Lebensdaten
1675 – 1760
Geburtsort
Sceaux
Sterbeort
Paris
Beruf/Funktion
Maler ; Hofmaler in Dresden
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 122656849 | OGND | VIAF: 37208
Namensvarianten
  • de Silvestre, Louis
  • Silvestre, Louis
  • Silvestre, Louis de
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Zitierweise

Silvestre, Louis de, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122656849.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Israël S. (1621–91), aus Nancy, Zeichner, Radierer, Kunstverl. in P. (s. Nouvelle Biogr.; M. Audin u. E. Vial, Dict. des artistes et ouvriers d'art de Lyonnais, 1918/19; ThB), S d. Gilles u. d. Elisabeth Henriet;
    M Henriette (um 1644–80, T d. Pierre Selincart, Kaufm. in P., u. d. Marguerite Jamson; UrGvv Claude Henriet (um 1540–1603/04, Maler in P. (s. ThB);
    Gr-Ov Israël Henriet S. (um 1590–1661), Maler, Radierer, Kunstverl. in P. (s. ThB); 3 ältere B u. a. Charles François S. (1667–1738), Maler, Zeichner, Kupferstecher, ging 1693 mit S. n. Rom, Louis S. d. Ä. (1669–1740), Maler, Radierer (beide s. ThB);
    Paris 1706 Marie Catherine (1680–1743), Malerin, fertigte in S.s Werkstatt u. a. Kopien seiner Gem. (s. ThB 16 u. 31; L), T d. Charles Hérault (1644–1718), Landschaftsmaler in P. (s. ThB);
    7 K (4 früh †) u. a. S François Charles (um 1712–80, Maler, 1748 Dir. d. Dresdner Malerak., T u. a. Marie Maximilienne (1708–97), Malerin|(beide s. ThB); Schwägerin Anne Auguste Hérault ( 1771, François Hutin, 1758, Maler, Radierer in P.);
    N d. Ehefrau Charles Hutin (1715–76), Bildhauer, Maler, Radierer (s. NDB X).

  • Biographie

    Durch Herkunft und Erziehung auf den Beruf des Künstlers vorbereitet, besuchte S. die Kurse der Académie Royale, wo er Schüler von Charles Le Brun (1619–90) wurde, dem erfolgreichsten und einflußreichsten franz. Maler der zweiten Hälfte des 17. Jh. und Freund seines Vaters. Nach Le Bruns Tod 1690 trat S. in das Atelier von Bon Boullogne (1649–1717) ein; danach ging er 1693–99 mit seinem älteren Bruder Charles François nach Rom. Dort studierte er die großen Vorbilder der Antike und der Renaissance sowie die Werke der berühmten ital. Zeitgenossen, wie etwa Carlo Marattis. Nach einem weiteren Jahr in der Lombardei und in Venedig kehrte S. 1700 nach Paris zurück und entwickelte eine fruchtbare Tätigkeit. Ludwig XIV. bestellte verschiedene Gemälde bei ihm, u. a. ein Altarbild für die Sakramentskapelle in Versailles. 1701 stellte er sich der Académie Royale vor (Mitgl. 1702), wurde 1706 ,professeur` und 1720 (als er schon in Dresden lebte) ,vice-recteur`.

    1715 nahm S. das Angebot des sächs.-poln. Hofes an, als Hofmaler Kg. Augusts des Starken (1670–1733) nach Dresden zu kommen; noch in Paris stellte er zwei Gemälde fertig, die sich auf die Kavalierstour des sächs. Kurprinzen Friedrich August, des späteren Kg. August III. von Polen, bezogen, sowie das Deckengemälde (Kriegsverlust) für die Paradeschlafzimmer Augusts II. im Dresdner Residenzschloß. In Dresden, wo S. 1716 eintraf, bezog er eine Dienstwohnung am Sitz der alten Dresdner Malerakademie, deren Direktor er 1727 nach dem Tod Heinrich Christoph Fehlings (1654–1725) wurde.

    Zu S.s ersten Aufgaben gehörte es, repräsentative Bildnisse des Königs zu schaffen. Er prägte die gültigen Bildnistypen Augusts II. (gr. Paradeporträt, 1718); weitere Bildnisse Augusts II., der kgl. Familie und der Hofgesellschaft folgten, unter ihnen die strahlend farbigen Damenbildnisse einer „Schönheitengalerie“ (Mitte d. 1720er Jahre). Dekorative Malereien großen Stils waren das Deckengemälde im Thronsaal Augusts II. im Dresdner Residenzschloß, die – von den Zeitgenossen besonders gerühmten – Plafonds im Math.-Physikal. Salon des Dresdner Zwingers sowie das 1742 entstandene Deckengemälde im Brühlschen Palais an der Augustusstraße (alle 1945 zerstört). Ein weiteres Hauptwerk S.s bildet die in riesigem Format gemalte „Familienzusammenkunft zu Neuhaus“, darstellend das Zusammentreffen Kg. Augusts III. und des ganzen Hofes mit der Mutter seiner Frau, der Witwe Ks. Josephs I., Maria Amalie, am 24.5.1737 in Neuhaus in Böhmen – ein weitgehend realistisches Werk (4,79 x 6,74 m, zw. 1737 u. 1742, Kriegsverlust 1945).

    S., der den Regierungswechsel von August dem Starken zu dessen Sohn August III. 1733 reibungslos überstand, spielte in Dresden auch gesellschaftlich eine herausragende Rolle: In seinem Haus trafen sich Künstlerkollegen, Angehörige des Hofes und auswärtige Minister; der sächs. Premierminister Heinrich Gf. v. Brühl (1700–63) gehörte zu seinen besonderen Gönnern. 1741 wurde S. nobilitiert und stand damit auf der Höhe seines Ruhms. Doch der Tod seiner Frau zwei Jahre später und die unsichere politische Lage nach den ersten schles. Kriegen führten ihn 1748 zu dem Entschluß, Dresden nach mehr als 30 Jahren rastloser Tätigkeit zu verlassen und nach Paris zurückzukehren.

    Hier wurde er von seinen Kollegen mit Sympathie empfangen und sofort zum Ancien Recteur, 1752 zum Direktor der Académie Royale gewählt (jährl. Wiederwahl bis zu seinem Tod). Noch in seinem achten Lebensjahrzehnt vollendete er 1752 in Paris ein Altarbild für einen Nebenaltar der Kath. Hofkirche in Dresden (Kriegsverlust), fünf Jahre darauf ein Gemälde, das allem Anschein nach als Verherrlichung der „augusteischen“ Epoche in Sachsen und in Polen gemeint war: „Augustus schließt den Tempel des Janus“ (1757; 2000 für d. Gem.gal. Alte Meister Dresden angekauft).

  • Werke

    Abschied d. Kurprinzen v. seinem Vater, Vorstellung d. sächs. Kurprinzen b. Ludwig XIV. in Fontainebleau, beide 1715 (Dresden, Gem.gal. Alte Meister u. Versailles, Musée national du château);
    Bildnisse Augusts I., Augusts II., d. kgl. Fam. u. d. Hofges. sowie „Schönheitengal.“, alle Mitte d. 1720er Jahre (alle Dresden, Gem.gal. Alte Meister);
    Plafonds im Japan. Palais in Dresden, 1723 (nur f. d. Deckenbild im Gr. Saal e. Zeichnung in Pariser Privatbes. erhalten);
    kl. Entwurfsgem. zu d. drei Deckengem. d. Math.-Physikal. Salons (Versailles, Musée national du château);
    Fam.zusammenkunft zu Neuhaus, Skizze (Louvre;
    kleinere Wiederholung in Schloß Dyck b. Neuss);
    Qu u. W-Verz.:
    R.-A. Weigert, Documents inédits sur L. de S., suivis du catalogue de son Œuvre, in: Archives de l'Art français, Nouvelle Période, XVII, 1931–1932, 1932, S. 361–488 (W-Verz. S. 403–88).

  • Literatur

    R.-A. Weigert, Femmes peintres du XVIIIe siècle, Les deux Marie S., in: Archives de l'Art français, Nouvelle Période, XXII, 1950–1957, 1959, S. 129–35;
    A. Schnapper, L. de S., Tableaux de jeunesse, in: La Revue du Louvre et des musées de|France, 1973, I, S. 21–26;
    H. Marx, L. de S. im Bildnis, in: Sächs. Heimatbll., H. 3, 1973, S. 119–28;
    ders., L. de S., Die Gem. in d. Dresdener Gem.gal., Staatl. Kunstslgg. Dresden 1975;
    L. de S., 1676–1760, francuski malarz dworu Augusta II i Augusta III, obrazy ze zbiorów polskich, Muzeum Pałac w Wilanowie, hg. v. I. Voisé, Ausst.kat. Warszawa 1997;
    X. Salmon, L. de S., Un peintre français à la Cour de Dresde, Ausst.kat. Versailles 1997;
    H. Marx, Staatspropaganda u. Liebeswerben, Die Gem. im Thronsaal Augusts d. Starken im Dresdener Residenzschloß, in: Bau/Kunst – Kunst/Bau, FS z. 65. Geb.tag v. Jürgen Paul, hg. v. G. Lupfer u. a., 2000, S. 192–211;
    ders., Augustus schließt d. Tempel d. Janus, Zu e. Gem. v. L. de S., in: Mélanges en Hommage à Pierre Rosenberg, Peintures et dessins en France et en Italie XVIIe–XVIIIe siècles, 2001, S. 288–97;
    ders. (Hg.), Gem.gal. Alte Meister Dresden, Ill. Gesamtverz., 2 Bde., ²2007;
    ders., Einige Betrachtungen z. Verhältnis zw. d. jungen Anton Raphael Mengs u. L. de S., in: FS z. 80. Geb.tag v. Annaliese Mayer-Meintschel, hg. v. U. Neidhardt u. K. Krüger, 2008, S. 14–25;
    R.-A. Weigert, in: ThB 31 (ältere L);
    Dict. of Art;
    - ausführl. Lb. v. H. Marx im Archiv d. NDB-Redaktion.

  • Porträts

    Selbstbildnis am Rand d. „Familienzusammenkunft zu Neuhaus“ (zerstört);
    Bildniszeichnung v. A. Pesne (Berlin, Kupf.kab.), danach Kupf. v. L. Zucchi, nach 1741 (Singer, Nr. 85253);
    Pastell v. A. R. Mengs (Dresden, Kriegsverlust), Abb. in: Gem.gal. Alte Meister Dresden, Bd. 2, 2007, S. 794 (s. L);
    Pastell v. M. Quentin de La Tour, 1753 (Saint-Quentin, Musée Antoine Lécuyer);
    Öl/Lwd. v. J.-B. Greuze, 1753 (München, Alte Pinakothek) u. v. J. Valade, 1754 (Versailles, Musée national du château).

  • Autor/in

    Harald Marx
  • Zitierweise

    Marx, Harald, "Silvestre, Louis de" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 418-420 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122656849.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA