Lebensdaten
1882 – 1944
Geburtsort
München
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Kunsthistoriker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116055685 | OGND | VIAF: 10588024
Namensvarianten
  • Karlinger, Hans
  • Carlinger, Hans

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Karlinger, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116055685.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus alter Münchener Handwerkerfam., d. 1684 aus Miesbach zugewandert war;
    V Josef (1846–1916), Seilermeister, S d. Seilermeisters Joh. Nepomuk u. d. Therese Wallner;
    M Anna (1843–1906), T d. Seilermeisters Joseph Mais u. d. Marianne Roithmaier;
    1911 Katharina (1892–1970), T d. Kaufmänn. Dir. Leopold Haßelgruber u. d. Hildegard Daubek;
    2 S, u. a. Felix (* 1920), Prof. d. Romanistik.

  • Biographie

    K. durchlief nach Ablegung der Reifeprüfung am Wilhelms-Gymnasium in München eine Lehre als Stukkateur und Kunstschreiner; erst nach seiner Gesellenprüfung 1905 nahm er an der Universität München das Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Anthropologie auf. 1903/04 war er Sekretär des in Klausen (Südtirol) lebenden ehemaligen türkischen Justizministers Al-Raschid Bey, während seiner Studienzeit Erzieher des Sohnes der Schriftstellerin Helene Böhlau. 1908 promovierte er bei Berthold Riehl und Paul Wolters mit einer Dissertation „Studien zur Entwicklungsgeschichte des spätgotischen Kirchenbaus im Münchener Gebiet“. 1909 trat er in den Dienst des damaligen Generalkonservatoriums (später Landesamt) für Denkmalpflege als Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter; 1914 wurde er zum Konservator ernannt. Die Arbeit unter und mit G. Hager formte K.s Einstellung zur Denkmalpflege nachhaltig. Seine handwerkliche Ausbildung schuf einen Ausgleich zwischen theoretischem Wissen und praktischem Können; diese Verbindung sollte auch für seine späteren wissenschaftlichen Werke von Bedeutung werden. In die Phase am Generalkonservatorium, wo K. hauptsächlich mit der Inventarisierung der Bayerischen Kunstdenkmäler beschäftigt war, fallen seine ersten Veröffentlichungen, darunter die Herausgabe von 9 Bänden der Reihe „Kunstdenkmäler von Bayern“, die Bezirksämter Ochsenfurt (1911), Haßfurt (1912), Stadtamhof (1912), Gerolzhofen (1913), Königshofen (1915), Ebern (1916), Alzenau (1916), Miltenberg (1917) und Eggenfelden (1923). 1919 wurde er zum Kustos der Architektursammlung an der TH München ernannt, wo er sich 1920 habilitierte. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit den beiden Ordinarien für Kunstgeschichte in München, Max Hauttmann (Universität), mit dem er einen Führer durch München herausgab (1922), und J. Popp (TH), ließ ihn auf einen Ruf an die Universität Würzburg (1924) verzichten. 1926 folgte er einem Rufe als Ordinarius für Kunstgeschichte an die TH Aachen, wo er auch gleichzeitig Direktor des Reiff-Museums wurde. Hatte er sich in München primär der bayerischen Kunstgeschichte gewidmet, zugleich aber auch schon über Volkskunst und Handwerkskunst gelesen, so gewann er in Aachen vor allem Kontakt mit der rheinischen Denkmalpflege (Paul Clemen) und über die Aachener Kunstschule mit den neuen Kirchenbauproblemen (Schwarz und Schwippert). Von Aachen aus kam er auch zu einem intensiveren Studium der französischen Gotik, was seinen Niederschlag unter anderem im großen Gotik-Band der Propyläen-Kunstgeschichte (1926) fand. K.s volkskundliche Interessen wurden durch die Zusammenarbeit mit Friedrich von d. Leyen (Köln) weitergeführt. 1929 erhielt er einen Ruf an die Universität Freiburg (Schweiz), dem er ebenso wenig Folge leistete wie dem Angebot, die Nachfolge Hagers als Generaldirektor des Landesamtes für Denkmalpflege in München anzutreten. 1932 kehrte er jedoch als Nachfolger J. Popps an die TH München zurück. Seit 1934 hatte K. zunehmend politische Schwierigkeiten, die auch zum Verbot einzelner Schriften führten. Nach einem Geheime Staatspolizei-Verhör 1938 erlitt er einen Nervenzusammenbruch, von dem er sich bis zum Ende seines Lebens nicht mehr völlig erholte.

    Neben der Erforschung von Formproblemen im Bereich der französischen Gotik lag ein Schwerpunkt von K.s Studien in der 2. Münchener Phase einerseits auf dem Gebiet der bayerischen Kunstgeschichte, andererseits auf Fragen der Volkskunst. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit nahm aber auch seine Vortragstätigkeit an der Volkshochschule und auf dem Lande einen breiten Raum ein; entsprechend erschienen neben seinen akademischen Publikationen populäre „Lesebücher“ – wie sie K. nannte –, die meist Kunstwanderungen zum Inhalt haben. Seine letzten Pläne, die nicht mehr zur Ausführung gelangten, umfaßten ein Buch über die Kunst der Wachau sowie ein Werk über das Verhältnis von Kunst und Religion. – Aus K.s Schule gingen unter anderem hervor: die Dombaumeister von Aachen (F. Kreusch) und Köln (K. Weyres) ferner Friedrich Krauss und Torsten Gebhard|

  • Auszeichnungen

    Senator bzw. Mitgl. mehrerer Akademien.

  • Werke

    Weitere W ca. 200 Aufsätze aus d. Bereich d. Kunstgesch., Ästhetik, Volkskde. u. Lit.;
    35 selbst. Publ., u. a. Altbayern u. Bayr.-Schwaben, 1914;
    Bilder aus Altbayern, 1918;
    Die bair. Bauerntrachten, Btrr. zu ihrer Gesch., 1918;
    Aus Altbayern, Städte u. Bilder. 1920;
    Die hochroman. Wandmalerei in Regensburg, 1920;
    Über roman. Kirchenbauten, 1924;
    Die roman. Steinplastik in Altbayern u. Salzburg, 1924;
    Neuere Postbauten in Bayern I u. III, 1925;
    Dt. Volkskunst: Bayern, 1925, ²1942;
    Die Kunst d. Gotik, 1926, ³1938;
    |Denkmalpflege u. neue Kunst, 1927;
    Bayer. Kunstgesch., 1928, ²1961;
    Theodor Fischer, 1932;
    Arte Gotico, 1932;
    München u. d. dt. Kunst d. 19. Jh., 1933, ²1966 (mit Nachwort v. H. Thoma);
    Im Raum d. oberen Donau. Kunst, Landschaft, Volkstum, 1937, ²1938;
    Dt. Volkskunst, 1938;
    Das Tor Österreichs, 1943;
    Zahl u. Maß, 10 Aufsätze v. Ausdruck u. Inhalt d. got. Welt, 1944.

  • Literatur

    J. M. Ritz, in: Schönere Heimat 41, 1952, S. 21 f. (P);
    F. Karlinger (S), H. K., Ein heiterbesinnl. Curriculum, ebd. 51, 1962, S. 424-27 (P);
    K. Erdmannsdorfer, K.s Bayer. Kunstgesch., ebd., S. 427-29.

  • Autor/in

    Felix Karlinger
  • Zitierweise

    Karlinger, Felix, "Karlinger, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 271-272 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116055685.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA