Lebensdaten
1888 – 1944
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Radierer ; Lithograph ; Maler ; Graphiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118711245 | OGND | VIAF: 29804357
Namensvarianten
  • Jaeckel, Willy
  • Jaeckel, W.
  • Jaeckel, Willi

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Jaeckel, Willy, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118711245.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eduard (1855–1909), Beamter, S d. Bodenmeisters u. Schäfers Ernst u. d. Christiane Rohsal;
    M Anna Bullmann (1863–1943);
    1913 Charlotte (1894–1950), T d. Gustav Sommer u. d. Ludovika Marek;
    Vt Martin, Missionar in Südafrika, Schriftsteller;
    1 S Peter (* 1914), Dir. d. Bayer. Armeemus.

  • Biographie

    J. ging zuerst bei einem Dekorationsmaler in die Lehre. Aus Krankheitsgründen gezwungen, den Beruf zu wechseln, absolvierte er eine Försterausbildung, setzte aber nach deren Beendigung durch, doch Kunstmaler werden zu dürfen. Er besuchte unter härtesten Entbehrungen die Staatl. Kunstschule in Breslau und die Akademie in Dresden unter Otto Gußmann. Zunächst als freischaffender Künstler in Breslau tätig, ging er 1913 nach Berlin. Im gleichen Jahr erregte er dort Aufsehen bei der „Juryfreien Kunstschau“. Bald darauf schloß er sich der Berliner „Neuen Secession“ an und trat sogleich mit großformatigen Bildern hervor. Stets wünschte er in dieser Form tätig zu sein. Alle Bilder dieser Frühzeit sind jedoch durch Kriegseinwirkung verloren gegangen. Das ist besonders zu bedauern bei den 4 Wandbildern im Arbeiter-Speisesaal der Keksfabrik Bahlsen in Hannover. Nach Rückkehr aus dem 1. Weltkrieg wurde J. Mitglied der Preuß. Akademie der Künste. Sein kaum zu überschauendes Oeuvre beweist seine unermüdliche Tätigkeit. Er konzentrierte sich zumeist auf die Beherrschung eines Ausdruckmittels. So arbeitete er bis zu seinem Tode viel in Pastell, immer neue Techniken versuchend. Daneben entstand Graphik in den verschiedensten Techniken, hauptsächlich Kaltnadelradierungen. In der Graphik geht J. über den zu verarbeitenden Augenreiz hinaus. Er versucht hier, das wiederzugeben, was ihn als geistigen Menschen bewegt, wobei ihn besonders das Religiöse anzog. Als seine künstlerische Erbschaft können die 200 Kaltnadelradierungen zur Bibel „Menschgott-Gott-Gottmensch“ gelten, die er selbst als sein Hauptwerk betrachtete. Es entstand 1919-23 in seinem Haus in Gunzesried im Bayer. Allgäu, wo er in völliger Zurückgezogenheit lebte. Nach Vollendung dieses Werkes hörte er bald auf, graphisch tätig zu sein. Es folgten Blumenstücke, Landschaften, Akte und Porträts in großer Zahl. Jetzt interessierte es ihn, den Menschen darzustellen. Unerbittlich zeigte er das „wahre“ Gesicht des Porträtierten, was ihn davor bewahrte, ein Gesellschaftsmaler zu werden. Seit 1925 war J. an der Staatl. Kunstschule zu Berlin als Lehrer tätig, die Sommer unter Freunden auf der Insel Hiddensee verbringend, wo er sich ein Haus baute. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten brachte ihm große Schwierigkeiten. Seine Graphik verschwand aus den meisten öffentlichen Sammlungen. Seine Bilder wanderten in die Keller. Zweimal sollte er sein Amt verlieren, 1933 stellten sich die Studenten vor ihn und 1938 der General d. Flieger Milch. Er konnte bleiben, aber kein Student durfte mehr bei ihm Examen ablegen, ohne Gefahr zu laufen, durchzufallen. Er starb bei einem Fliegerangriff auf Berlin.

    J.s Bilder waren anfangs von einem brutalem Realismus. In seinen Kompositionen war etwas von der Gewalttätigkeit der Zeit. Er gehörte zu den ersten, die den Krieg mit seinen Schrecken anklagten (Mappenwerk: Memento 1914/15, 1915). Die Lösung der ihn beschäftigenden religiösen Probleme befreite ihn dann von der gewalttätigen Form, und es wurde eine Zartheit und Transparenz frei, die gerade in seinen Blumenstücken auf Pastell von höchstem Reiz ist. Nur im Porträt ist noch etwas von der Spannung zum Gegenüber zu spüren. In seiner Zeit war er ein Einzelner, ein Realist mit expressivem Gemüt, keiner Schule zuzuordnen.

  • Werke

    Gem. u. Graphik in: Barmen, Ruhmeshalle (Bildnis d. Frau), Berlin-West, Altes Mus.-Nat.-gal. (Sandgrube), Gal. d. 20. Jh. (Selbstbildnis), Slg. Bröhan (öffentl. zugängl.), Darmstadt, Dresden, Gal. neuer Meister (Fam., bei Brieger, s. L, u. d. T.: Nach d. Geburt), Essen, Hamburg, Kunsthalle (Hl. Sebastian), Karl-Marx-Stadt (Ruhe auf d. Flucht), München, Neue Pinakothek (Japanerin), Graph. Slg. (Selbstbildnis), Regensburg, Ostdt. Gal. (Dünen auf Hiddensee), Breslau (Damenbildnis). -
    Mappenwerke u. ill. Bücher: Kompositionen (Akte), 1915;
    Das Buch|Hiob, mit 13 Lith., 1917;
    Die Enthauptung Johannes d. Täufers, mit 5 Tafeln n. Deckfarbenbildern, o. J. [1918];
    H. Lautensack, Erot. Votivtafeln, mit 7 Lith., 1919;
    Matthäuspassion, mit 16 Lith., 1920;
    Walt Whitman, Grashalme, mit 13 Lith., 1920;
    R. Dehmel, Aber d. Liebe, mit 32 Radierungen, 1921;
    Die Epistel St. Pauli an d. Römer, mit 6 Radierungen, 1922;
    Dante, Göttl. Komödie I: Die Hölle, mit 35 Radierungen, 1923 (mehr nicht ersch.);
    Goethe, Das hohe Lied, mit 7 Radierungen, 1923;
    P. Cohen-Portheim, Das Lächeln d. sieben Buddha, mit 7 Radierungen, 1923;
    W. v. Molo, Fugen d. Seins, mit 8 Radierungen, 1924;
    P. Louys, Lieder d. Bilitis, mit 12 Radierungen, 1924;
    Goethe, Faust I u. II, mit 26 Radierungen, o. J. [1925];
    E. Georg, Die Götter der Tolteken, mit 6 Radierungen, 1927. -Schriftl. Nachlaß:
    Nürnberg, German. Nat.mus.

  • Literatur

    L. Brieger, W. J., [1930];
    E. Cohn-Wiener, W. J., 1920;
    A. Märkisch, W. J., Das graph. Werk, 1963. F. Gurlitt, in: Das graph. Jahr, 1921, 1. T., S. 63 f. (mit Selbstbiogr.), 2. T., S. 16 f., 57, 67;
    W. Unus, in: Velhagen u. Klasings Mhh. 38, 1923/24, S. 169-84;
    P. Zucker, in: Ikarus 1, 1925, S. 92 ff.;
    A. Buesche, W. J. -
    ein Unbekannter, in: Schlesien 3, 1958, H. 1, S. 29 ff.;
    A. Märkisch, Zum Schaffen W. J.s, in: Bildende Kunst, H. 9, 1963, S. 468-73;
    J. Uhlitzsch, Aus humanist. Verantwortung geschaffen, ebd., H. 12, 1971, S. 610;
    Kataloge d. Gedächtnis-Ausstellung, Berlin-Zehlendorf, 1946, d. Ausstellung z. 70. Geb.-tag Berlin Tiergarten, 1958, u. d. Ausstellung z. 75. Geb.tag, Düsseldorf, Gal. Paffrath, 1963;
    ThB;
    Vollmer.

  • Porträts

    Gem. v. E. Fritsch, 1928 (Berlin, Gal. d. 20. Jh.);
    Büste v. M. Müller, 1920 (im Bes. v. S Peter Jaeckel).

  • Autor/in

    Peter Jaeckel
  • Zitierweise

    Jaeckel, Peter, "Jaeckel, Willy" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 263-264 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118711245.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA