Lebensdaten
1877 – 1953
Geburtsort
Kairo
Sterbeort
Jena
Beruf/Funktion
Kinderarzt
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118555278 | OGND | VIAF: 72185819
Namensvarianten
  • Ibrahim, Jussuf
  • Ibrahim, J.
  • Ibrahim, Jussuf Bey Murad
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Ibrahim, Jussuf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118555278.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hassan I. Pascha (1844–1917), Präs. d. med. Hochschule in K., aus ägypt. Adelsgeschl.;
    M Agnes Herzfeld aus Berlin;
    B Aly Ramis (1875–1928), Prof. d. Chirurgie in K. (s. Fischer);
    - 1) 1934 Marion Hoffmann ( 1941), Geigerin, 2) 1950 Charlotte Donadt, Sängerin.

  • Biographie

    I. verließ 1879 mit seiner Familie Ägypten und wuchs in München auf. Hier studierte er Medizin und promovierte über das Problem der perkutorischen Abgrenzung der Milz. Sein ursprünglicher Plan, Psychiater zu werden, wurde schon durch seine erste Anstellung in andere Bahnen geleitet; als unbesoldeter Assistent der Heidelberger Luisenheilanstalt unter Oswald Vierordt begann er sich intensiv der Pädiatrie zu widmen. Dort habilitierte er sich 1904 über die angeborenen Pylorusstenosen im Kindesalter und übersiedelte 1906 nach München. 1907 leitender Arzt des Gisela-Spitals, 1908 Umhabilitierung an die Universität, 1912 ao. Professor und 1914 Chefarzt der Kinderabteilung des Städt. Krankenhauses Schwabing waren seine Münchener Stationen. Nach kurzfristiger Wahrnehmung (1915–17) seines Faches als ao. Professor in Würzburg erfolgte 1917 die Berufung als Ordinarius des neuen Lehrstuhles für Kinderheilkunde an der Jenaer Universität und Leiter des aus Mitteln der Carl-Zeiss-Stiftung zu errichtenden Kinderkrankenhauses. I. blieb in Jena bis zu seinem Tode als aktiver Klinikleiter tätig und lehnte zahlreiche Berufungen ab. Nach dem 2. Weltkrieg zeigte I. ein starkes sozialpolitisches Engagement durch Eintritt in die Liberal-Demokratische Partei der DDR.

    I. verkörperte persönlich und wissenschaftlich in jeder Hinsicht den Typ des großen Klinikers. Er hat die Abgrenzung der Pädiatrie als Lehr- und Forschungsfach intensiv mitgestaltet und wesentliche eigene Forschungsarbeiten beigesteuert. Zentrale Themen waren hierbei Grundlagenuntersuchungen zur normalen und gestörten Verdauungsphysiologie des Neugeborenen („Ibrahimsche Milchpumpe“), die Beschreibung der Soordermatomykose bei Säuglingen („Ibrahimsche Krankheit“ bzw. „Beck-Ibrahimsche Krankheit“), klinische Veröffentlichungen zu den meisten klassischen Kinderkrankheiten sowie mehrere umfassende Darstellungen der kindlichen Nervenphysiologie und -pathologie auf der Basis der Pawlowschen Reflexlehre. Mindestens ebenso bedeutend war sein Eintreten für Probleme der Sozialpädiatrie. Bereits in Heidelberg hatte I. die erste Säuglingsschwesternschule ins Leben gerufen und wiederholte dieses später in Jena; die Jenaer „Ibrahim-Schwestern“ legten 1918 die erste staatliche Prüfung in Säuglings- und Kinderkrankenpflege ab. Die Errichtung von Mütter- und Säuglingsheimen, Kinderkrippen, das erste Kinder-Tuberkulosekrankenhaus (Jena 1923) und eine intensive populärwissenschaftliche Tätigkeit verschafften I. ein außerordentliches persönliches Ansehen und Vertrauen in der Bevölkerung. I. beteiligte sich am Euthanasieprogramm des Nationalsozialismus, indem er ihm anvertraute Kinder auslieferte.

  • Werke

    u. a. Die angeborene Pylorusstenose im Säuglingsalter, 1905;
    Über e. Soormykose d. Haut im frühen Kindesalter, in: Archiv f. Kinderheilkde. 55, 1911;
    Organ. Krankheiten d. Nervensystems, in: M. Pfaundler u. A. Schloßmann, Hdb. d. Kinderheilkde., ab ³1923 ff.;
    Die extrapyramidalen Erkrankungen im Kindesalter, in: Verhh. d. Dt. Ges. f. Kinderheilkde., 1930, S. 42-72. -
    Mitarbeiter: E. Feer, Lehrb. d. Kinderheilkde., 1911 (Nervensystem);
    A. Döderlein, Hdb. d. Geburtshilfe, 1915-21, ²1924 ff. (Erkrankungen d. Neugeborenen);
    F. Penzoldt u. R. Stintzing, Hdb. d. ges. Therapie, 1911-27 (Rachitisbehandlung).

  • Literatur

    H.-U. Köttgen, in: Mschr. f. Kinderheilkde. 100, 1952, S. 241 f. (P);
    H.-R. Wiedemann, in: Kinderärztl. Praxis 20, 1952, S. 238-40 (P);
    ders., in: Archiv f. Kinderheilkde. 147, 1953, S. 1-4 (P);
    A. Peiper, in: Kinderärztl. Praxis 21, 1953, S. 191;
    W. Schneider, Arzt d. Kinder, Aus d. Leben J. I.s, 1971 (P).

  • Autor/in

    Eduard Seidler
  • Zitierweise

    Seidler, Eduard, "Ibrahim, Jussuf" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 111 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118555278.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA