Lebensdaten
1852 – 1917
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Vor- und Frühgeschichtler ; Prähistoriker ; Archäologe ; Professor in Wien
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117526010 | OGND | VIAF: 68919437
Namensvarianten
  • Hoernes, Moritz
  • Gernes, M.
  • Hoernes, Moriz
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Zitierweise

Hoernes, Moritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117526010.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Moritz (1815–68), Dr. phil., Geologe, Paläontologe, Vorstand d. Hofmineralienkab. in W. (s. ADB 13; ÖBL), S d. Adam (1768–1817), aus Karlstadt/Main, Haushofmeister b. Joh. Philipp Gf. v. Stadion u. Joh. Gf. v. Pálffy, u. d. N. N. Czerwenka;
    M Aloysia (1819–1902), T d. Dr. med. F. Strauß u. d. Aloysia Partsch;
    Ur-Gvv Franz Czerwenka (1745–1801), k. k. u. esterház. Hofmusiker;
    Groß-Om Paul Partsch (1791–1856), Vorstand d. Hofmineralienkab. (s. ADB 25);
    Tante-m Hermine ( Eduard Sueß, 1831–1914, Geologe);
    B Rudolf (s. 2);
    Vt Hermann v. H. (österr. Adel, 1916, 1858-1948), Oberst, Vf. luftfahrttechn. Bücher, führte 1890 d. 1. österr. Nachtballonfahrt (Wien-Posen) aus, setzte sich f. Verwendung v. Luftfahrzeugen f. Meteorol. u. Transport ein (s. W, L);
    - Wien 1889 Emilie, T d. Joh. Edlen v. Savageri u. d. Magdalena N. N.;
    1 T.

  • Biographie

    H. studierte 1870-73 in Wien, 1874/75 in Berlin, 1875-77 wieder in Wien, wo er 1878 in den Fächern klassische Archäologie und Philologie doktorierte. Seine wichtigsten Lehrer waren A. Conze und W. von Hartel. 1878 nahm er als Leutnant am Okkupationsfeldzug in Bosnien teil. Im Zusammenhang damit erfolgten 1879 und 1880 zwei Reisen nach Bosnien und 1880-85 die auswertenden Studien und Publikationen geographischen, klassischarchäologischen, historischen und volkskundlichen Inhaltes. 1885 an der prähistorischen Sammlung des Naturhistorischen Hofmuseums angestellt, wandte er sich vollständig der Urgeschichtsforschung zu und habilitierte sich 1892 für prähistorische Archäologie an der Universität Wien. Als erster Vertreter dieses Faches an einer deutschen Hochschule wurde er 1899 unbesoldeter, 1907 besoldeter außerordentlicher Professor, 1911 Ordinarius. Seinem Werdegang entsprechend, hat H. in seinen Einzelarbeiten lebenslang vor allem die Urgeschichte Österreichs, mit besonderer Betonung des Südostens und der Hallstattperiode gepflegt, ohne viel Neigung zur Feldarbeit zu besitzen.

    Besonders verdienstlich war seine Gründung der „Wissenschaftlichen Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina“ (13 Bände, 1893–1917). Von 1890 an weitet sich sein Interesse auf die allgemeine Urgeschichte aus. Durch seine „Urgeschichte des Menschen nach dem heutigen Stand der Wissenschaft“ (1892) erwarb er sich einen internationalen Namen. Seine „Urgeschichte der bildenden Kunst in Europa von den Anfängen bis um 500 vor Christus“ (1898) war die erste Zusammenfassung dieses Stoffes. Für weitere Kreise berechnet war die „Natur- und Urgeschichte des Menschen“ (2 Bände, 1909, italienisch 1912), in der Archäologie, Ethnologie und physische Anthropologie zu einem großartigen geistvollen Gesamtbild vereinigt wurden, allerdings in jener mehr äußerlichen Art, wie sie der damaligen Methodenlage entsprach. Es darf als die letzte spätreife Frucht des „naturwissenschaftlichen“ Forschungsstiles des 19. Jahrhunderts angesehen werden. Doch war H. vor allen Exzessen durch seine klassische Vorbildung bewahrt. Die 2. Auflage der „Urgeschichte der bildenden Kunst“ (1915, ³1925 herausgegeben von O. Menghin) hat trotz des gleichen Titels mit der ersten so gut wie nichts zu tun und ist ein noch heute unentbehrliches Kompendium der prähistorischen Kunst, jedoch ohne systematische stilgeschichtliche Durchdringung. H. war ein äußerst geist- und temperamentvoller, anregender Lehrer, dessen Zug zur Universalität sich in seiner Schule weiterverpflanzt hat, ein vorzüglicher Redner, musisch beschwingt und selbst Dichter. Seine Lyrik erschien pseudonym; für Hugo Wolf schuf er den Operntext Manuel Venegas, dessen Vertonung wegen des vorzeitigen Todes des Komponisten leider nicht über Anfänge hinauskam.

  • Werke

    Weitere W Dinar. Wanderungen, 1888;
    Zur prähist. Formenlehre, in: Mitt. d. Prähist. Komm. 1, 1893 u. 1897;
    Urgesch. d. Menschheit 1895 (Slg. Göschen), 4 Aufll. bis 1912, spätere Aufl. hrsg. v. F. Behn, russ. 1898, engl. 1900;
    Der diluviale Mensch in Europa, 1903;
    Die Hallstattperiode, in: Archiv f. Anthropol., 1905;
    Kultur d. Urzeit, 3 Bde., 1912 (Slg. Göschen), Neuaufl. v. F. Behn, span. Übers.;
    Das Gräberfeld v. Hallstatt, s. Zusammensetzung u. Entwicklung, 1921;
    Referate in: Jastrows Jberr. d. Gesch.wiss., 1890-94. -
    Zu Vt Hermann: Die Luftfahrzeuge d. Zukunft f. Personen- u. Warenverkehr …, 1891;
    Über Ballonbeobachtungen u. deren graph. Darst. mit bes. Berücksichtigung meteorolog. Verhältnisse, 1892;
    Lenkbare Ballons, 1902. -
    Hrsg.: Buch d. Fluges, 3 Bde., 1911 f.

  • Literatur

    O. Menghin, in: Wiener Prähist. Zs. 4, 1917 (W-Verz., P);
    R. Much, in: Alm. d. Wiener Ak. 68, 1918;
    DBJ II (Tl.);
    ÖBL (W-Verz.). - Zu Vt Hermann: O. Regele, in: Bll. f. Technikgesch. 12, 1951;
    H. Löw, Österr. Pioniere d. Luftfahrt, 1954;
    ÖBL.

  • Porträts

    Ölgem. v. H. Andre (Wien, Univ., Inst. f. Ur- u. Frühgesch.).

  • Autor/in

    Oswald Menghin
  • Zitierweise

    Menghin, Oswald, "Hoernes, Moritz" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 358-359 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117526010.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA