Lebensdaten
gestorben wohl zwischen 788 und 806
Geburtsort
Wessex
Sterbeort
Heidenheim am Hahnenkamm
Beruf/Funktion
Äbtissin des Klosters Heidenheim ; Heilige
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118628569 | OGND | VIAF: 77109108
Namensvarianten
  • Walburga die Heilige
  • Walburg
  • Walburgis
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Zitierweise

Walburga, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118628569.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Wohl aus adeligem angelsächs. Geschl. in Wessex;
    Eltern unbek.;
    B Willibald ( 787), 1. Bf. v. Eichstätt (s. LexMA), Wunibald (Wynnebald) ( 761), Stifter u. 1. Abt d. Klosters Heidenheim (s. LexMA; Qu, L);
    Verwandte Hugeburc (s. NDB X).

  • Biographie

    Über das Leben W.s ist nur wenig bekannt. Nachrichten lassen sich lediglich der von der Heidenheimer Nonne Hugeburc stammenden|Doppelvita Willibalds und Wunibalds, den 893 anläßlich der Reliquientranslation nach Monheim verfaßten „Miracula s. Walburgis“ des Wolfhard von Herrieden, der um 1150 geschriebenen „Relatio“ des Heidenheimer Abtes Adelbert und der 1309 / 10 entstandenen „Vita s. Walburgae“ des Philipp von Rathsamhausen entnehmen.

    W.s Jugend liegt weitgehend im Dunkeln. Gesichert ist einzig ihre angelsächs. Herkunft, da sie verschiedentlich als Schwester Bf. Willibalds von Eichstätt und Wunibalds, Stifter des Klosters Heidenheim am Hahnenkamm, bezeugt ist; wie diese wurde sie also in Wessex als Kind eines angelsächs. Adeligen geboren. Daß W. eine Tochter Kg. Richards von Wessex und dessen Frau Wuna bzw. Wina war, ist legendär. Möglicherweise erhielt sie ihre Erziehung im Doppelkloster Wimborne. Wohl relativ kurz vor dem Tod Wunibalds am 18. 12. 761 folgte W. ihren Brüdern auf den Kontinent. Anders als gelegentlich vermutet, war sie jedoch nicht Nonne in einem der bonifatianischen Klöster Tauberbischofsheim, Kitzingen oder Ochsenfurt; im Zuge ihrer Einsetzung als Äbtissin des Klosters Heidenheim, das 752 von Wunibald auf Eigenbesitz gegründet worden war, berichtet nämlich Wolfhard von Herrieden in den „Miracula s. Walburgis“, W. habe erst zu diesem Zeitpunkt allen irdischen Pomp abgestreift und sich ganz dem Herrn geweiht.

    Mit der neuen Äbtissin W. kamen auch Nonnen nach Heidenheim; zu diesen gehörte Hugeburc, die nach eigener Aussage ebenfalls aus dem Geschlecht von Willibald, Wunibald und W. stammte. Damit war Heidenheim während des Abbatiats von W. das einzige Doppelkloster in den kontinentalen Missionsgebieten der Angelsachsen. Insgesamt sind die historischen Informationen zum weiteren Leben W.s in Heidenheim jedoch äußerst dürftig. Zwar wurden am 24. 9. 777 die Gebeine ihres Bruders Wunibald erhoben; im darauffolgenden Jahr weihte ihr Bruder Willibald die neue Kirche. Ansonsten gewähren aber lediglich zwei Berichte Wolfhards von Herrieden über die Heilung eines kranken Mädchens und über ein Lichtwunder Einblick in das klösterliche Leben während ihrer Zeit als Äbtissin; der historische Kern dieser Wunderberichte ist nicht zweifelsfrei zu entschlüsseln. Sogar über das Todesdatum W.s schweigen die Quellen; lediglich ihr Todestag am 25. Febr. ist gesichert. Zwar wird in der Literatur vielfach das Todesjahr 779 angegeben, doch sprechen alle Indizien dafür, daß W. erst nach ihrem Bruder Willibald, also frühestens am 25.2.788, und spätestens am 25.2.805 starb, bevor der wohl am 2. 2. 806 verstorbene Bf. Gerhoch von Eichstätt das Kloster Heidenheim in ein Kanonikerstift umwandelte.

    Nachdem W. fast 100 Jahre nahezu vergessen war, erfolgte unter Bf. Otgar (reg. 847?–880?) die Translation ihrer Gebeine nach Eichstätt in die dortige Heilig-Kreuz-Kirche. Diese erhielt bald den Namen W.s; unter Bf. Heribert (reg. 1022–42) wurden ein neuer Kirchenbau errichtet und das heutige Kloster St. Walburg gegründet. Von dort aus breitete sich der Walburgakult seit dem 11. Jh. besonders im dt.sprachigen Raum und in Nordfrankreich rasch aus, so daß W. bald zu einer der populärsten Heiligen wurde. Sie gilt als eine der Nothelferinnen sowie als Schutzpatronin der Seeleute und Schutzheilige gegen Sturm. Dargestellt wird W. als Äbtissin mit Stab und Codex mit einem Ölfläschchen darauf; letzteres verweist auf das sog. Walpurgisöl, welches seit 1042 unter W.s Reliquienschrein austreten soll.

  • Quellen

    |Vita Willibaldi, ed. in: MG SS XV,1, 1887, S. 86–106; Vita Wynnebaldi, ed. in: MG SS XV,1, 1887, S. 106–17; Wolfhard v. Herrieden, Miracula s. Walburgae, ed. in: MG SS XV,1, 1887, S. 538–55; Adelberti Relatio, ed. J. Gretser, Opera omnia, 1737, S. 805–24; Philipp v. Rathsamhausen, Commentarius de vita et rebus gestis S. Walpurgae virginis, ed. in: Acta Sanctorum, Febr. III, 1865, S. 538–68; A. Bauch, Biogrr. d. Gründungszeit, Texte, Übers. u. Erl., 1962, S. 13–122 (Vita Willibaldi), S. 125–85 (Vita Wynnebaldi), S. 249–78 (Wolfhard v. Herrieden [Auszüge]); ders., Ein bayer. Mirakelbuch aus d. Karolingerzeit, Die Monheimer Walpurgis-Wunder d. Priesters Wolfhard, 1979.

  • Literatur

    |ADB 40;
    W. Grothe, Der hl. Richard u. seine Kinder (St. Willibald, St. Wunibald, St. Walpurgis), Diss. Berlin 1908;
    J. Braun, Die hl. W., Äbtissin v. Heidenheim, 1927;
    A. Bauch, Die hl. Äbtissin W., in: Bavaria Sancta 1, 1970, S. 168–85;
    ders., in: Fränk. Lb. IX, 1980, S. 1–10;
    H. Holzbauer, Mittelalterl. Heiligenverehrung, Hl. Walpurgis, 1972;
    M. Mengs, Schrifttum z. Leben u. z. Verehrung d. Eichstätter Diözesanheiligen Willibald, Wunibald, W., Wuna, Richard u. Sola, 1987;
    L. E. v. Padberg, Heilige u. Fam., Stud. z. Bed. fam.gebundener Aspekte in d. Viten d. Verwandten- u. Schülerkreises um Willibrord, Bonifatius u. Liudger, ²1997, S. 47 ff. u. 79 ff.;
    B. Appel, Wunibald u. seine Geschwister, in: 1250 J. Heidenheim am Hahnenkamm, 2002, S. 81–90;
    St. Petersen, Wann starb d. Hl. W.? Zu Leben u. Tod d. letzten Äbtissin v. Heidenheim, in: StMBO 116, 2005, S. 7–18;
    H. Flachenecker, Kirchl. Identifikationsstiftung, Die Heiligen Willibald u. W. u. ihre Fam., in: E. Dolezavá (Hg.), Die Heiligen u. ihr Kult im MA, 2010, S. 385–93;
    St. Weinfurter, „Überall unsere heiligste Mutter W.“, Entstehung, Wirkkraft u. Mythos e. europ. Heiligenkults, in: Female „vita religiosa“ between Late Antiquity and the High Middle Ages, Structures, developments and spatial contexts, hg. v. G. Melville u. A. Müller, 2011, S. 187–206;
    LThK²⁺³;
    LexMA;
    RGG⁴.

  • Autor/in

    Stefan Petersen
  • Zitierweise

    Petersen, Stefan, "Walburga" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 272-274 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118628569.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Walburg, die heilige W. (Waldburg, Walburgis ist die latinisirte Form), eine geborene Engländerin, Schwester des hl. Willibald, des ersten Bischofs von Eichstätt, und des hl. Wunnibald. Ueber ihren weit verbreiteten Cultus, für den man auch eine mythologische Grundlage zu gewinnen versucht hat (siehe darüber Schlecht in der unten angeführten Abhandlung, S. 122), existirt eine ganze Bibliothek, über ihr Leben aber haben wir, wissenschaftlich betrachtet, nur die allerdürftigste Kunde. Daß sie von adeliger Geburt oder gar eine englische Fürstentochter war, ist nicht beglaubigt, und nach den wol noch dem 8. Jahrhundert ungehörigen Lebensbeschreibungen ihrer Brüder unwahrscheinlich. Daß Willibald von seinen Eltern in das Kloster Waltham gebracht wurde, deutet auf Hampshire als die Heimath der Familie. Otloh führt W. unter den Klosterfrauen auf, welche auf den Wunsch des hl. Bonifacius zur Unterstützung der Mission aus England nach Deutschland gekommen seien. Als ziemlich gesichert darf gelten, daß W. erst nach 728 nach Deutschland kam, als sicher, daß sie in dem von ihrem Bruder Wunnibald um 751, wie es scheint, zugleich für Mönche und Nonnen gestifteten Kloster Heidenheim bei Eichstätt lebte und nach Wunnibald's Tode (761) dessen Leitung übernahm. Der Verfasser der Vita Wynnebaldi (Mon. Germ. Script. XV, 114) beruft sich in erster Reihe auf die|(nicht namentlich bezeichnete) Schwester Wunnibald's als seine Zeugin. Ihr Todesjahr ist nicht bekannt, der Erhebung und Uebertragung der Leiche Wunnibald's (um 777) hat sie noch beigewohnt. Ihren eigenen Leichnam ließ Bischof Otkar von Eichstätt, der 881 starb, in feierlicher Procession nach Eichstätt in die Kirche des hl. Kreuzes bringen, die nachher ihren Namen erhielt. Bei dieser Feier war die Aebtissin Liubila von Monheim zugegen und diese erbat sich 893 von Bischof Erchanbold die Oeffnung des Grabes und die Ueberlassung einiger Reliquien Walburg's für ihr Nonnenstift. Nachdem hiezu die Einwilligung des Königs und seiner Räthe ertheilt worden, wurde ihrem Wunsche entsprochen und seitdem theilt sich auch das Kloster Monheim mit dem in Eichstätt bei den Gläubigen in den Ruhm der von Walburg bewirkten Wundererscheinungen. Die Feuchtigkeit, die man bei Oeffnung des Grabes an der Leiche fand (Wolfhard c. 3), gab Anlaß zu dem Glauben an das heilkräftige Walburgisöl, dessen Wirkungen besonders der Jesuit Greiser verherrlichte. Aus Anlaß der Grabeseröffnung forderte Bischof Erchanbold 893 den Priester Wolfhard von Herrieden auf, über die von Walburg gewirkten Wunder zu berichten. So entstand die in den Act. Sanctor. Boll. Febr. III, 523 flg., jetzt auch von Holder-Egger in den Mon. Germ. Script. XV, 535 flg. herausgegebene älteste Lebensbeschreibung der Heiligen, welche an biographischem Werth weit hinter den Lebensbeschreibungen der Brüder und selbst hinter dem Durchschnitt der Legenden zurückbleibt, da Wolfhard über die Lebensumstände seiner Heldin augenscheinlich nichts Näheres wußte und sich daher auf die Erzählung von zwei Wundern, welche sie bei Lebzeiten, und mehrere, die sie nach ihrem Tode gewirkt haben soll, und auf Lobpreisungen ihrer Heiligkeit beschränkt. Noch geringeren historischen Werth haben die jüngeren, ebenfalls in dem erwähnten Bande der Acta Sanctorum gedruckten Lebensbeschreibungen, darunter eine vom Bischof Adelbold von Utrecht, eine poetische von Medibardus (oder Megiwardus) und eine mit mancherlei unbeglaubigten Einzelheiten ausgeschmückte des Bischofs Philipp von Eichstätt.

    • Literatur

      Von der reichen Litteratur aus clericalen Kreisen seien nur erwähnt: (P. Luidl, S. J.) Eichstättisches Heiligthum. München 1750. — Schrödl in Wetzer u. Welte's Kirchenlexikon XI, 782. —
      Schauerte, Die hl. Aebtissin Waldburga. Paderborn 1892. — Schlecht, Die ältesten (bildlichen) Darstellungen der hl. Waldburga (Sammelbl. d. hist. Ver. Eichstätt VII, 1892, S. 111—122).

  • Autor/in

    Riezler.
  • Zitierweise

    Riezler, Sigmund Ritter von, "Walburga" in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 645-646 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118628569.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA