Lebensdaten
1668 – 1714
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Altenburg (Thüringen)
Beruf/Funktion
Historiker ; Schulmann
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 121754170 | OGND | VIAF: 55011920
Namensvarianten
  • Juncker, Christian
  • Benevoli, Sinceri
  • C. J.
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Zitierweise

Juncker, Christian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121754170.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Andreas ( 1680), kf. Hofschneider in D.;
    M Anna Sibylla Guttdorff;
    Stief-V Joh. Frdr. Knauth, Jurist;
    - 1) 1697 Magd. Barbara (1676–1700), T d. Rektors Joh. Ernst Schade in Schleusingen, 2) 1701 Maria Elisabeth ( 1714), T d. Amtmanns Ephraim Wagner in Römhild;
    4 S (1 früh †), 4 T (1 früh †) aus 2), u. a. Gottlob Frdr. Wilh. (1703–46), russ. Hofkammerrat, Prof. d. Pol. u. Moral in Petersburg (s. ADB 14).

  • Biographie

    1687-91 studierte J. in Leipzig und erwarb bei dem Kirchenhistoriker A. Rechenberg den Magistergrad. J. A. Fabricius und J. Hübner waren seine Studienfreunde, mit denen er weiter in Verbindung blieb. Ende 1695 erhielt er das Konrektorat in Schleusingen. 1705 wurde er Historiograph beider ernestinischer Linien; 3 Jahre später bekam er in Eisenach die Stelle eines Rektors und Bibliothekars. 1711 wurde er Mitglied der preuß. Societät der Wissenschaften. 2 Jahre danach nahm er die ihm angetragene Rektoratsstelle in Altenburg an. J. unterstützte die Bestrebungen Ch. Weises, in den Schulen die deutsche Sprache besser zu pflegen und deutschsprachige Lehrbücher einzuführen. Wie J. Hübner bemühte er sich um eine Verbesserung des Geschichtsunterrichts. Seine schriftstellerische Tätigkeit begann er 1692 mit den „Schediasma historicum de ephemeridibus seu de diariis eruditorum“, die ihn als Kenner der gelehrten Periodika ausweisen. Es folgen Übersetzungen aus dem Französischen: Reisebeschreibungen, Bücher zur Zeitgeschichte, Jouberts „Science des medailles“ und ein anonymes Buch zur historischen Geographie der Niederlande. Bald schließen sich eigene Arbeiten aus diesen Themenkreisen an. Seine numismatischen Kenntnisse verwandte er in einer Biographie Luthers. J.s bleibender Beitrag für die Geschichtswissenschaft ist seine „Anleitung zu der Geographie der mitlern Zeiten“ (1712, P). Mit umfassendem Blick sieht er das Mittelalter, das Problem seiner Bewertung, die Lage seiner Erforschung und die Aufgaben der Mediävistik seiner Zeit. Seine Bestrebungen um die Erforschung und eine positivere Beurteilung des Mittelalters teilten vor allem P. Leyser, J. A. Fabricius und Leibniz, mit dem er korrespondierte. Keiner von ihnen aber umriß die Position der damaligen Mediävistik so klar wie J. Als Historiograph verfaßte er neben Schriften über das sächs. Haus eine „Geschichte der Grafen von Henneberg“, die aber ungedruckt blieb. Als Verwalter der fürstl. Bibliothek in Eisenach gab er einen Katalog dieser Bibliothek heraus, der zugleich als Muster für die Vorarbeiten eines geplanten sächs. Hauptkataloges dienen sollte.

  • Werke

    Weitere W u. a. Notitiae rei Nummeriae, 1695 (Übers. d. o. a. Buches v. Joubert);
    Geograph, u. hist. Beschreibung d. 17 Niederländ. Provinzen, 1698 (a. d. Franz. übers. u. erg.);
    Vita Lutheri, 1699, vermehrle dt. Ausg. u. d. T. Das Güldene u. silberne Ehrengedächtniß d. Dr. Martini Lutheri, 1706;
    Beschreibung d. Rennsteigs (1703), hrsg. v. P. Mitzschke, in: Schrr. d. Rennsteigver. 4, 1911;
    Hist. Nachr. v. d. öff. Bibl. zu Eisenach, 1709;
    Grundlegung z. KG, 1710 (P), 1716, 1720, 1727;
    Linea primae eruditionis universae et historicae philosophicae, 1715;
    Gesch. d. Grafen v. Henneberg (Meiningen, Landesarchiv, Inhaltsverz. b. Feller, Monumenta inedita XII, 1718, S. 31-36).

  • Literatur

    ADB 14;
    W. M. Germon, Ch. J. u. s. Henneberg. Gesch.werk, 1900 (P);
    W. Engel, Ch. J.s wiss. Briefwechsel d. J. 1700-13, in: Zs. d. Ver. f. Thüring. Gesch. u. Altertumskde. 37, NF 29, 1931;
    J. Voss, Ch. J.s Progr. z. Erforschung d. MA, in: Archiv f. Kulturgesch. 47, 1965;
    ders., Ch. J., e. Gel. u. Schulmann d. Leibnizzeit, in: Jb. f. d. Gesch. Mittel- u. Ostdtld.s 16, 1968, S. 307-18 (W).

  • Porträts

    Gem. v. J. H. Wahnes, Abb. in: Anl. z. d. Geogr., s. Text, danach Kupf. v. Krüger (Bamberg, Staatl. Bibl., Slg. Marschalk v. Ostheim);
    Kupf. (mit 42 J.) v. M. Bernigeroth (Berlin, Kupf.kab., Halle, Univ.bibl.).

  • Autor/in

    Jürgen Voss
  • Zitierweise

    Voss, Jürgen, "Juncker, Christian" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 660-661 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121754170.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Juncker: Christian J., Schulmann und Historiker, geb. zu Dresden den 16. October 1668, zu Altenburg den 19. Juni 1714. Nach dem Besuche der Kreuzschule seiner Vaterstadt muß er auch dem Gymnasium in Zwickau angehört haben, da er sich gelegentlich (in seinem Discours von der öffentlichen Bibliotheque in Eisenach, S. 21) als Schüler des berühmten Rectors Daum bezeichnet; aber die Vaterstadt hielt er fort und fort so in Ehren, daß er auf den Titeln seiner zahlreichen Schriften ihren Namen stets dem seinigen hinzugefügt hat. Seine akademischen Studien machte er in Leipzig, wo auch J. A. Fabricius zu seinen Freunden gehörte. Dort erschien auch 1692 seine erste uns bekannte Schrift, worin er eine außerordentliche Vertrautheit mit der periodischen Litteratur seiner Zeit an den Tag legte, unter dem Titel „De Ephemeridibus s. diariis cruditorum in nobilioribus Europae partibus hactenus publicatis"; dort schloß er am Reformationsfeste 1695 in der Universitätskirche seine akademische Studienzeit mit einer ihm übertragenen Rede, welche Luther's Leben aus Medaillen darstellte, und ihn bereits als fleißigen Numismatiker und Historiker|legitimirte. Er erhielt dann 1696 das Conrectorat in Schleusingen, wo er so sehr als tüchtiger Schulmann sich erwies, daß er 1708 als Rector und Bibliothekar nach Eisenach berufen wurde, nachdem er bereits 1705 die Stellung eines Historiographen der sächsischen Ernestiner bekommen hatte. In dem neuen Berufe entfaltete er eine so rege wissenschaftliche Thätigkeit, daß er 1711 von der königl. preußischen Societät der Wissenschaften als Mitglied aufgenommen wurde und zwei Jahre später Director des Gymnasiums in Altenburg wurde. Aber dieses Amt hat er nur einige Monate verwaltet, da der Schmerz über den Tod seiner Gattin wenige Tage später ihm selbst den Tod brachte. — Als Lehrer hat er eine ganze Reihe von Schulausgaben ad modum Minellii erscheinen lassen, des Phaedrus, der ausgewählten Reden Cicero's, des Terenz, Virgil und Horaz, des Florus und Sallust, sowie einzelner griechischer Schriften; den historischen Unterricht hat er durch eine mehr methodische Behandlung aus öder Vernachlässigung zu erheben gesucht, ohne freilich eine durchgreifendere Reform bewirken zu können, wie auch seine Empfehlung veranschaulichender Sammlungen dem Unterrichte nicht sonderlich half. Was er in seinen Programmen und Dissertationen niederlegte, sollte meist den nächsten Aufgaben dienen. In den neben den öffentlichen Lectionen einhergehenden Privatstunden hat er wol besonders der Realien sich angenommen; als Vertreter einer milderen Disciplin aber erweist er sich in der Vorrede zu seiner „Vita Ludolfi“. Als Historiograph der sächsischen Lande wollte er eine Geschichte des Hennebergischen Hauses, eine „Bibliotheca historiae Saxonicae“ u. a. bearbeiten, wie er auch über die sächsischen Wappen zu schreiben gedachte (eine Probe giebt sein Programm über die sogenannte Hussitenfahne in Altenburg, 1714). In diesen Kreis von Arbeiten gehören auch seine „Historische Nachricht von der öffentlichen Bibliotheque des Gymnasiums zu Eisenach“ (1709), die „Historie von der Stadt Eisenach“ (1711) und manche kleine Gelegenheitsschriften. Von allgemeinerer Bedeutung waren: „Vita Lutheri nummis atque iconibus illustrata“ (1699, deutsche Bearbeitung mit Zusätzen unter dem Titel „Goldenes und silbernes Ehrengedächtniß des Dr. L.“, ein sehr reichhaltiges und schön ausgestattetes Buch, 1706 erschienen); „Commentarius de vita scriptisque ac meritis Jobi Ludolfi“ (1710); „Grundlegung zur Kirchenhistorie“ (1710); „Anleitung zur Geographie der mittleren Zeiten“ (1712, wodurch er zu sehr fruchtbaren Betrachtungen hätte anregen können); „Lineae primae eruditionis universae hist. phil.“ (1714). Für populäre Behandlung der Zeitgeschichte war er thätig durch Herausgabe curieuser Geschichtskalender (Ludwigs XIV., Leopolds I. u. a.), zum Theil nach französischen Vorbildern. Auch hat er, gleichen Zwecken dienend, Christian Weise's Schediasma curiosum de Novellarum lectione, das zuerst 1676 erschienen war, mit zahlreichen Erweiterungen unter dem Titel: „Curieuse Gedanken von den Nouvellen oder Zeitungen“, 1706 wieder herausgegeben. Sein „Wohlunterwiesener Briefsteller“, der wiederholt erschienen ist, hat uns nicht vorgelegen. — J. galt unter seinen Zeitgenossen als ein sehr strebsamer Gelehrter und scheint auch eine ausgedehntere Correspondenz unterhalten zu haben.

    S. über ihn J. Gideon Gellius in einer lateinischen Zuschrift an J. A. Fabricius (Dresden 1714, 4.). Chr. Juncker's Ehrengedächtniß (Schleusingen 1715, 4.), Hagen's Geographischer Büchersaal, I. 57 ff.; seines Verkehres mit dem großen Hamburger Polyhistor gedenkt Reimarus, De vita et scriptis J. A. Fabricii (1737), 23, 112, 298.

    Sein Sohn Gottlob Friedrich Wilhelm J., 1702 in Schleusingen geboren, trat nach Beendigung seiner Studien in russische Dienste unter der Regierung der deutschfreundlichen Kaiserin Anna Iwanowna, und brachte es zu|ehrenvoller Stellung; auch nahm er an der Seite des Feldmarschalls Münnich in den Jahren 1736 und 1737 am Türkenkriege Theil und erhielt dabei Gelegenheit zu einer genauen Beschreibung der Ukraine, die zum Theil in Müller's Sammlung russischer Geschichte abgedruckt worden ist. Er starb bereits 1746 in Petersburg.

  • Autor/in

    H. Kaemmel.
  • Zitierweise

    Kämmel, Heinrich, "Juncker, Christian" in: Allgemeine Deutsche Biographie 14 (1881), S. 690-692 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121754170.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA