542 suchte Straßburg ihn wieder zu gewinnen. Aber man hielt ihn in Württemberg fest, da man ihn als tüchtigen Mann schätzen gelernt hatte, dem auch die Reformation des Dominicanerinnenklosters in Rauthin vor den Thoren Wildbergs gelungen war. Man zog ihn bei wichtigen Berathungen bei. 1543/44 gab er zwei Gutachten ab über die Stellung der Evangelischen zum Concil. Bei der Berathung der Confessio Wirtembergica, welche dem Concil zu Trient überreicht wurde, war er im Juni 1551 anwesend, ebenso bei der Stuttgarter Synode 1559, als gegenüber von Barth. Hagen die Lehre vom Abendmahl genauer festgestellt wurde. 1547 wurde K. mit Einführung der Synodalordnung zum Superintendenten des Amts Wildberg bestellt. Wol fiel durch das Interim diese neue Ordnung dahin, aber 1551 konnten die Superintendenten wieder ihres Amtes walten.

    Seine litterarische Thätigkeit beschränkte K. in der letzten Zeit seines Lebens, die ihn in nahen Verkehr mit Joh. Brenz bei dessen öfterem Aufenthalt in Bulach brachte, auf Uebersetzungen. So übersetzte er 1550 die Theologia naturalis Raymund's von Sabunde, 1553 den 27. Psalm in der Auslegung von Brenz (Köhler, Bibliographia Brentiana, Nr. 275), 1560 die Vorrede von Brenz zum letzten Theil seiner Apologie gegen Peter a Soto und zu Jak. Andreä's Schrift gegen Hosius, Bischof von Ermland. — Ein Sohn von K. ist wol der Kartograph Daniel K. von Wildberg, sein Schwiegersohn der litterarisch sehr thätige Augustin Brunn aus Annaberg, sein Urenkel der Straßburger Theologe J. C. Dannhauer.

    • Literatur

      Fischlin, Memoria theologorum Wirtembergensium, Suppl. 46. 376. — Schnurrer, Erläuterungen der württb. Kirchen- u. Ref.-Geschichte 39, 209. —
      Röhrich, Gesch. d. Reformation im Elsaß 1, 277, 375; 2, 19. —
      Keim, Schwäb. Reformationsgesch., S. 24 ff. —
      Blätter f. württb. Kirchengeschichte (Beiblatt z. ev. Kirchen- u. Schulblatt) 1888, S. 4 ff., wo Ref. ein ausführliches Lebensbild mit Analyse der Schriften Keller's gab. —
      Württb. Kirchengesch. (Stuttgart u. Calw 1892), S. 272. —
      Schneider, Württb. Kirchengeschichte. Beschreibung des Oberamts Rottenburg (1899), S. 1, 383 ff. — Ernst u. Adam, Katechetische Gesch. d. Elsasses bis zur Reformation, S. 98.

  • Autor/in

    G. Bossert.
  • Zitierweise

    Bossert, Gustav, "Keller, Andreas" in: Allgemeine Deutsche Biographie 51 (1906), S. 98-99 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100077153.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA