Lebensdaten
um 1470 – 1536
Geburtsort
Kaufbeuren
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Harnischätzer ; Eisenradierer ; Holzschnitzer
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 102508585 | OGND | VIAF: 100331590
Namensvarianten
  • Hopffer, Daniel
  • Hopfer, Daniel
  • Hopffer, Daniel

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Zitierweise

Hopfer, Daniel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102508585.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bartholomäus (erw. 1431-79, vor 1484), Maler in K. (s. L), S d. Klaus;
    M Anna Sendler;
    Ov Peter (erw. 1443-83), Maler (s. L);
    - 1) Augsburg 1493 Justina, Schw d. Sigmund Grimm ( 1527/30), Verleger u. Humanist in A. (s. L), 2) Barbara Bernböck;
    9 S, 6 T, u. a. Jörg (1499–1560), Kaufm. u. Ratsherr in A., Daniel, Maler in A. (s. L), Hieronymus ( 1550), Radierer in A. u. Nürnberg, Lambert, Radierer; E (S d. Jörg) Daniel (1530–99), Waffenätzer, Kupferstecher, Kaufm. in A., Georg (Reichsadel 1590, 1617), Großkaufm., Waffenätzer; Nachkommen Daniel Paul v. H. (1644-98), Jurist, Hofpfalzgraf, Wolfg. Ludwig H. (1648-98), pfalz-neuburg. Hofmaler, hinterließ kostbaren „Stammbaum“ mit mehr als 100 gez. Bildnissen d. bekanntesten Maler seiner Zeit (s. ThB), Erasmus Frhr. v. H. (1719-87), preuß. Staatsrat, Reichskammergerichtsassessor.

  • Biographie

    H. übersiedelt früh nach Augsburg und erwirbt dort 1493 das Bürgerrecht. 1524 wird ihm von Erzherzog Ferdinand ein Wappenbrief ausgestellt. 1532 folgende wird er im Ratsämterbuch genannt. 1532-37 ist er als Zwölfer Delegierter der Malerzunft im Augsburger Rat, 1534 einer der drei Vertreter des großen Rates bei der Vollzugskommission zur Durchführung der Reformation im zwinglianischen Sinne in den Augsburger Kirchen.

    H. war der wichtigste Harnischätzer des Künstlerkreises um Maximilian I. Er trug bei zur ersten Blüte des deutschen Harnischs als Kunstwerk im Zeitalter dieses Kaisers, der spätmittelalterliche Ritterromantik mit neuzeitlich-höfischem Renaissance-Prunk zu verbinden suchte. Mit Sicherheit kann H. der Ätzschmuck der Harnischgarnitur für Mann und Roß für Herzog Friedrich II. von Liegnitz (1512–15, Berlin, Zeughaus) zugeschrieben werden. Aus seiner Spätzeit sind 2 signierte Werke erhalten: eine reich geätzte Schwertklinge (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum) und eine Tartsche (1536, Madrid, Armeria). Zugleich ist die Herkunft der deutschen Eisenradierung von H.s Technik der Eisenätzung verbürgt (der Übergang zu Kupfer als Material erfolgte erst etwa 1540-50). Bei H. können wir deren erstes Auftreten – vor A. Dürer und H. Burgkmair – feststellen. Noch im Adelsbrief Kaiser Rudolfs II. von 1590 an H.s Enkel Georg wird er ausdrücklich als Erfinder der Kupferstechkunst – soll heißen Radierung – bezeichnet. Die Vermutung, daß die Anregung für H. von italienischen Eisenätzungen kam, ist naheliegend. Diese Einflüsse der italienischen Graphik zeigen sich auch sonst in seinem umfangreichen graphischen Werk, das im 2. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts zunächst mit Arbeiten beginnt, die der deutsch-spätgotischen Tradition verpflichtet sind, und dessen Schwerpunkt in ornamentalen und kunstgewerblichen Vorlageblättern liegt. H. hat Eindrücke, die er durch neuartige Werke anderer Künstler empfangen hatte, in seinen Radierungen reproduziert und viel zu deren Bekanntwerden beigetragen. Er ist somit auch einer der frühen (und wichtigen) Vertreter der Reproduktionsgraphik in Deutschland, einer Gattung, die dann besonders in den Niederlanden im Verlauf des 16. Jahrhunderts zu großer Bedeutung kommen sollte. – Eine weitere Gruppe von Radierungen H.s ist vor allem durch die Bezüge zur Gedankenwelt der Reformation – und zwar der Jahre 1522-23 – bemerkenswert. Sein Lutherbildnis (B. 86, E. 90 [B. = A. Bartsch, Le Peintre Graveur VIII, 1808; E. = Eyssen, siehe Literatur]) ist 1523 datiert. Trotz persönlicher Beziehungen (Schwager Sigmund Grimm) ist H.s Tätigkeit für den Holzschnitt (Buchillustration) nur auf wenige, zum Teil ornamentale Blätter beschränkt. Die Radierungen B. 26/27 geben Ansichten der Katharinenkirche in Augsburg wieder. Diese selbständige Darstellung von Kirchenräumen ist in der oberdeutschen Druckgraphik der Zeit gleichfalls ein Novum. Die Wandreliefs der unteren Kanzlei des Rathauses zu Basel sind Kopien nach den trompetenden Genien der Radierung B. 44 (E. 47).

    H.s zeichnerisches Werk ist nicht umfangreich. Es steht, zum Teil als Vorzeichnungen, im Zusammenhang mit seinem graphischen Werk. Gegenüber dem zeichnerischen Werk seiner bedeutenden Augsburger Zeitgenossen H. Holbeinder Ältere und der Jüngere (dieser verließ Augsburg 1516), H. Burgkmair und Jörg Breu ist es bis jetzt noch nicht gelungen, für das Werk H.s eine ausgeprägte persönliche Linie zu sehen. Die Zeichnung in London mit einer Justitia in Architektur von 1529 ist möglicherweise (als Vorzeichnung) im Zusammenhang stehend zu denken mit (nicht erhaltenen) Malereien, die Leonhard Beck 1527/31 für den Perlachturm in Augsburg ausgeführt hat.

    Wenn H. auch nicht zu den großen schöpferischen Künstlerpersönlichkeiten der Dürerzeit gehört, so ist er doch mit seinem Sinn für das Erfassen neuer technischer Möglichkeiten und deren gestalterische Umsetzung ein wichtiger und typischer Vertreter dieses Zeitalters.

  • Literatur

    ADB 13;
    E. Eyssen, D. H., Diss. Heidelberg 1904;
    Stift u. Feder, hrsg. v. R. Schrey, 1927;
    P. Post, Ein Frührenaissanceharnisch v. Konrad Seusenhofer mit Ätzungen v. D. H. im Berliner Zeughaus, in: Jb. d. preuß. Kunstslgg. 49, 1928;
    M. Geisberg, Die dt. Buchill., 1930 f., Nr. 363/64;
    C. H. Baer, Die Kunstdenkmäler d. Kt. Basel-Stadt I, 1932, S. 428, Abb. 321;
    E. Tietze-Conrat, Die Vorbilder v. D. H.s figuralem Werk, in: Jb. d. kunsthist. Slgg. in Wien NF 9, 1935;
    F. Thöne, Einige dt. Pokal-, Kannen- u. Nautilusdarst. d. 16. Jh., in: Pantheon 36, 1944;
    J. G. Mann, Wallace Collection Catalogues III: Arms and armour, 1954, Nr. 239/40, 257, 316;
    W. Wegner, Ein Schwert v. D. H. im German. Nat.mus. in Nürnberg, in: Münchner Jb. d. bildenden Kunst, 3. Folge 5, 1954;
    ders., Btrr. z. graph. Werk D. H.s, in: Zs. f. Kunstgesch., 1957;
    ders., Aus d. Frühzeit d. dt. Ätzung u. Radierung, in: Philobiblon, 1958 (L);
    M. Gebhardt, Architekturdarst. auf Gemälden u. Graphik Augsburger Maler im Zeitabschnitt v. 1490-1550, Diss. Würzburg 1956, S. 105 f., 116 f. (ungedr.);
    J. Büchner-Suchland, Hans Hieber, 1962, S. 52, 73, Abb. 33/34;
    ThB (auch f. Fam.);
    Reallex. z. dt. Kunstgesch. IV, 1958 (Art. Eisenätzung, Eisenradierung). - Zu Ov Peter u. V Bartholomäus: A. Stange, Dt. Malerei d. Gotik VIII, 1957, S. 124;
    - zu S. Grimm:
    ADB IX;
    K. Schottenloher, Der Augsburger Verleger S. G. u. s. Geschäftszusammenbruch, in: Der Sammler 11, 1921, S. 344 f.

  • Autor/in

    Wolfgang Wegner
  • Zitierweise

    Wegner, Wolfgang, "Hopfer, Daniel" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 611-612 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102508585.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hopfer: Daniel H., Kupferstecher. Ueber diesen wie über die beiden mit ihm gleichzeitig lebenden Hieronymus und Daniel hat die Kunstforschung noch lange nicht ihr letztes Wort gesprochen. Die Zeit ihres Wirkens läßt sich nach einzelnen Daten, die ihre Arbeiten tragen, annähernd bestimmen, die Jahre ihrer Geburt wie ihres Todes sind unbekannt, ebenso, ob sie alle drei Einer Familie angehörten. Früher kannte man von H. selbst den Namen nicht; Marolles, der die Hopfentraube beim Monogramm des Künstlers für einen Leuchter hielt, nennt ihn darum maître au chandelier. Die Hopfentraube kann eben so die Pinie des Stadtwappens von Augsburg vorstellen, denn Daniel H. stammte aus dieser Stadt, war auch daselbst thätig. Auf einem Blatte kommt die Jahreszahl 1523 und auf einem zweiten 1527 vor. Er erhielt 1524 einen Wappenbrief vom|Kaiser, der aus Nürnberg datirt. Auf eine Beziehung des Meisters zu Nürnberg dürfte der Umstand hinweisen, daß seine zahlreichen Platten sich in dieser Stadt später fanden. Die Arbeiten Hopfer's, wie auch der beiden andern Namensverwandten sind auf Eisenplatten radirt und geätzt. Man nennt H. geradezu den Erfinder dieser Stichgattung und wenn er, wie die vielen Ornamentstiche seiner Hand zu beweisen scheinen, auch ein Goldschmied war, so konnte er leicht dahin kommen, das Verfahren der Aetzung von Linien auf Rüstungen und Goldschmiedwaaren auf Platten zu übertragen. Da er aber Eisenplatten wählte, so wurden sie bald rostig, weshalb Abdrücke vor den Rostflecken sehr selten sind. Für die beiden anderen H. ist der Name beglaubigt, da er auf einzelnen Blättern derselben ganz ausgeschrieben erscheint. Ob sie auch in Augsburg lebten, ist ungewiß, da ihr Name in den städtischen Archiven nicht vorkommt. Hieronymus H. nennt auf einzelnen seiner Arbeiten die Jahre 1520, 1521 und 1523 als die Zeit ihrer Entstehung. Alle die Künstler haben meistentheils nach den Stichen älterer Meister copirt, so nach Dürer, Mantegna und anderen sehr seltenen italienischen Blättern, so daß ihnen eine reiche Sammlung solcher Kunstblätter zur Verfügung stehen mußte. Kunsthändler David Funk in Nürnberg brachte 230 Platten aller drei Stecher zusammen, die er numerirte und unter dem Titel Opera Hopferiana im 17. Jahrhundert herausgab. Die Ornamente haben in dieser Sammlung noch den meisten Werth.

    • Literatur

      Bartsch, P.-Gr. VIII. Passavant III. 288. Nagler, Mgm. II. 1131.

    • Korrektur

      S. 105. Z. 21 v. o.: Zu Daniel und Hieronymus Hopfer vgl. auch A. F. Butsch, Die Bücherornamentik der Renaissance [I] S. 15 ff., wo einige genauere Data über die beiden Künstler gegeben sind. Darnach kommt D. H., ursprünglich Maler, als solcher vom Jahre 1500 an in den Maler- und Steuerbüchern der Stadt Augsburg vor. Von 1514 an lieferte er den Officinen auch Zeichnungen für Bücherornamentik, namentlich Bordüren und Initialen, „welche sich durch lebhafte Phantasie auszeichnen, denen aber ruhige Entwicklung u. Aufbau mangelt.“ Brüder von D. H. waren Hieronymus und Lambert H. Letzterer kommt in den Steuerbüchern gar nicht, ersterer nur von 1529—31 vor. Ein Rathsdecret vom 28. Januar 1529 gestattet ihm ein Jahr in Nürnberg zu wohnen. Steiff.

  • Autor/in

    Wessely.
  • Zitierweise

    Wessely, Joseph Eduard; Steiff, Karl, "Hopfer, Daniel" in: Allgemeine Deutsche Biographie 13 (1881), S. 104-105 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102508585.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA