Lebensdaten
1863 – 1941
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Literaturhistoriker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116192402 | OGND | VIAF: 42583139
Namensvarianten
  • Kauffmann, Friedrich
  • Kauffmann, F.
  • Kaufmann, Friedrich
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Zitierweise

Kauffmann, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116192402.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich ( 1922), Kaufm., aus Kaufm.fam. in Leonberg u. Eßlingen;
    M Karoline Sinz ( 1911);
    1892 Elli (1863–1943), T d. Staatsanwalts Karl Brauns in Marburg u. d. Mathilde Meurer;
    2 S, 1 T, u. a. Hans (* 1896), Prof. d. Kunstgesch. in Berlin;
    E Georg (* 1925), Prof. d. Kunstgesch. in Münster.

  • Biographie

    1881 begann K. in Tübingen das Studium der Klassischen Philologie bei Alfred von Gutschmid und Erwin Rohde, wandte sich jedoch unter dem Einfluß von Eduard Sievers seit 1883 der Deutschen Philologie zu und setzte sein Studium in Freiburg bei Hermann Paul fort, der seine „philologische Gesinnung geformt“ hat. 1886 wurde K. in Tübingen mit einer aus Sievers' Forschungsrichtung erwachsenen Dissertation über „Die Rhythmik des Heliand“ promoviert. 1886-88 trat er als Hilfsarbeiter an Georg Wenkers Deutschem Sprachatlas in Marburg der Mundartenforschung nahe, erreichte 1887 mit dem „Vokalismus der schwäbischen Mundart von Horb“ die Habilitation und arbeitete seine „Geschichte der schwäbischen Mundart im Mittelalter und in der Neuzeit“ (1890) aus. Schon 1888 hatte der 25jährige eine „Deutsche Grammatik“ herausgebracht (⁹1929). 1890 ließ er die „Deutsche Mythologie“ (1890, ²1894) folgen; zu Mythologie und Religionsgeschichte kehrte er zeitlebens zurück. Sprachforschung, in die K. das Skandinavische sowie das römische Lehngut einbezog, bedeutete ihm Einblick in altdeutsche Geistesart. Diesem Streben diente 1891 eine Studienreise nach Dänemark und Skandinavien. 1892 wurde er außerordentlicher Professor in Halle, 1893 ordentlicher Professor in Jena und 1895 in Kiel (1904/05 Rektor, 1928 Emeritierung).

    K.s Spannweite zeigt sich einerseits in der „Deutschen Metrik“ (1896), einer gedrängten Dichtungsgeschichte vom Gotischen bis zum Neuhochdeutschen, andererseits in den „Texten und Untersuchungen zur altgermanischen Religionsgeschichte, I. Aus der Schule des Wulfila“ (1899). Außerdem setzte sich K. für die Landesforschung ein: Im Sinne von Rudolf Virchow rief er zur Erhellung der in Kiels „Museum Vaterländischer Altertümer“ gesammelten und im Lande noch verborgenen Schätze auf (1902) und gab den Anstoß zu einem plattdeutschen sowie friesischen Wörterbuch (ersteres bearbeitet von O. Mensing, 5 Bände, 1927–35). K. erwirkte staatlicherseits die Freihaltung des Danewerkgeländes, wo von den Archäologen später Haithabu aufgedeckt wurde. Die Spätantike wird durch „Mythologische Zeugnisse aus römischen Inschriften“ (1891 folgende) beleuchtet, durch Erklärung von „Hünen“ als germanische Bezeichnung für Römer (1916), vollends durch K.s Rektoratsrede über die „Römisch-germanische Forschung“ (1904) mit Einschluß der Runen und Wulfilas. Dabei beachtet K. südöstliche und orientalischische Wurzeln ebenso aufmerksam wie skandinavische und angelsächsische Verschwisterungen. Sein „Balder“ (1902) untersucht Mythus und Sage auf dichterische und religiöse Züge hin.

    K.s Werk ist durch eine der Klassischen Philologie analoge Ausweitung der Deutschen Philologie zur Altertumswissenschaft gekennzeichnet: Philologie solle nicht bei der Linguistik haltmachen, Sprach- und Sachforschung müßten ineinander greifen; dem Philologen sei die Archäologie und Geschichtsforschung unentbehrlich.

    Durch O. von Gierke fand K. Zugang zum Genossenschaftswesen als spezifischer Form altdeutschen Gemeinschaftslebens (Wörter und Sachen, 1910). Der „Schicksalsglaube der Germanen“ (in: Zeitschrift für Deutsche Philologie 50) wird als Anerkennung einer Rechtsordnung erläutert, die Schicksalsterminologie germanischen Rechtswesen entnommen, was das Schicksal „schafft“, als Rechtsschöpfung statuiert. Die Summe seiner Forschungen und Einsichten findet sich in K.s Hauptwerk „Deutsche Altertumskunde“ (2 Bände, 1913/23). „Erst aus einer Totalanschauung unseres deutschen Volkslebens“, meint K., „gewinnt der Forscher den Blick für die sprach- und literargeschichtlichen Gebilde“. Und so bemüht er sich, nicht nur Sprachgut und Etymologie zu erforschen, sondern auch Kunstgeschichte, Volkskunde sowie Archäologie einzubeziehen und die historischen Zusammenhänge zu beachten. Die „Deutsche Altertumskunde“ war allerdings nur als Grundlage für eine germanisch-altdeutsche Religionsgeschichte gedacht. Auf sie zielten die Abhandlung „Der Stil der gotischen Bibel“ (in: Zeitschrift für Deutsche Philologie 48 und 49), eine prinzipielle Begriffserklärung „Zur Theorie des Mythos“ (in: Archiv für Psychologie 46) und die Auseinandersetzung mit Wilhelm Wundts „Völkerpsychologie“ (in: Zeitschrift für Deutsche Philologie 38 und 42). Zur Ausführung dieses Projekts ist K. die Kraft versagt geblieben; ausgearbeitete Manuskripte sind letztwillig vernichtet worden. – Besondere Hervorhebung bedarf K.s 30jährige Herausgeberschaft der „Zeitschrift für deutsche Philologie“ (1896-1926)|

  • Auszeichnungen

    Geh. Regierungsrat, Ehrenmitgl. d. Ges. f. Schleswig-Holstein. Gesch. (1933).

  • Literatur

    D. Germann, in: Gesch. d. Germanistik an d. Friedr. Schiller-Univ. Jena, 1955 (mit Bibliogr. f. d. J. 1881–95);
    J. Tedsen, Prof. F. K. z. 50j. Doktorjubiläum, in: Kieler Neueste Nachrr. v. 29.1.1936;
    V. Pauls, in: Zs. d. Ges. f. Schleswig-Holstein. Gesch. 70/71, 1943, S. XXIII-XXXVI (P).

  • Porträts

    Kieler Akadem. Taschenbuch f. d. WS 1904/05.

  • Autor/in

    Hans Kauffmann
  • Zitierweise

    Kauffmann, Hans, "Kauffmann, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 342-343 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116192402.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA